Aus Warther Backstube wurde das „Hotel Walserberg“

Nach 60 Jahren ist die Übergabe an die dritte Generation abgeschlossen
Warth Erst dieser Tage sorgte wieder eine Millionen-Insolvenz eines Vorarlberger Hotels für Schlagzeilen. Auch Nachrichten über Hotelübernahmen durch fragwürdige Investoren verheißen meist nichts Gutes, weil es um Profit und nicht um eine gedeihliche Ortsentwicklung geht. Probleme in Hotellerie und Gastronomie zählen leider zum medialen Alltag.

Die Branche hat vielschichtige Probleme – da ist es wohltuend, wenn über positive Beispiele berichtet werden darf, wenn sich ein Familienbetrieb gesund entwickelt und die Nachfolge geregelt ist.

Einzigartige Geschichte
Jüngstes Beispiel dafür ist die mit Verspätung vollzogene Übergabe des Warther Hotels Walserberg an die dritte Generation. Eine außergewöhnliche Geschichte, schmunzelt Seniorchef Thomas Walch, denn „eigentlich war diese Übergabe an unseren Sohn Simon schon 2019 in trockenen Tüchern. Doch dann kam wenige Monate später Corona – da konnten wir Simon nicht allein lassen und ich ging mit meiner Gattin Irene wieder zurück an Bord, um das Haus gemeinsam mit Simon durch die stürmische Zeit zu steuern.“

Ein passender Zeitpunkt
„Jetzt haben wir diese Krise Gott sei Dank hinter uns und wir können den Übergabe-Prozess abschließen, zu einem passenden Zeitpunkt“, finden Thomas und Irene. Zum einen feiert das Walserberg 60-Jahr-Jubiläum und zum andern hat Simon wenige Wochen vor Saisonstart geheiratet und geht gemeinsam mit seiner Gattin Michelle voll motiviert an die Arbeit.“

Ära Backstube ist Geschichte
Und da ist noch ein Grund, gerade jetzt den Übergabe-Prozess abzuschließen: „Wir bauen die ehemalige Bäckerei um, die Ära Backstube ist damit endgültig Geschichte“, meint Thomas Walch fast ein wenig wehmütig, denn diese Backstube stand am Anfang der ungewöhnlichen Hotelgeschichte.
Weitsicht der Pioniere
In Tourismuszentren wurden Hotels meist aus einfachen Dorfgasthäusern entwickelt oder einfach neu gebaut – die Wurzeln des heutigen Hotels Walserberg waren ganz andere: Als 1963 mit der Gründung der Skilift-Gesellschaft der touristische Aufschwung von Warth eingeleitet wurde, war Bürgermeister Meinrad Hopfner klar: „Wir brauchen auch Infrastruktur zur Versorgung unserer Gäste, zumal Warth immer wieder tagelang von der Außenwelt abgeschnitten ist. Zur Infrastruktur zählte auch eine Bäckerei und der weitsichtige Gemeindechef konnte den Lecher Bäcker Vinzenz Walch gewinnen, eine Filiale in Warth zu errichten.
Im September 1964 war Baubeginn, zu Weihnachten wurden die ersten Brötchen gebacken. Im Sommer 1965 wurde weiterentwickelt – und zum Saisonstart 1965/66 gab es Gästezimmer und „Das Café“ – viele Jahre „der“ Treffpunkt in Warth.
Schritt für Schritt zum Hotel
15 Jahre lang wurde „angespart“, um 1980 mit dem Aufbau des heutigen Hotels zu beginnen. Das Gebäude wurde aufgestockt, zwei Jahre später übernahmen Thomas und Irene – frischvermählt – die Regie, bauten das Haus Schritt für Schritt aus, unter anderem führte Irene fast 25 Jahre einen Friseursalon.

Auch personell wurden Weichen gestellt: Sohn Martin erlernte das Bäckerhandwerk und übernahm das Stammhaus in Lech, Sohn Simon schlug den Weg zum Gastronomen und Hotelier ein.
In der Corona-Zeit dann der – vorläufig – letzte große Schritt: die Bäckerei in Warth wurde aufgelassen, das Brot für Warth sowie auch Schröcken, Au und Schoppernau via Bludenz und Faschina aus Lech geliefert. „Trotz des weiten Weges rechnet es sich – wenn Lech-Warth offen ist, erst recht“, so der gelernte Bäcker und Senior-Hotelchef. STP