Hiller-Fotografien erzählen Geschichten

Sonderausstellung im Bezau Museum macht das Werk der Fotografenfamilie erlebbar
Bezau „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – selten einmal ist dieses geflügelte Wort so zutreffend wie für die Sonderausstellung im Bezau Museum, die mit einer kleinen Auswahl von Bildern der Bezauer Fotografenfamilie Hiller einen großen Einblick in deren künstlerisches Schaffen gibt. Einer Familie, die über Jahrzehnte eine faszinierende Dokumentation über die Talschaft und seine Menschen geschaffen hat.

Von unschätzbarem Wert
Diese Sonderausstellung, die jetzt eröffnet wurde und die bis April 2027 zu sehen ist, lässt einerseits eintauchen in eine heute schon fast vergessene faszinierende Welt der Fotografie, die sich statt am Laptop in der Dunkelkammer abspielte, und lässt andererseits erahnen, welch unschätzbares Lebenswerk die Fotografenfamilie hinterlassen hat: Hiller/Berchtel haben sich in alten Fotoalben Tausender Bregenzerwälder Familien verewigt – sei es in Portraits buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre oder von fotografisch festgehaltenen Ereignissen im Dorf und in der Talschaft, aber auch in unzähligen Aufnahmen von Landschaften, Bergen, Hotels oder vielfältigen Tourismus-Motiven, die auf Ansichtskarten festgehalten wurden.

Zugänglich machen
Mit der Pensionierung von Hedwig Berchtel endete 1995 die Firmengeschichte von Foto Hiller und damit richtete sich der Fokus auf die Bewahrung und Sicherung des Archivs. Das Gesamtwerk der Familie wird heute im Bregenzerwald-Archiv in Egg verwahrt. Darüber hinaus, so Kurator Johannes Inama in seiner Vernissage-Rede, wurde eine Auswahl der besten Fotos von der Vorarlberger Landesbibliothek digitalisiert.

Vor allem aber hat Rudolf Berchtel Tausende Stunden investiert, um das fotografische Erbe seines Großvaters und seiner Mutter zu digitalisieren und auf diese Art und Weise der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Zum einen den Menschen, die sich und ihre Vorfahren auf manchen Fotos wiederfinden können, zum andern auch einer Generation, für die Fotografieren dank technologischer Möglichkeiten zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
80 Jahre in wenigen Schritten
Die Ausstellung ist so raffiniert konzipiert, dass der Besucher in wenigen Schritten 80 Jahre Foto Hiller durchlaufen kann. Der erste der drei Ausstellungsräume zeigt die Geschichte der Familie, die Entstehung des Fotostudios samt einigen Objekten wie Kameras aus der Anfangszeit. In den Räumen des ehemaligen Studios haben Markus Innauer und Sven Matt ihr Planungsbüro eingerichtet. Jenes Büro – und damit schließt sich dieser Kreis –, das die Erweiterung und Adaptierung des Bezauer Museums geplant hat.
Im zweiten Raum wird anhand ausgewählter Fotos die Fülle an Themen angedeutet, die von Foto Hiller festgehalten wurden: von Tourismus- und Landschaftsfotografie über Portraits bis zu Trachtenfotos und Aufnahmen aus dem Dorfleben.

Mit einem Schritt über die Schwelle des dritten Raums, der sogenannten „Dunkelkammer“, taucht der Besucher in eine Welt ein, in der moderne Technologie die Begegnung mit der alten Fototechnik von Hiller/Berchtel möglich macht. Björn Matt und Lisa Schwaiger vom Super-Büro, das die Ausstellung gestaltet hat, haben sich hier etwas Spezielles einfallen lassen: Über einen interaktiven Bildschirm können, sortiert in zehn Themenbereichen, fast 700 von Rudolf Berchtel ausgewählte Fotos abgerufen werden. Via Bildschirm erzählt Berchtel auch die Familiengeschichte und erläutert das Archiv.
Berührend ist der Abschluss der Ausstellung, der an den Anfang von Kaspar Hillers Fotografen-Karriere zurückführt: Fotos, die er aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause mitbrachte. STP