Keine Entwarnung wegen drohenden Felssturz: Das hintere Silbertal bleibt weiterhin gesperrt

Wegen akuter Felssturzgefahr bleibt die Fellimännlestraße im hinteren Silbertal weiter gesperrt. Eine schnelle Lösung ist derzeit nicht in Sicht. Warum, das erklärt Bürgermeister Thomas Zudrell.
Silbertal Immer noch darf niemand in das hintere Silbertal hinein. Die Fellimännlestraße ist nach wie vor für Personen und den Verkehr gesperrt. Die einzige Ausnahme bilden Jäger und Förster, die im hinteren Silbertal ihrer Arbeit nachgehen müssen. Doch auch sie unterliegen strengeren Sicherheitsauflagen.

Ein Rückblick: Mitte November sorgte ein massiver Felssturz im Bereich oberhalb der Bannwaldkapelle für einen einstündigen Stromausfall. Die Felsbrocken waren so groß, dass die Fellimännlestraße stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, neue Stromleitungen verlegt und die Straße asphaltiert werden musste. Seitdem ist sie für jeglichen Verkehr, auch für Fußgänger und Radfahrer, gesperrt. Seit Ende April dürfen zumindest die Dienstleister im Bereich Jagd und Forst die Straße wieder passieren. Doch eine Dauerlösung ist das nicht.

„Eine Sprengung steht nach wie vor im Raum“, sagt Bürgermeister Thomas Zudrell, der mit der ausführenden Firma HTB im engen Austausch steht. Doch so einfach ist es nicht.

Der Felsblock, der abzustürzen droht, ist nur sehr schwer zu erreichen. Das Gelände dort ist sehr steil und teils überhängend. Wenn sich die Facharbeiter der Firma HTB von oben etwa 100 Meter abseilen, stehen sie auf einem leichten Felsvorsprung. Der betroffene Fels liegt dann aber immer noch unter ihnen. Seilen sie sich von dort noch einmal ab, schweben sie in der Luft, da dieser Bereich leicht überhängend ist. Sie kommen also gar nicht an den Felsen heran, um dort Sprengstoffladungen zu deponieren.

Viele Optionen, doch keine funktioniert
Die erste Option wäre gewesen, die Ladung in einem Riss zu deponieren. Doch dann hätte man den Riss so verdichten müssen, dass die Ladung auch wirklich dort detoniert, wo sie detonieren soll, was in diesem Fall fast nicht möglich ist. Eine andere Möglichkeit wäre, die Sprengladung in Bohrlöcher zu platzieren. Doch man gelangt nicht an den Felsen, um dort zu bohren. Auch stand die Option im Raum, den maroden Felsfuß zu sprengen. Doch auch da besteht das Problem, dass man aufgrund der überhängenden Wand nicht hingelangt. Noch dazu besteht dann die Gefahr, dass die Arbeiter bei einem unvorhergesehenen Felssturz in den Abgrund gerissen werden. „Man kommt einfach nicht dorthin, wo man hinkommen sollte“, resümiert der Bürgermeister.

Die Hoffnung, dass der Fels während des Winters aufgrund der Frost- und Tauperioden von selbst hinunterstürzt, hat sich leider nicht erfüllt.

Ein Plan B liegt auch schon bereit, doch auch hier gibt es viele Unklarheiten: Man könnte den Felsbrocken mit einer Abrissbirne, die an einem Hubschrauber befestigt ist, zu Fall bringen. Doch das setzt wiederum voraus, dass in der Nähe ein Hubschrauber mit einem solchen Spezialgerät zur Verfügung steht. Auch mit dem Bundesheer ist Zudrell in Kontakt.

Almhütten betroffen
Wie teuer die Felsbeseitigung letzten Endes wird, kann Thomas Zudrell noch nicht abschätzen. Doch die Zeit sitzt ihm im Nacken. Am 10. Mai fährt die Kristbergbahn wieder. Die Sommersaison beginnt langsam. Die bewirtschafteten Almhütten im hinteren Silbertal – die Almhütte Fellimännle und das Hasahüsli – öffnen regulär im Mai. Das hintere Silbertal ist bei Bikern und Wanderern beliebt. Trotz offizieller Sperre mit Absperrung und Beschilderung befürchtet Thomas Zudrell, dass diese von vielen Wanderern und Bikern missachtet wird. „Das interessiert leider niemanden“, sagt er.

Für den Tourismus und die Alpbewirtschaftung werde es langsam schwierig. „Das wäre für die ein Totalausfall“, weiß Zudrell, wie wichtig eine rasche Öffnung der Fellimännlestraße wäre. „Mir ist das Ausmaß durchaus bewusst, wenn es nicht funktionieren sollte.“ Doch der Felssturz sei höhere Gewalt und nicht beeinflussbar. Wann der Felsblock abbricht und wahrscheinlich auf die Straße donnert, könne niemand sagen. „Vom Geologen haben wir kein grünes Licht bekommen“, sagt Zudrell. Und die Gemeinde riskiere eine Öffnung nicht, denn die Verantwortung, falls etwas passieren sollte, wolle sie nicht übernehmen. „Wenn Personen zu Schaden kommen, hört der Spaß auf“, sagt Zudrell. Somit bleibt unklar, ob und wann das hintere Silbertal wieder zugänglich sein wird.
