Hiller-Fotografien erzählen Geschichten

VN / 24.07.2025 • 12:17 Uhr
Als Erinnerung an die Sonderausstellung sind für die Besucher ein „ewiger“ Kalender und ausgewählte Ansichtskarten vorbereitet.
Als Erinnerung an die Sonderausstellung sind für die Besucher ein „ewiger“ Kalender und ausgewählte Ansichtskarten vorbereitet.peter strauss

Sonderausstellung im Bezau Museum macht das Werk der Fotografenfamilie erlebbar

Bezau „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – selten einmal ist dieses geflügelte Wort so zutreffend wie für die Sonderausstellung im Bezau Museum, die mit einer kleinen Auswahl von Bildern der Bezauer Fotografenfamilie Hiller einen großen Einblick in deren künstlerisches Schaffen gibt. Einer Familie, die über Jahrzehnte eine faszinierende Dokumentation über die Talschaft und seine Menschen geschaffen hat.

Hiller-Fotografien erzählen Geschichten: Für Kurator Johannes Inama, Ausstellungs-Gestalter Björn Matt sowie Museumsleiterin Theresia Fröwis und Museums-Obmann Christian Meusburger (v. l.) hatte Rudolf Berchtel als kleines Dankeschön edle Schlossgugger-Tröpfle vom Weinberg in der Dornbirner Parzelle Eschenau mitgebracht.
Für Kurator Johannes Inama, Ausstellungs-Gestalter Björn Matt sowie Museumsleiterin Theresia Fröwis und Museums-Obmann Christian Meusburger (v. l.) hatte Rudolf Berchtel als kleines Dankeschön edle Schlossgugger-Tröpfle vom Weinberg in der Dornbirner Parzelle Eschenau mitgebracht.

Von unschätzbarem Wert

Diese Sonderausstellung, die jetzt eröffnet wurde und die bis April 2027 zu sehen ist, lässt einerseits eintauchen in eine heute schon fast vergessene faszinierende Welt der Fotografie, die sich statt am Laptop in der Dunkelkammer abspielte, und lässt andererseits erahnen, welch unschätzbares Lebenswerk die Fotografenfamilie hinterlassen hat: Hiller/Berchtel haben sich in alten Fotoalben Tausender Bregenzerwälder Familien verewigt – sei es in Portraits buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre oder von fotografisch festgehaltenen Ereignissen im Dorf und in der Talschaft, aber auch in unzähligen Aufnahmen von Landschaften, Bergen, Hotels oder vielfältigen Tourismus-Motiven, die auf Ansichtskarten festgehalten wurden.

Hiller-Fotografien erzählen Geschichten: So mancher Ausstellungsbesucher wird beim Studium der Fotos auf der Suche nach Angehörigen oder Bekannten fündig.
So mancher Ausstellungsbesucher wird beim Studium der Fotos auf der Suche nach Angehörigen oder Bekannten fündig.

Zugänglich machen

Mit der Pensionierung von Hedwig Berchtel endete 1995 die Firmengeschichte von Foto Hiller und damit richtete sich der Fokus auf die Bewahrung und Sicherung des Archivs. Das Gesamtwerk der Familie wird heute im Bregenzerwald-Archiv in Egg verwahrt. Darüber hinaus, so Kurator Johannes Inama in seiner Vernissage-Rede, wurde eine Auswahl der besten Fotos von der Vorarlberger Landesbibliothek digitalisiert.

Hiller-Fotografien erzählen Geschichten: Die ehemalige Egger Bürgermeisterin Theresia Handler kann ganz genau Auskunft über die Famile Hiller geben – als Enkelin von Kaspar Hiller verfügt sie über detailliertes „Insider-Wissen“  . . .
Die ehemalige Egger Bürgermeisterin Theresia Handler kann ganz genau Auskunft über die Famile Hiller geben – als Enkelin von Kaspar Hiller verfügt sie über detailliertes „Insider-Wissen“  . . .

Vor allem aber hat Rudolf Berchtel Tausende Stunden investiert, um das fotografische Erbe seines Großvaters und seiner Mutter zu digitalisieren und auf diese Art und Weise der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Zum einen den Menschen, die sich und ihre Vorfahren auf manchen Fotos wiederfinden können, zum andern auch einer Generation, für die Fotografieren dank technologischer Möglichkeiten zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

80 Jahre in wenigen Schritten

Die Ausstellung ist so raffiniert konzipiert, dass der Besucher in wenigen Schritten 80 Jahre Foto Hiller durchlaufen kann. Der erste der drei Ausstellungsräume zeigt die Geschichte der Familie, die Entstehung des Fotostudios samt einigen Objekten wie Kameras aus der Anfangszeit. In den Räumen des ehemaligen Studios haben Markus Innauer und Sven Matt ihr Planungsbüro eingerichtet. Jenes Büro – und damit schließt sich dieser Kreis –, das die Erweiterung und Adaptierung des Bezauer Museums geplant hat.

Im zweiten Raum wird anhand ausgewählter Fotos die Fülle an Themen angedeutet, die von Foto Hiller festgehalten wurden: von Tourismus- und Landschaftsfotografie über Portraits bis zu Trachtenfotos und Aufnahmen aus dem Dorfleben.

Hiller-Fotografien erzählen Geschichten: Björn Matt zeigt, wie Ausstellungsbesucher mit moderner Technologie in einem faszinierenden Archiv mit rund 700 ausgesuchten Bildern digital stöbern kann.
Björn Matt zeigt, wie Ausstellungsbesucher mit moderner Technologie in einem faszinierenden Archiv mit rund 700 ausgesuchten Bildern digital stöbern kann.

Mit einem Schritt über die Schwelle des dritten Raums, der sogenannten „Dunkelkammer“, taucht der Besucher in eine Welt ein, in der moderne Technologie die Begegnung mit der alten Fototechnik von Hiller/Berchtel möglich macht. Björn Matt und Lisa Schwaiger vom Super-Büro, das die Ausstellung gestaltet hat, haben sich hier etwas Spezielles einfallen lassen: Über einen interaktiven Bildschirm können, sortiert in zehn Themenbereichen, fast 700 von Rudolf Berchtel ausgewählte Fotos abgerufen werden. Via Bildschirm erzählt Berchtel auch die Familiengeschichte und erläutert das Archiv.

Berührend ist der Abschluss der Ausstellung, der an den Anfang von Kaspar Hillers Fotografen-Karriere zurückführt: Fotos, die er aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause mitbrachte. STP