Montafoner Standeswahl sorgt für Wirbel: „Das ist eine ungute Aktion“

VN / 07.05.2025 • 12:00 Uhr
Standesrepräsentantenwahl, Stand Montafon
Daniel Sandrell (r.) wurde zum neuen Standesrepräsentanten gewählt und löst damit Herbert Bitschnau (l.) ab. Bilder: VN/JUN

Daniel Sandrell wurde überraschend zum neuen Standesrepräsentanten gewählt – entgegen vorheriger Absprachen.

Schruns Eigentlich war bereits vor der Wahl des Standesrepräsentanten in der konstituierenden Sitzung am 6. Mai klar, wer das Amt übernehmen sollte. In einer gemeinsamen Sitzung am 28. April hatten sich drei Kandidaten – Daniel Sandrell (Gaschurn), Thomas Zudrell (Silbertal) und Helmut Pechhacker (St. Anton) – für das Amt des Standesrepräsentanten herauskristallisiert. Es wurde vereinbart, dass sich diese drei untereinander einigen sollten und die Bürgermeister das Ergebnis mittragen würden.

Konstituierende Sitzung Montafoner Standesausschuss 6. Mai 2025
Frisch gewählt: Standesrepräsentant Daniel Sandrell und sein Stellvertreter Thomas Zudrell. meznar-media

Die drei Bewerber trafen sich am Freitag zu einem gemeinsamen Gespräch. Eine E-Mail mit der Bekanntgabe des künftigen Standesrepräsentanten wurde am Montag, 5. Mai, von Daniel Sandrell an alle Bürgermeister verschickt. In dieser Nachricht – die der VN vorliegt – schreibt Sandrell: „Wie gewünscht haben wir uns intern geeinigt, und ich empfehle daher, Helmut Pechhacker morgen einstimmig zum Standesrepräsentanten zu wählen. Thomas Zudrell wird weiterhin als Obmann der ARA Montafon zur Verfügung stehen. Ich selbst würde weiterhin als Stellvertreter zur Verfügung stehen.“

Standesrepräsentantenwahl, Stand Montafon
Jürgen Haller sammelte die Stimmzettel ein.

Am Dienstag, 6. Mai, fand schließlich die Wahl statt – mit einem überraschenden Ergebnis: Daniel Sandrell wurde mit sieben zu drei Stimmen zum neuen Standesrepräsentanten gewählt, Thomas Zudrell wird sein Stellvertreter. Und Helmut Pechhacker? Der ging leer aus.

Damit Daniel Sandrell überhaupt gewählt werden konnte, musste er in der konstituierenden Sitzung vorgeschlagen werden. Martin Vallaster (Bartholomäberg) brachte daher Daniel Sandrell für das Amt des Standesrepräsentanten und Thomas Zudrell für jenes des Stellvertreters ins Spiel. Jürgen Haller (Schruns) und Elisabeth Kuster (St. Gallenkirch) zählten die Stimmen aus: Bei der Wahl zum Standesrepräsentanten entfielen sieben Stimmen auf Daniel Sandrell, drei auf Helmut Pechhacker. Bei der Stellvertreterwahl erhielt Thomas Zudrell acht Stimmen.

Standesrepräsentantenwahl, Stand Montafon
Jürgen Haller und Elisabeth Kuster zählten die Stimmzettel aus.

„Das ist eine unerwartete Wendung“, sagte Daniel Sandrell, der interimistisch auch die konstituierende Sitzung leitete. In den letzten Tagen habe er sich intensiv Gedanken darüber gemacht, ob er sich das Amt und die damit verbundene Verantwortung zutraue. Er habe von vielen Seiten – nicht nur von Bürgermeisterkollegen – großen Zuspruch erhalten.

Florian Küng (Vandans) bezeichnete den Wahlvorgang hingegen als alles andere als fair: „Mich wundert, dass man dem Wahlvorschlag nicht entsprochen hat. Das ist eine ungute Aktion und nicht fair gegenüber Helmut. Damit macht man die Zusammenarbeit im Tal kaputt.“

Standesrepräsentantenwahl, Stand Montafon
Bei der konstituierenden Sitzung gab es scharfe Worte von Florian Küng, der mit der Wahl nicht einverstanden war.

Daniel Sandrell und Thomas Zudrell nahmen die Wahl dankend an. Sandrell betonte, dass er sich der Verantwortung stelle: „Das ist eine sehr große Aufgabe.“ Bezüglich seines Bürgermeisterkollegen Helmut Pechhacker sagte er: „Der Umgang mit dir, Helmut, war immer sehr fair und kollegial. Wir waren beide Bewerber. Jetzt ist es anders gekommen. Das ist der demokratische Prozess. Ich würde mich über eine gute Zusammenarbeit freuen.“ Wichtig sei der Blick nach vorne, nicht zurück. In Zukunft wolle man sich die Aufgaben aufteilen, Themen bündeln und etwas voranbringen.

Seit Langem ist nun wieder ein Innerfrattner Bürgermeister Standesrepräsentant.

Das sagt Bürgermeister Florian Küng über das Wahlergebnis

Die Enttäuschung, gerade bei Florian Küng, ist auch im Nachgang noch groß. In einer Stellungnahme schrieb er: „Ich halte diese hinterhältige Vorgehensweise der ÖVP für absolut inakzeptabel. Sie untergräbt massiv die Zusammenarbeit im Montafon und hat nichts mit der oft beschworenen Ehrlichkeit und dem gegenseitigen Verständnis zu tun. Besonders enttäuschend ist, dass die ÖVP es nicht einmal für nötig befand, ihre plötzliche Kehrtwende und die Nominierung eines anderen Kandidaten auch nur ansatzweise zu begründen. Durch dieses Manöver wurde Helmut Pechhacker in falscher Sicherheit gewogen und ihm faktisch die Möglichkeit genommen, im Vorfeld noch Gespräche mit anderen Bürgermeistern zu führen, um für sich zu werben oder auf deren mögliche Argumente einzugehen.“

Auch Helmut Pechhacker ist sich sicher: „Das war ein abgekartetes Spiel der ÖVP.“