Tiefe Einblicke in die Rennläufer-Seelen

Beim Empfang der Gemeinde hielten die Asse Rückschau und blickten nach vorne.
Mellau Wie macht das ein kleiner Verein, dass er gleich vier Läufer zur gleichen Zeit auf Weltcup-Niveau bringt? Auf diese Frage gaben Trainer und Funktionäre, aber vor allem die Rennläufer selbst beim Empfang Antworten.

Es liegt wohl an den Genen
Irgendwie muss es in den Genen liegen: Patrick Feurstein bekam das Talent und die Freude am Skirennlauf wohl von Papa Wernfried mit, Lukas hat es von Mama Veronika geerbt, die als Slalom-Spezialistin 25 Weltcuprennen bestritten hat.

„Erbliche Belastung“ trifft vor allem im Fall von Jakob Greber zu, dessen Vater Christian auf dem Weg zu einem ganz Großen war. Dem Sieg in der Weltcup-Abfahrt in Bormio 2001 und ein Jahr später bei Olympia in Salt Lake City Platz sechs in der Abfahrt folgte leider eine fürchterliche Verletzung, die seine aktive Karriere beendete: Am 10. Oktober 2002 änderte ein Trainingssturz auch seine privaten Pläne, denn tags darauf wollte er heiraten. Statt auf dem Standesamt landete er auf dem OP-Tisch von Dr. Christian Schenk.

Erst 98 Tage später gab er dann seiner Cornelia – 1991 Junioren-Weltmeisterin in der Kombination und Silbermedaillengewinnerin in der Abfahrt – das Ja-Wort. „Es hat für den neuen Termin so lange gedauert, bis ich wieder normal gehen konnte, mit Krücken wollte ich nicht aufs Standesamt“, lieferte er dafür die Erklärung. Statt heiraten wollte er an diesem 17. Jänner 2003 eigentlich in Wengen um einen WM-Startplatz fahren. Es kam anders und er musste seine Lebensplanung ändern, denn mit Rennlauf war mit seinem lädierten Knie nichts mehr zu machen.

Fast auf den Tag genau 20 Jahre danach durfte er den bislang größten Erfolg von Sohnemann Jakob bejubeln, der in der Team-Kombination der Junioren-WM 2023 Dritter wurde und damit den Medaillensatz neben Gold und Silber seiner Mutter komplett machte. Ein Jahr später dann der nächste Karriere-Schritt von Jakob Greber, der sich ÖSV-intern für den Weltcup-Slalom von Bansko qualifizieren konnte – das Rennen wurde leider abgesagt. 2024/25 schaffte es Greber nicht in die starke Slalom-Mannschaft und legt sich die Latte für die Olympia-Saison dementsprechend realistisch: „Ich werde versuchen, im Europacup jene Ergebnisse zu sammeln, die mir den Weg ins Weltcup-Team ebnen.“

Patrick: “Habe mich geärgert”
Nach herausragenden Ergebnissen in der WM-Saison sind die Ansprüche von Lukas und Patrick Feurstein höher – ein Olympiastart ist für beide ein realistisches Ziel, wenngleich beide in Saalbach Lehrgeld zahlen und erkennen mussten, dass es bei einem solchen Rennen auf Kleinigkeiten ankommt. Patrick (16. im RTL) und Lukas (11. im Super-G) hatten sich insgeheim mehr erhofft und Patrick gab unumwunden zu, dass er sich geärgert hat, weil er es am Tag X einfach nicht auf den Punkt gebracht hat. Dass er es draufhat, bewies er bei den ÖSV-Titelkämpfen, wo er Weltmeister Raphael Haaser auf den zweiten Platz verwies.

War noch nie so nervös
Dass Lukas Feurstein das Zeug zum Siegläufer hat, bewies er mit seinem Super-G-Triumph in Sun Valley, wo er Ski-Österreich nach einer schwarzen Serie von 40 sieglosen Rennen „erlöste“.
Seine bleibenden Erinnerungen an seinen größten Erfolg: „Ich war auf dem roten Stuhl des Führenden nervöser als bei allen Rennen der Saison. Es waren endlos lange Minuten und bei jedem Läufer, der noch kam, habe ich gehofft, dass ich sitzen bleiben darf.“
Mit ihm gezittert hat auch sein wohl berühmtester Fan, Olympiasieger Beat Feuz, der fünf Franken auf Lukas Feurstein gewettet hatte und bei einer Quote von 1:65 einen Gewinn von 325 Franken ausbezahlt bekam. STP