Neuer Ausstellungsraum im alten Klassenzimmer

VN / 10.02.2025 • 16:30 Uhr
Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Martin Rhomberg, Dietmar Tschohl, Werner Walser und Christopf Thöny bei der Ausstellungseröffnung im alten Schulhaus in Stuben am Arlberg. Bilder: SCO

Im alten Schulzimmer der Stubener Pfarrkirche wurde ein neuer Ausstellungsraum eröffnet, der die lange Schulgeschichte von Stuben beleuchtet.

Stuben am Arlberg Im Zuge eines EU-geförderten Projekts wurde das alte Schulzimmer im Anbau der Stubener Pfarrkirche zu einem Raum für Ausstellungen adaptiert. Die erste Ausstellung widmet sich dem Raum selbst, der rund 300 Jahre lang die Schule von Stuben beherbergte. Der Stubener Tourismusverein trägt die Initiative, Christof Thöny ist für die Inhalte der Ausstellung zuständig, die von Martin Rhomberg begleitet wird.

Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Otmar und Gundis Salzgeber

Eine Schule gab es in Stuben bereits im 17. Jahrhundert. Der erste namentlich bekannte Lehrer war Ambros Schuler. In der Mitte des 18. Jahrhunderts unterrichtete Georg Kurzemann die Schulkinder. Der Schulmeister (Lehrer) wurde von einem Gremium aus zwei Geschworenen der Gemeinde und dem Pfarrer ausgewählt. Dr. Johann Baptist Senster (bzw. Sönser), ein gebürtiger Göfner, wurde 1759 Pfarrer in Stuben. Er stand im Ruf der „ausnehmend lobwürdigsten, guten, frommen und exemplarischen priesterlichen Aufführung und besonderen Gelehrsamkeit“. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste er sein Amt als Priester im Jahr 1764 aufgeben. Deshalb ließ er an die Kirche ein „Eremitorium“ als Rückzugsort anbauen und bestimmte, dass dieses nach seinem Ableben als Schulzimmer genutzt werden sollte. Der Raum wurde schließlich von der Gemeinde übernommen und ausgebaut.

Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Paul Gantner und Hans-Peter Pfanner (Bgm. Innerbraz)

1774 trat unter Kaiserin Maria Theresia die sogenannte „Theresianische Schulordnung“ in Kraft. Diese sah im Habsburgerreich eine Schulpflicht vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr vor. In ländlichen Regionen dauerte die Umsetzung der Schulreform jedoch sehr lange. Die Schule in Stuben galt als schlecht dotiert. Zudem war nicht jeder Lehrer den extremen Bedingungen des Ortes gewachsen. Während des Baus der Arlbergbahn herrschte von 1880 bis 1884 reges Leben in Stuben. Durch die Zuwanderung zu den Baustellen entlang der Bahnstrecke stieg die Bevölkerung des Ortes auf etwa 800 an. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bestand im Schulzimmer von Stuben ein einklassiger Schulbetrieb. Lehrerinnen unterrichteten nur selten und meist für kurze Zeit in Stuben. Die Kinder verteilten sich auf alle acht Schulstufen und stammten zumeist aus nur wenigen Familien. Der Religionsunterricht lag in der Verantwortung der jeweiligen Pfarrer.

Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Bgm. Florian Morscher, Vize-Bgm. Barbara Mathies (beide Klösterle) und Rudi Mathies.
Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Toni Wolf, Landesrat Christian Gantner und Franz-Josef Mathies

Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete der aus Hohenems stammende Lehrer Reinhold Gmeiner in Stuben. Als Junglehrer erhielt er hier seine erste Anstellung und beschäftigte sich zudem mit der Geschichte des Ortes. In den folgenden Jahren wurden noch weitere junge Lehrer nach Stuben berufen, doch zeichnete sich bereits das Ende des Schulbetriebs ab. Dieser wurde 1964 eingestellt. Danach wurde die Schule von Stuben mit jener von Langen zusammengelegt. Im Winter 1968 erfolgte wegen der zahlreichen Straßensperren nochmals ein Schulbetrieb in Stuben. Heute besuchen die Kinder von Stuben die Volksschule Klösterle.

Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Herbert Dönz, Historiker Christof Thöny und Klaus Nußbaumer (Lech Bergbahnen AG, Vorstand, CEO)

Unter den Besuchern der Ausstellungseröffnung befand sich auch Rudi Mathies, der 1938 in Stuben eingeschult wurde. Mit 93 Jahren ist er der älteste Stubener. Das große Interesse an Geschichte bewog auch Klaus Nußbaumer (Lech Bergbahnen AG, Vorstand, CEO), die Vernissage in Stuben zu besuchen. Im Gespräch sagte er: „Prinzipiell, glaube ich, ist es ganz spannend, wie sich die Schulen besonders abseits der Zentren entwickelt haben. Schulbetrieb von der ersten bis zur achten Schulstufe gab es in Stuben lange – bis 1964 bzw. sogar 1968, das liegt eigentlich gar nicht so lange zurück. Bildung ist wichtig; es ist zentral, wie sich unsere Gesellschaft zukünftig entwickelt.“ SCO

Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Die Ausstellungseröffnung war sehr gut besucht.
Geschichte des Schulwesens in Stuben am Arlberg, Pfarrkirche
Historiker Christof Thöny erläuterte die Hintergründe zur Ausstellung.