Berührendes Theater über Migration in Lustenau

Theaterstück „Gehen und Kommen“ beleuchtet türkische Migration nach Österreich
Lustenau „Ich freue mich, dass der Verein ,Motif’ mit seinem Stück „Gehen und Kommen“ heute bei uns in Lustenau ist“, begrüßte Gemeinderätin für “Zusammen.Leben”, Evi Mairer (Grüne), die Gäste am Freitagabend im Reichshofsaal. Das Theaterstück erzählt die Geschichte der türkischen Migration nach Österreich, die mit dem Anwerbeabkommen von 1964 zwischen beiden Ländern begann. Im vergangenen Jahr jährte sich die Unterzeichnung des Abkommens zum 60. Mal. Ein Ereignis, das sowohl die österreichische Gesellschaft als auch die türkische Gemeinschaft nachhaltig geprägt hat. Aus diesem Anlass hat der Verein das Theaterstück verfasst, das die oft tragischen Schicksale der Migration beleuchtet.
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Vertrautes zurücklassen
Das Anwerbeabkommen von 1964 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der österreichischen Arbeitsmigration. Es ermöglichte vielen Menschen aus der Türkei, in Österreich zu arbeiten und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Diese Migration hat nicht nur die demografische Struktur Österreichs verändert, sondern auch kulturelle und soziale Impulse gesetzt. Das Theaterstück „Gehen und Kommen“ hinterfragt, wie diese historischen Ereignisse in der kollektiven Erinnerung verankert sind und welche Bedeutung sie für die verschiedenen Generationen haben – von den ursprünglichen Migranten bis hin zu ihren Enkelkindern. Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit.

Persönliche Reise
Im Mittelpunkt des Stücks steht die Figur Özlem, eine Deutschlehrerin am Gymnasium, deren Eltern aus der Türkei nach Österreich eingewandert sind. Özlems Leben gerät aus den Fugen, als ihre Mutter aus der Türkei zu Besuch kommt und ihr eine Kassette schickt. Diese unerwartete Konfrontation mit ihrer familiären Vergangenheit wirft Fragen über ihre Identität und Zugehörigkeit auf. Özlems sorgfältig aufgebautes Leben und ihr Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung werden auf eine harte Probe gestellt. Das Stück thematisiert nicht nur Özlems persönliche Reise, sondern spiegelt auch die Erfahrungen vieler Menschen wider, die zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind. Es zeigt die Herausforderungen und Chancen, die mit der Migration verbunden sind, und stellt die Frage, wie man mit der Vergangenheit umgeht, um die eigene Identität zu verstehen und zu akzeptieren.

Emotionale Handlung
Das Publikum zeigte sich berührt und begeistert über das Aufarbeiten der traurigen Schicksale türkischer Familien. „Ich habe im Vorfeld nicht gewusst, wie emotional dieses Stück ist. Ich habe meine Familiengeschichte wiedererkannt. Auch mein Bruder und ich durften erst nach Vorarlberg nachkommen, als wir elf Jahre alt waren. Das war eine harte Zeit. Wir haben kein Wort Deutsch gesprochen“, erinnert sich Theaterbesucher Ahmet Davutbas. Die Zuschauer konnten nach dem Stück nachvollziehen, welches persönliche Leid viele Familien in dieser Zeit erlebten. Der Verein Motif wird das Stück im Kammgarn und im April am österreichischen Gymnasium in Istanbul aufführen. BVS


