“Wir wollen zeigen, dass die Museen nicht verstaubt und langweilig sind”

VN / 23.05.2025 • 14:09 Uhr
Der Kern des Bezauer Museums und damit auch der für das Wälderhaus typischen Schopf (Bild) stammt aus dem Jahr 1557. 1673 und 1807 gab es Erweiterungen und 1871 eine wesentliche Aufstockung., 2023/24 erfolgte der Ausbau zum „neuen“ Museum.
Der Kern des Bezauer Museums und damit auch der für das Wälderhaus typischen Schopf (Bild) stammt aus dem Jahr 1557. peter strauss

Beim Bregenzerwälder Museumstag wurden die vielen Besucher vom Gegenteil überzeugt

Bezau „Von englischsprechenden Gästen bis zu treuen Mitgliedern unseres Vereines spannte sich der Bogen der Besucher – und eines hatten sie gemeinsam: sie waren begeistert vom Gezeigten“, kam Theresia Fröwis, Museumsleiterin in Bezau, über den Erfolg des Bregenzerwälder Museumstages regelrecht ins Schwärmen. Und in der Tat: in der Wälder Museumslandschaft hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel getan.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Das symbolhafte „Museumsauge“ hätte von Bezau nach Schoppernau wechseln sollen – dieser Umzug verzögert sich jedoch. Theresia Fröwis und die Schoppernauer Theater-Obfrau Helga Oberhauser demonstrierten scherzhaft das Scheitern des Umzugs – sie bekamen das Auge nicht vom Fleck. Verständlich, wiegt das Kunstwerk doch rund 250 Kilo . . . STP
Das symbolhafte „Museumsauge“ hätte von Bezau nach Schoppernau wechseln sollen – dieser Umzug verzögert sich jedoch. STP

Klares Konzept entwickelt

Aus nach dem Prinzip Zufall zusammengestellten Sammlungen musealer Gebrauchsgegenstände haben traditionsbewusste Idealisten unterstützt von Fachleuten klar strukturierte Einrichtungen geschaffen, die weit über die Region hinaus Beachtung finden. Hinzu kommt eine gegenseitige Abstimmung, die gewährleistet, dass – überspitzt ausgedrückt – nicht in jedem Dorfmuseum das gleiche alte Butterfass und der gleiche Stubenkasten gezeigt werden und so die „Museen“  wie ein Ei dem anderen gleichen.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Museumsleiterin Theresia Fröwis mit der Zunftlade der Bezauer Handwerker.
Museumsleiterin Theresia Fröwis mit der Zunftlade der Bezauer Handwerker.

Auf Schwerpunkte konzentriert

Stattdessen wurde Schwerpunkte gesetzt – Einrichtungen wie die Juppenwerkstatt in Riefensberg, das Frauenmuseum in Hittisau, aber auch die Museumsbahn oder das Alpmuseum uf’m Tannberg und das FIS-Skimuseum in Damüls sind wie das Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg einzigartig.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Small-Talk nach gelungener Aufführung: Museumsleiterin Theresia Fröwis mit dem Quartett der Heimatbühne Schoppernau im für das Wälderhaus typischen Schopf.
Small-Talk nach gelungener Aufführung: Museumsleiterin Theresia Fröwis mit dem Quartett der Heimatbühne Schoppernau im für das Wälderhaus typischen Schopf.

Zwei besondere Museen kamen erst in jüngster Zeit dazu: die Dokumentation der Auer Barockbaumeister und das neu aufgestellte Museum Bezau, das mit dem modernen Zubau und dem ausgebauten Dachgeschoss zwei Welten in einem Haus vereinigt.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Volles Haus bei den Theatervorführungen der Heimatbühne Schoppernau.
Volles Haus bei den Theatervorführungen der Heimatbühne Schoppernau.

Gemeinsam gegen Vorurteile

Vor knapp drei Jahren wurde dieses Konzept noch unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst: 14 Ausstellungsbetriebe sind angetreten, den Museen ein besseres Image zu schaffen.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Anton Bär, jahrzehntelanger Leiter des Museums, erläutert ein wertvolles und interessantes „Lehrbuch“ aus dem Fundus des jubilierenden Bezauer Handwerkervereins.
Anton Bär, jahrzehntelanger Leiter des Museums, erläutert ein wertvolles und interessantes „Lehrbuch“ aus dem Fundus des jubilierenden Bezauer Handwerkervereins.

Sehen es als Kulturauftrag

Stellvertretend fasst es Theresia Fröwis zusammen: „Wir wollen zeigen, dass die Museen nicht verstaubt und langweilig sind, sondern mit sehr viel Wissen, Ideen und historisch wertvollen Sammelgütern einen Kulturauftrag erfüllen. Eine Brücke bauen, von der Vergangenheit in die Gegenwart. In architektonisch beeindruckenden Gebäuden auch Wissen darüber vermitteln, wie unsere Vorfahren gelebt und gearbeitet haben.“

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Dem Thema Frauen und Heimarbeit wird im Bezauer Museum breiter Raum gewidmet. Dass Frauen mit Heimarbeit manchmal mehr Geld verdienten als ihre Männer und sich damit unabhängiger machten, war vielen ein Dorn im Auge.
Dem Thema Frauen und Heimarbeit wird im Bezauer Museum breiter Raum gewidmet.

Museumstag als Rückenwind

In diesen Bemühungen habe der Museumstag einmal mehr wertvollen Rückenwind gebracht, denn die vielen Besucher, die das Angebot (mit einem Ticket konnten drei Museen nach freier Wahl besucht werden) „waren begeistert und haben den Männern und Frauen, die unsere Museen lebendig halten und mit Herzblut in die Zukunft führen, einen echten Festtag bereitet“, so Fröwis.

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Die von Hunderttausenden Fußtritten abgenützte frühere Haustürschwelle dokumentiert eindrucksvoll das Alter des aus dem 16. Jahrhundert stammenden alten Kerns des Bezauer Museums.
Die von Hunderttausenden Fußtritten abgenützte frühere Haustürschwelle dokumentiert eindrucksvoll das Alter des aus dem 16. Jahrhundert stammenden alten Kerns des Bezauer Museums.

Bezau im Fokus

Besonders groß war die Freude im Museum Bezau, das an diesem Tag im Fokus stand. Zum einen waren viele Besucher neugierig, was aus dem geschichtsträchtigen Haus, das erst im vergangenen Herbst wiedereröffnet wurde, durch die umfangreichen Baumaßnahmen geworden ist, zudem läuft dort die Sonderausstellung 150 Jahre Bezauer Handwerkerverein und dann boten Mitgliedern des Schoppernauer Theaters auch noch ein kurzweiliges und humorvolles Theater. Allein die Aufführungen haben mehr als 100 Besucher ins Foyer des Museums gelockt, freute sich das Museumsteam über das Besucherinteresse. STP

Von wegen Museen sind verstaubt . . .: Aus mehreren Gründen stand das Bezauer Museum im Mittelpunkt des Bregenzerwälder Museumstages – einer dieser Gründe war die eindrucksvolle Doku über die Bezauer Barockbaumeister.
Aus mehreren Gründen stand das Bezauer Museum im Mittelpunkt des Bregenzerwälder Museumstages – einer dieser Gründe war die eindrucksvolle Doku über die Bezauer Barockbaumeister.