Neue Gefahrenstellen: Silvretta-Hochalpenstraße bleibt heuer geschlossen

Die Silvretta-Hochalpenstraße bleibt 2025 geschlossen. Neue geologische Daten zeigen erhebliche Gefahren durch Felsstürze und Muren. Für Fußgänger gibt es aber ab dem 9. August eine Lösung.
Partenen „Gerne würde ich heute berichten, dass wir die Silvretta-Hochalpenstraße öffnen können, wie vor einer Woche bereits angekündigt“, beginnt Gerd Wegeler, Vorstandsmitglied der illwerke vkw, die kurzfristig einberufene Pressekonferenz. Doch die Hoffnung auf eine baldige Öffnung der beliebten Hochgebirgsstraße hat sich zerschlagen: Neue geologische Erkenntnisse machen eine Freigabe in dieser Saison unmöglich.

Wie die illwerke vkw bekannt gaben, bleibt die Silvretta-Hochalpenstraße heuer vollständig gesperrt. Die Entscheidung wurde auf Basis aktualisierter Modellrechnungen des Büros für technische Geologie GEOGNOS Bertle getroffen. „Die jüngsten Ereignisse haben uns veranlasst, noch einmal detaillierte Modellrechnungen auch für Bereiche anzustellen, die bisher als unproblematisch bekannt waren“, erklärt Geologe Heiner Bertle. Die Resultate seien ernüchternd: Trotz bereits bestehender Dämme und Steinschlagschutznetze besteht entlang der Strecke zwischen der Mautstelle Partenen und dem Vermuntsee immer noch eine erhebliche Gefahr durch Felsstürze und Murenabgänge.

Die großen Felsblöcke, die sich lösen könnten, erreichen eine so hohe kinetische Energie, dass es „verstärkte Aufwendungen“ bräuchte, um diese Energie aufzufangen. Doch die Hangneigung sei teilweise zu steil für größere Dämme oder Hochleistungsgitter. „Die Berge altern. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen“, so Bertle.

„Als Straßenerhalter bleibt der illwerke vkw keine andere Wahl“, betont Wegeler. „Die Sicherheit aller Menschen, die die Straße benützen, ist oberstes Gebot.“ Die Entscheidung wiegt umso schwerer, da seit dem Felssturz zwischen Kehre 13 und 14 im Sommer 2024 umfangreiche Sicherungsmaßnahmen gesetzt wurden. Über sieben Millionen Euro wurden investiert, 80.000 Kubikmeter Dämme errichtet, 300 Meter Steinschlagschutznetze installiert und ein halber Kilometer der Straße neu gebaut. Zumindest dieser Abschnitt wäre nun wieder befahrbar – doch neue Unwetterschäden machen andere Teilstücke zu neuen Gefahrenzonen.
Tourismusbetriebe betroffen
Bürgermeister und Standesrepräsentant Daniel Sandrell zeigt Verständnis für die Entscheidung, betont aber auch die schwierige Situation für das hintere Montafon: „Die Sicherheit hat oberste Priorität und geht immer vor.“ Dennoch hätten viele in Partenen bis zuletzt gehofft, dass der Worst-Case nicht eintritt. Besonders Hotels und Gastronomiebetriebe im Hochmontafon sowie im Paznaun sind betroffen, da sie stark auf Tagesgäste angewiesen sind.

Auch die illwerke vkw selbst sind direkt betroffen: Mit dem Silvrettahaus und dem Kiosk auf der Bielerhöhe betreiben sie eigene touristische Einrichtungen, zudem ist die Hochalpenstraße eine zentrale Infrastruktur für den Kraftwerksbetrieb bei den Stauseen in der Silvretta.
Vermuntbahn fährt ab 9. August
Um die Verbindung auf die Bielerhöhe zumindest von Vorarlberger Seite her aufrechtzuerhalten, werden ab dem 9. August die Vermuntbahn und im weiteren Verlauf das Tunneltaxi in Betrieb genommen. Diese fahren üblicherweise nur im Winter, stehen nun aber täglich den Fußgängern zur Verfügung.

„Derzeit wird ein Langfristkonzept erarbeitet. Bis Ende des Jahres wollen wir entscheidungsreife Unterlagen vorliegen haben“, sagt Wegeler. Wie das langfristige Sicherheitskonzept aussieht, ist aktuell noch offen. „Es gibt eine Bandbreite an Ideen“, so Bertle. Ob die Straße im Sommer 2026 wieder geöffnet werden kann, ist derzeit unklar.