Ein Festival der Schiffs-Nostalgie

Am Tag der Historischen Schifffahrt legten auch außergewöhnliche Gäste in Hard an.
Hard Der traditionelle Tag der offenen Tür, zu dem die Historische Schifffahrt Bodensee (HSB) zum Saisonstart nach Hard einlädt, gestaltete sich heuer zu einem echten Volksfest und zugleich zu einem Festival der Schiffs-Nostalgie, denn neben dem Stolz der HSB – Hohentwiel und Oesterreich – legten im Harder Hafen auch zwei andere Juwele der Schiffs-Nostalgie an: der nachgebaute Lastensegler St. Jakob Immenstaad und das legendäre Shuttle-Boot MS Altenrhein.

„Historisches“ Treffen
Der zahlreiche Besuch und das große Interesse der Gäste, die unter anderem fast 1000 Schnupper-Rundfahrten mit Hohentwiel und Oesterreich genossen, ließen „Oesterreich-Retter“ Jürgen Zimmermann und das Team um HSB-Geschäftsführerin Havva Dogan und HSB-Vorstandsmitglied Markus Flatz mit der Sonne um die Wette strahlen, für die schifffahrts-interessierten Gäste war es ein einmaliges „historisches“ Ereignis, denn zum ersten Mal versammelten sich im Harder Hafen – zählt man die am gegenüberliegenden Ufer verankerten ehemaligen Fähre Fountainebleau dazu – gleich fünf Zeugen aus verschiedenen Epochen der Bodenseeschifffahrt.

Der Lastensegler
Ab dem 14. Jahrhundert oblag der Personen- und Gütertransport auf dem Bodensee der riesigen Flotte der Lastensegler. Chroniken belegen, dass vor 250 Jahren – in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – rund 1000 Frachtsegler auf dem See unterwegs waren. Etwa 150 davon waren Lädinen, d. h. Frachtsegler mit mehr als 20 Meter Länge und einer Frachtkapazität von bis zu 150 Tonnen. Die kleinere Ausführung der Lädine, Schiffe bis 20 Meter Länge und tauglich für Lasten von fünf bis 75 Tonnen, wurden als Segmer bezeichnet.

Vor 200 Jahren waren mehr als die Hälfte der Frachtsegler verschwunden, um 1900 nur noch einzelne unterwegs und 1952 wurde die letzte originale Lädine in Bodman zu Brennholz verarbeitet. Am Seegrund liegen auch heute noch einige gesunkene Wracks – eines davon wurde in den 1980-er Jahren vor Immenstaad entdeckt und war Anlass zur Gründung des Lädinen-Vereins Bodensee, der die Lädine – korrekt Segmer – auf der Michelsen Werft in Friedrichshafen-Seemoos nachbauen ließ und am 8. Mai 1999 damit zur Jungfernfahrt in See stechen konnte. Eine der ersten Fahrten der am 1. Mai gestarteten Saison 2025 führte die Lädine nun nach Hard – mangels Wind angetrieben von einer gut 100 KW starken Maschine.

Im Original restauriert
Im Gegensatz zur St. Jakob ist das MS Altenrhein, das ebenfalls neben Oesterreich und Hohentwiel anlegte, kein Nachbau, sondern das Original des 1927 gebauten Shuttle-Boots, das bei Entwicklung und Bau der legendären Dornier-Flugboote – auch der DO X – eine entscheidende Rolle spielte.

Der Friedensvertrag von Versailles 1919 untersagte den Bau von Flugzeugen in Deutschland. Dornier unterlief dieses Verbot, baute seine Flugzeuge in Altenrhein und transportierte Ingenieure und in Friedrichshafen vorgefertigte Teile mit der MS Altenrhein nach Altenrhein. Das Schiff diente auch als Schlepper, der die DO X aus dem Hangar auf Startposition auf den See schleppte und Crew und Passagiere zum Flugboot brachte.


Noch vor dem Zweiten Weltkrieg kam das Aus für die DO X und auch die Spur der MS Altenrhein verlor sich. Mehr als 80 Jahre später dann die Sensation: Im Elsass wurde 2019 das ramponierte Boot entdeckt und sein Besitzer bot es David Dornier, Enkel von Claude, an. In Zusammenarbeit mit dem Förderverein wurde das geschichtsträchtige Boot restauriert und am 1. Mai 2025 wieder in Dienst gestellt. Eine der ersten offiziellen Fahrten führte die MS Altenrhein jetzt nach Hard. STP







