Wie es dem Fressmonster Kormoran nun an den Kragen gehen könnte

VN / 26.02.2025 • 14:58 Uhr
Wie es dem Fressmonster Kormoran nun an den Kragen gehen könnte
Kormorane auf den Baumkronen in der Fußacher Bucht. Durch das Besprühen von Bruteiern soll die Vermehrung des Bestandes verhindert werden. VN/Hartinger

Neue Maßnahmen-Initiative aus Baden-Württemberg. Auch politische Forderung nach Abschüssen.

Stuttgart, Bregenz, Fußach Für die noch übrig gebliebenen Berufsfischer am Bodensee ist er ein Schreckgespenst – der Kormoran. Zwischen 7000 und 8000 dieser Vögel gibt es am Bodensee insgesamt. Schon längst fressen diese viel mehr Fische, als die Petriünger aus dem Schwäbischen Meer ziehen.

Während Behörden und Politik in Vorarlberg auf die Nöte der Fischer reagierten und neben diversen Vergrämungsmaßnahmen sogar Abschüsse unter strengen Auflagen in der Brutzone der Vögel genehmigten, gab es in Deutschland und der Schweiz bisher kaum Aktivitäten zur Regulierung der immer zahlreicher auftretenden Kormorane am Bodenseeufer.

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Fische aller Art stehen auf dem Speiseplan der hungrigen Kormorane. Ein halbes Kilo jeden Tag verzehrt ein einziger Vogel. dpa

Initiative in Deutschland

Das scheint sich nun zu ändern. Vom baden-würthembergischen Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, in dem auch die Fischerei angesiedelt ist, wurde ein Antrag bei der INTERREG mit einem ganzen Maßnahmenpaket zum gemeinsamen Kormoranmanagement eingebracht. “Diese enthalten unter anderem das Besprühen von Bruteiern zur Verhinderung einer weiteren Vermehrung des Bestandes, aber auch ökologische Maßnahmen zum Schutz der Fische”, wie die zuständige Sachbearbeiterin im baden-würthembergischen Ministerium den Vorarlberger Nachrichten gegenüber bestätigte. Bis zum Sommer sollte in der INTERREG über das Projekt entschieden werden.

Öl zur Zerstörung der Bruteier

Politische Forderungen im baden-württembergischen Landtag zielen auch auf Abschüsse in Schutzgebieten ab. Für solche macht sich die FDP/DVP-Fraktion stark. “Nur sind diese halt nicht im Antrag enthalten”, weiß der Fischerei-Beauftragte des Landes Vorarlberg, Nikolaus Schotzko. Originell soll die Zerstörung der Bruteier in den Bäumen der Vorarlberger Brutkolonien erfolgen. Mittels Drohnen soll die tödliche Substanz auf die Eier abgeladen werden.

Wie es dem Fressmonster Kormoran nun an den Kragen gehen könnte
Nikolaus Schotzko, Leiter der Abteilung Fischerei im Land, kennt die Problematik mit den Kormoranen am Bodensee. Land Vorarlberg

Fischer Franz Blum, der seit Jahren ein vehementes Vorgehen gegen die gefräßigen Kormorane fordert, steht dem Maßnahmenpaket noch skeptisch gegenüber. “Ich glaube nichts, wenn ich es nicht sehe”, sagt der Berufsfischer. Für ihn hat ein Eintreten für den Kormoran nichts mit Naturschutz zu tun. “Der Kormoran war am See nie zuvor ansässig, sondern nur ein Wandervogel, der sich kurzfristig hier aufhielt. Mittlerweile bringt er das ganze ökologische Gleichgewicht durcheinander. Er gehört entsprechend reduziert.”

Alptraum Kormoran

Jedoch: Der Jagdvogel ist EU-weit geschützt. Naturschützer sind gegen einen systematischen Abschuss und andere Vergrämungsmaßnahmen. Gut ein halbes Kilo Fisch verspeist jeder Kormoran am Tag. Für die Berufsfischer am See ist der Vogel zu einem Alptraum geworden. Sie sehen gemeinsame Maßnahmen aller drei Bodensee-Anrainerstaaten für zwingend notwendig an. “Für den Kormoran gibt es ja keine Grenzen. Vor allem aus Deutschland kommen sie in Massen zu uns”, beklagt Franz Blum.

Berufsfischer Franz Blum aus Fußach - Fränzle's
Franz Blum aus Fußach lebt von der Fischerei. Für ihn gehört der Kormoran nicht an den Bodensee und entsprechend reguliert. VOL/Mayer

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