“Für mich geht es bei dieser Sache um die Existenz”

Der von den TBC-Infektionen in seinem Betrieb betroffene Landwirt hofft auf die Vermeidung des Worst-Case-Szenarios.
Schwarzach Viel wollte jener Viehbauer im Bregenzerwald, der in seinem Stall über 100 Rinder beherbergt, zu den Verdachtsfällen auf seinem Hof nicht sagen. Nur so viel: “Es geht hier für mich um die Existenz. Es ist eine Katastrophe”, äußerte sich der Mann gegenüber den Vorarlberger Nachrichten. Bei einem in Deutschland geschlachteten Tier, das vom Hof des Bregenzerwälders stammt, war der TBC-Erreger entdeckt worden. Bestätigt ist der Fall noch nicht. Die Untersuchungen laufen. Auch auf 60 weiteren Kontaktbetrieben des betroffenen Hofes sind Tests bereits voll angelaufen.

Gespannte Ruhe
Es herrscht gespannte Ruhe. Auch bei Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (58). “Ich will darüber reden, was als Folge dieses Verdachtsfalles sonst noch alles passieren könnte. Es ist das schon in seiner Dimension sehr dramatisch”, beschreibt der LK-Präsident seinen Gemütszustand. Moosbruggers Hoffnung: “Ich hoffe, dass die Infektion nicht schon auf der Alpe stattgefunden hat, sondern später, vielleicht im Stall. Das würde ein wesentlich geringeres Risiko bedeuten und auch die Kontaktbetriebe entlasten.”

Dass die Tiere eines Hofes zur Minimierung der Ansteckungsgefahr künftig nur noch zusammen auf eine Alpe geschickt und nicht auf mehrere Standorte verteilt werden, hält Moosbrugger für nicht umsetzbar. “Hier geht es um ein komplexes System mit Weiderechten und anderen Regelungen. Das kann nicht so einfach über den Haufen geworfen werden.”

Termin mit dem Betroffenen
Moosbrugger erneuert seine Forderung nach einer deutlichen Reduktion des Rotwildbestands und verlangt auch Änderungen bei der Wildfütterung. “Es geht da um die Intensität der Fütterung und was da gefüttert wird. Da hat man den Bogen überspannt.” Mit dem betroffenen Landwirt trafen sich Moosbrugger und Agrarlandesrat Christian Gantner (44) zur Erörterung der Situation. Auch Entschädigungen für allfällige Verluste und die weitere Vorgangsweise in der jetzigen Situation waren Thema.
Letztes Jahr kein TBC-Fall
Aus Jägersicht verteidigte Landesjägermeister Christoph Breier (74) die Weidmänner. “Die Abschussquote beim gesamten Schalenwild wurde übererfüllt. Auch wenn beim Rotwild in den Risikogebieten nicht überall die 100 Prozent erreicht wurden. Wir haben den Fokus dieses Jagdjahr auf ältere Tiere gelegt. Bei denen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Erreger in sich tragen, größer.”

Breier möchte zudem festhalten, “dass die TBC-Gefahr nicht nur durch das Wild im Wald und auf den Alpen besteht. Der Erreger wird vor allem auch durch den Viehverkehr verbreitet.”
Was das TBC-Jahr heuer noch auf Lager hat, wird sich erst zeigen. Tatsache ist: Im vergangenen Jahr gab es keinen einzigen bestätigten Fall. Ein Faktum, das auch durch den schneearmen Winter erklärt werden konnte. Das Wild war damals in höheren Lagen unterwegs, wodurch es zu wenigen Bewegungen kam.

Die Rekord-TBC-Saison gab es 2020. Damals fielen 145 Tiere der Seuche zum Opfer.