„Beschlagnahme nur noch zum Kilopreis möglich“

VN / 21.04.2025 • 14:13 Uhr
Maurice Shourot
80 Einsätzkräfte der Feuerwehr, Rettung und Polizei rückten zum Unfallort an. shourot (4)

Er war vor Ort: Was der Verkehrssachverständige Christian Wolf zum Unfall nach der Kamikaze-Fahrt durch Alberschwende zu sagen hat. Polizei bestätigt Verdacht auf illegales Straßenrennen.

Alberschwende Am Ostersonntag kurz vor Mitternacht war Alberschwende von Blaulicht erleuchtet. Der Grund war ein schwerer Verkehrsunfall, der sich nahe der Kirche im Ortsteil Hof 1 ereignet hatte. Beteiligt waren zwei Pkw und insgesamt vier Insassen, die verletzt wurden – zwei davon schwer, eingeklemmt im völlig beschädigten Fahrzeug. Sämtliche Verletzten wurden zur weiteren medizinischen Versorgung in die Krankenhäuser Bregenz, Dornbirn und Feldkirch gebracht.

Schweizer Kennzeichen

Was ungewöhnlich ist: Laut Zeugenaussagen hatten sich unmittelbar nach dem Unfall rund 140 Personen vor Ort versammelt, die dem Vernehmen nach allesamt mit ihren Pkw mit Schweizer Kennzeichen nach Alberschwende angereist waren. Und die offenbar zum Umfeld der beiden Unfallfahrer, von denen einer lediglich im Besitz des Probeführerscheins ist, gehören.

Maurice Shourot
Eines der Autos prallte gegen die Außenmauer der Wendelinkapelle.

40 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung

Eine Frau hatte zuvor beobachtet, dass die Lenker der beiden betreffenden Pkw bereits am Beginn der Gemeinde in Richtung Bregenz ordentlich aufs Gaspedal drückten und mit weit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort rasten – sich dabei mehrmals auf riskante Weise überholend. Die Zeugin schätzte mit mehr als 100 km/h. Dort, wo eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h gilt.

Maurice Shourot
Schwer an der Seite beschädigt: Der zweite am Unfall beteiligte Pkw.

Am Ortseingang von Alberschwende verlor eines der Fahrzeuge offenbar die Kontrolle und prallte frontal gegen die Wand der historischen Wendelinkapelle, einem Bauwerk mit Ursprung im 12. Jahrhundert. Der Motorblock wurde dabei rund einen Meter tief in das Fahrzeug gedrückt, Fahrer und Beifahrer erlitten schwere Verletzungen. Ein Trümmerteil des Wagens schlug zudem in das Fenster einer nahegelegenen Metzgerei ein und hinterließ ein Loch mit einem Durchmesser von rund 30 Zentimetern. Der zweite Pkw kam etwa 150 Meter weiter zum Stehen. Die Insassen blieben ersten Angaben zufolge körperlich unverletzt, standen jedoch unter starkem emotionalem Schock.

Verdacht auf illegales Straßenrennen

Sämtliche Umstände weisen darauf hin, dass hier ein illegales Straßenrennen stattfand. Am Sonntagnachmittag bestätigte auch die Polizei offiziell den Verdacht.

Fahrradunfälle Unfall mit Todesfolge Fahrrad Radfahrer Hohenems Termin mit SV Christian Wolf bei der Unfallstelle.
Verkehrssachverständiger Christian Wolf: “Fahrzeuge waren weit über der zulässigen Geschwindigkeit unterwegs.” vn/Paulitsch

Die L200 war über zwei Stunden gesperrt, da der gerichtliche Sachverständige Christian Wolf zum Unfallort gerufen wurde, um die genaue Unfallursache festzustellen. Wolf auf Anfrage gegenüber den VN: „Ich kann bestätigen, dass die Fahrzeuge weit über der zulässigen Geschwindigkeit durch den Ort gefahren sind. Um das festzustellen, muss man kein Sachverständiger sein, wenn man sich allein die Schäden ansieht.“

Maurice Shourot
Abgerissenes Fahrzeugteil: Hier wurde der Begriff “Motorsport” wohl etwas missverstanden.

Frage der Beschlagnahme

Wolf muss nun ein Gutachten erstellen, um den genauen Unfallhergang zu rekonstruieren. Dazu gehört auch die Untersuchung der beteiligten Fahrzeuge und die Feststellung der Geschwindigkeit, mit der sie unterwegs waren. Doch ob sie – wie naheliegend – beschlagnahmt werden, kann der Verkehrssachverständige nur im Fall des völlig zerstörten Pkws beurteilen: „Dieses Unfallauto könnte lediglich noch zum Kilopreis beschlagnahmt werden.“

Illegale Substanzen?

Ob die Unfallfahrer durch etwaige illegale Substanzen beeinträchtigt waren, ist ebenfalls Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Beide haben mit mehreren strafrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Anzeigen zu rechnen. Während des Einsatzes war die L200 für den restlichen Fahrzeugverkehr gesperrt.