Eindrücke “von der größten Dunkelheit, in der sich Menschen befinden können”

Im WirkRaum wurde die Ausstellung „Highlight“ mit Fotos von Mykhaylo Palinchak eröffnet.
Dornbirn „Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Kinderbuchautor und leben in einem kleinen ukrainischen Dorf. Eines Tages kommen russische Soldaten in ihr Haus und bedrohen Sie und ihre Familie mit Pistolen – Sie werden von Ihren Angehörigen getrennt und verschleppt“ – mit der Geschichte des ukrainischen Schriftstellers Volodymyr Vakulenko-K eröffnete Yuliia Zaiats, Obfrau des Ukrainischen Vereins in Vorarlberg (UVV) die Ausstellung „Highlight“ im WirkRaum Dornbirn.

Volodymyr Vakulenko-K. führte während den ersten 26 Tagen der Besetzung seines Dorfes Kapitolivka ein Tagebuch, in dem er seine Beobachtungen und Gedanken festhielt. Kurz bevor er am 24. März 2022 von russischen Soldaten entführt wurde, übergab er das Tagebuch seinem Vater und bat ihn, es im Garten zu vergraben. Volodymyr wurde ermordet und ohne Namen unter einem Kreuz mit der Nummer 319 im Massengrab von Isjum begraben. Dieses Schicksal teilte er mit 446 weiteren Ukrainern. Erst nach der Befreiung von Izium wurde das Massengrab entdeckt. Auch die Aufzeichnungen Vakulenkos kamen ans Licht und wurden posthum unter dem Titel „Ich verwandle mich“ veröffentlicht. „Nummer 319 hat einen Namen und eine Stimme bekommen – aber es bleiben 446 übrig, die für immer stumm bleiben“, sagte Yuliia Zaiats.

Ans Licht bringen
Um ihnen und den vielen weiteren Opfern des Kriegs in der Ukraine eine Stimme zu geben, hat der UVV anlässlich des dritten Jahrestages der russischen Invasion in der Ukraine die Ausstellung „Highlight“ organisiert. Neben einem Auszug aus dem Tagebuch von Volodymyr Vakulenko-K. sind Fotografien des ukrainischen Fotografen Mykhaylo Palinchak zu sehen. „Sie erzählen von der größten Dunkelheit, in der sich Menschen befinden können und bringen sie ans Licht. ˏHighlightˊ steht für die detaillierte Erklärung und die Konzentration auf das, was hier und jetzt in der Ukraine geschieht“, so Yuliia Zaiats.

Die Bilder sind teils verstörend und zeigen den ganzen Schrecken des Krieges – sie zeigen aber auch, wie die Menschen in der Ukraine ihren Alltag bewältigen. Der Fotograf wurde bei der Ausstellungseröffnung am Freitag live aus der Ukraine zugeschaltet. „Ich wollte nie ein Kriegsfotograf werden. Als ich aber am 24. Februar 2022 den Luftalarm und die Explosionen hörte, konnte ich nicht anders als mit meiner Kamera zu dokumentieren, damit die Welt erfährt, was in der Ukraine passiert“, sagte Mykhaylo Palinchak.

Verbundenheit zeigen
Unterstützung bekam der UVV bei der Organisation der Ausstellung von der Caritas, die mit dem WirkRaum die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte und Martin Bereuter, der bei der Konzeption der Ausstellung half. „Es ist wichtig, sich gegenwärtig zu halten, was in der Ukraine passiert und unsere Verbundenheit mit den ukrainischen Menschen zum Ausdruck zu bringen“, betonte Caritas-Direktor Walter Schmolly.

Die Ausstellung im WirkRaum ist noch bis Freitag, 28. Februar zu sehen. Sie kann von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 17 Uhr, sowie am Freitag von 8.30 bis 12 Uhr besucht werden. LCF






