Engagiert für Tier und Mensch

Tierärztin Andrea Lackner-Oberle hilft wo Not ist. Auch sie hat schwere Zeiten durchlebt.
Nüziders NÜZIDERS „Deutsche kommt zum Skifahren nach Österreich und verliebt sich. Eine banale Geschichte“, sagt Andrea Lackner-Oberle trocken. Ein Blick auf ihre Vergangenheit und Gegenwart zeigt indes, das Leben der 49-jährigen Tierärztin ist alles andere als banal.

Treffpunkt ist ein Behandlungsraum in ihrer Kleintierarztpraxis in Nüziders. Gerade wurde hinter dem letzten Patienten, einem Kater, die Eingangstüre zugesperrt. Still ist es jetzt. Und Andrea Lackner-Oberle erzählt, wie sie in Nüziders landete und warum sie noch immer da ist.
Geboren am 20. Februar 1976, wuchs sie in Singen am Hohentwiel (Baden-Württemberg) mit ihren Eltern und einem Bruder auf. „Mein Bruder wurde nur 33 Jahre alt. Er starb an einem Gehirntumor“, erzählt sie.

Tierärztin zu werden, hatte sie sich schon als Kind vorgenommen. So studierte Andrea nach dem Abitur Veterinärmedizin. Ihre erste Stelle als promovierte Tierärztin fand sie in einer Klinik für Klein- und Großtiere in Altforweiler im Saarland.
Hängengeblieben</span>
Es geschah am 28. Dezember 2003. Andrea verbrachte den Tag auf der Skipiste am Sonnenkopf. Bei der Abfahrt ins Tal legte sie einen Stopp in der Bündthütte ein: „Ich setzte mich an die Bar. Da kam ein älterer Herr auf mich zu und lud mich auf einen Drink ein.“ Grund: Der ältere Herr hat zuvor mit drei jungen Männern „gnaglat“, also am Wettnageln teilgenommen. Er hatte verloren und musste eine Lokalrunde ausgeben. „Danach fuhren wir alle zusammen hinunter ins Tal. Dort blieben wir in einer Apres-Ski-Bar hängen.“ In dem Lokal kamen sich Andrea und einer der drei jungen Männer, Daniel Lackner aus Nüziders, näher. Aus der wachsenden Beziehung wurde schließlich eine Ehe.
Nach Vorarlberg kam Andrea ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung mit Daniel. Mit ihrer empathischen und offenen Art lebte sie sich rasch ein. Skurril fand sie, dass sich hierzulande jeder duzt. „Mich mit ‚Du, Frau Doktor‘ anzusprechen, fühlte sich lustig an“, erinnert sie sich. „Bevor man sich in Deutschland duzt, muss man sich lange kennen.“

Gleich nach der Ankunft in Nüziders suchte sie einen Job. Zuerst arbeitete sie in der Tierklinik Tschabrun in Nüziders, später wechselte sie zum Tierarzt Wolfgang Burtscher in Bludenz. 2006 wurde sie schwanger. „Meine Tochter starb kurz vor der Geburt“, sagt Andrea. Eine schwere Zeit war das damals. Als im Jahr darauf Sohn Max zur Welt kam und 2012 Benjamin, war das Familienglück wiederhergestellt. 2019 wurde Tigerkater Luki Familienmitglied, im Jahr darauf gesellte sich Baloo, ein Mischling aus Berner Sennhund und Australian Shepard, dazu.

Ihre Kleintierpraxis eröffnete Andrea 2013. Dort behandelt sie mit ihrem Team nicht nur die üblichen tierischen Patienten, sondern kümmert sich auch um jene, deren Halter sich einen Tierarztbesuch nicht leisten können. Die Menschen in finanzieller Not werden ihr von Joe Fritsche, Obmann der Hilfsorganisation „Stunde des Herzens“, vermittelt. „Wir helfen zum Beispiel alten Frauen, die mit einer Mindestpension ihr Leben bestreiten und ein Haustier halten, weil sie sonst niemanden mehr haben“, erklärt Andrea. „Sie müssen für die Behandlungskosten ihrer Tiere nicht aufkommen.“
Aktive Tierschützerin
Andrea ist zudem im Tierschutz aktiv. Sie engagiert sich in lokalen Tierschutzvereinen und führt mit der Organisation „Tierärzte Grenzenlos“ (eine Gruppe von Veterinärmedizinern und Assistenten, die sich ehrenamtlich gegen Tierleid einsetzen) Katzenkastrationsaktionen auf Zypern durch.
Heimweh nach Deutschland empfindet Andrea nicht: „Meine Heimat ist jetzt Vorarlberg.“