Kunst, Kritik oder Scherz?

Die kreative Gruppe „The Normal Group“ verwandelt Kritik in Kunst und sorgt mit verschiedenen Designs für Diskussionen.
Bregenz In den vergangenen Tagen sorgt die Website der Gruppe „The Normal Group“ für reichlich Gesprächsstoff. Die Gruppe bezeichnet sich auf ihren Social-Media-Kanälen als eine kreative Familie, die Technologie, Narrative und visuelle Kultur verbindet. Mit beziehungsorientierten Experimenten schafft die Gruppe Werke und Räume, die sowohl verbinden als auch provozieren.
Der Bregenzer Bahnhof
Ihr neuestes Projekt greift den seit Jahren in Verruf stehenden Bregenzer Bahnhof auf. Das Bahnhofsgebäude wurde bereits mehrfach unter die hässlichsten Bahnhöfe Österreichs gewählt – die Rolltreppen sind seit Frühjahr 2024 außer Betrieb, und ein immer präsenter Eimer fängt das Regenwasser auf, das durch das undichte Dach dringt.

Der „heilige Kübel“, wie er inzwischen ironisch genannt wird, hat landesweite Bekanntheit erlangt und wird in Glossen oft als Sinnbild für das Versagen der Infrastruktur belächelt.

Auf der Website „bregenzbahnhof“ verkauft die Gruppe Merchandise-Artikel, darunter T-Shirts mit verschiedenen Motiven: Auf einem Shirt steht der Bahnhof in Flammen, im Hintergrund prangen die olympischen Ringe, flankiert vom Logo der Stadt Bregenz.

Ein anderes Design zeigt die Aufschrift „Bregenz Bahnhof 2025“ in blau-roter Schrift, umrahmt von Sternen – eine Anspielung auf US-Wahlkampflogos. Auch der „heilige Kübel“ wird angeboten, nämlich als „einzigartiges Ready-made“ mit Geotag und Signatur. Der Preis: stolze 1000 Euro.

Bevor man den gewünschten Artikel tatsächlich kauft, steht in großer Schrift, dass eine Abholung der Produkte ausschließlich am Bregenzer Bahnhof möglich ist, Termine werden per E-Mail vereinbart. Mit dieser Inszenierung kombiniert die Gruppe satirische Kritik mit einer absichtlichen Verfremdung des Alltags, die dazu einlädt, die Problematik des Bahnhofs aus einer künstlerischen Perspektive zu betrachten.
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Kunst
Wer hinter der “Normal Group” steckt, ist unbekannt. Bereits in der Vergangenheit hat die Gruppierung für Diskussionsstoff auf internationalem Niveau mit anderen Projekten gesorgt. Auf VN-Anfrage bleibt die Gruppe selbst im Verborgenen. Sie erklärt, dass das Projekt für sich selbst sprechen solle, um die Wirkung zu verstärken. Das Projekt ist ebenfalls als “Bregenz Biennale” auf dem Instagram-Kanal der Normal Group gekennzeichnet.

Ob es sich hierbei um einen Scherz, eine gezielte Provokation oder eine kunstvolle Form der politischen Kritik handelt, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass „The Normal Group“ mit diesem Projekt für Gesprächsstoff sorgt. Mit ihrer Arbeit rückt die Gruppe nicht nur den Bahnhof, sondern auch die dahinterstehende Infrastruktur und Politik ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während einige in der Aktion einen kreativen Aufruf zur Verbesserung sehen, sehen andere darin eine ironische Seite des Alltags, die viele Vorarlberger erleben. Wie das Projekt letztlich interpretiert wird, bleibt der Betrachtung jedes Einzelnen überlassen.
