Deswegen ist die Feuerbrandgefahr noch nicht gebannt

VN / 11.05.2025 • 12:49 Uhr
Solche Bilder sind ein Alptraum.  VN/Steurer
Solche Bilder sind für die Obstbauern im Land ein Alptraum. Braune, verwelkte Blüten. Der Feuerbrand hat zugeschlagen.  VN/Steurer

Birnen sollten Infektionszeit überstanden haben. Doch die ersten Maitage waren für Apfelblüten gefährlich.

Schwarzach Für Ulrich Höfert (63) und viele Obstbauern im Land ist der Mai alles andere als ein Wonnemonat. Zu keiner anderen Zeit im Jahr fürchten sie sich mehr. Grund: Der Feuerbrand. Obstbäume fangen an zu blühen, während sich ein Bakterium mit Namen Erwinia amylovora bei Temperaturen über 20 Grad in den Öffnungen der Pflanzen und Blüten einnistet und eine todbringende Wirkung entfaltet. Seit über 30 Jahren tritt die Bakterienkrankheit in Vorarlberg auf, massenweise Obstbäume, vor allem viele prachtvolle Hochstämmer, fielen ihr zum Opfer und haben dadurch ganze Landstriche verändert.

Deswegen ist die Feuerbrandgefahr noch nicht gebannt
Ulrich Höfert, Obstbaureferent der Vorarlberger Landwirtschaftskammer, ist bezüglich Feuerbrand heuer vorsichtig optimistisch. VN/Steurer

Die Birnen sind durch

Jetzt ist wieder Feuerbrandzeit. Wie gefährlich ist es für die Obstkulturen aktuell? Höfert: “Wir können zumindest für die Birnbäume Entwarnung geben. Zur Zeit deren Blüte war es kühl, es herrschten keine Infektionsbedingungen.” Auch bei einigen frühen Apfelsorten wie Boskop oder Topaz habe es diese für die Verbreitung des Feuerbrands schlechten Umstände gegeben.

Allzu euphorisch will der Obstbaureferent der Vorarlberge Wirtschaftskammer dennoch nicht werden. “Wir hatten in den ersten Maitagen sehr warme Tage mit Temperaturen über 25 Grad. In Schlins etwa wurden am 2. Mai 30,33 Grad gemessen. Das war für die in Blüte befindlichen Obstbäume gefährlich”, betont Höfert. Was da passiert ist oder vielleicht auch nicht, muss abgewartet werden. Ganz sicher hätte es in dieser Zeit viele Quittenbäume erwischt. “Im Moment haben wir ja wieder Pulli-Wetter mit wenig Gefahr.”

Apfelblüte Dorabirar Öpflma April 2018
So sieht es derzeit in vielen Obstkulturen des Landes auf. Die Bäume stehen in voller Blüte. Die Hoffnung auf eine gute Ernte lebt. Meznar

Unberechenbarer Feuerbrand

Eine Unbekannte: Mehrere Bäume sind durch frühere Infektionen bereits geschwächt. Da braucht es nicht viel, dass der Feuerbrand ausbricht.

All das weiß auch Jens Blum, der größte Apfelbauer Vorarlbergs. Der Höchster Landwirt lässt bei sich noch keinen Optimismus aufkommen. “Für eine echte Entwarnung ist es zu früh. Noch läuft für viele Blüten die Inkubationszeit. In knapp zwei Wochen werden wir schlauer sein. Zwischen dem 1. und dem 5. Mai herrschten jedenfalls ideale Infektionsbedingungen. Bei mir stand in dieser Zeit die Sorte Wellant in voller Blüte. Ich baue diese Apfelsorte auf drei Viertel Hektar an.” Die Birnen seien auch bei ihm durch, ebenso einige andere Apfelsorten. “Nur wissen wir halt, dass der Feuerbrand immer wieder für negative Überraschungen gut ist”, warnt Blum.

Deswegen ist die Feuerbrandgefahr noch nicht gebannt
Jens Blum, Obstbauer im Naturschutzgebiet Rheindelta, möchte noch nichts von Entwarnung wissen. “Warten wir ab.” VN/Steurer

Bündel von Maßnahmen

Obstbaureferent Ulrich Höfert mahnt ungeachtet der aktuellen Entwicklungen zu höchster Wachsamkeit im scheinbar endlosen Kampf gegen den Feuerbrand. Dazu gehören ein Bündel von Maßnahmen. “Bei Verdacht auf Feuerbrand-Befall ist das der Gemeinde zu melden. Ansteckungsherde müssen entfernt werden. Es herrscht ein Bepflanzungsverbot für anfällige Zierpflanzen wie Zwergmispel und Weißdorn. Wir müssen auch weiter sukzessiv umstellen auf feuerbrandrobuste Kernobstsorten”, listet Höfert auf, was gegen den Feuerbrand zu tun ist. Keine Rede mehr ist von der Verwendung des umstrittenen Antibitotikums Streptomycin.

Der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin soll nur im äußersten Notfall erfolgen. Foto: VN/Paulitsch
Der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin scheint in der heimischen Landwirtschaft kein Thema mehr zu sein. VN/Paulitsch

Sollte die Feuerbrandgefahr letztlich gebannt sein, hätte die Obstkulturen nach der alljährlichen Bedrohung durch plötzlichen Frost eine zweite Hürde auf dem Weg zu einer erfolgreichen Ernte genommen. “Jetzt hoffen wir halt, dass uns die Natur noch vor bösen Überraschungen wie Hagel und Sturm verschont”, gibt sich Höfert optimistisch.

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