Bregenzerwälder Holzbaukunst für Japan

Hermann Kaufmann hatte wieder Kolleginnen und Kollegen aus Fernost zu Gast.
Mellau In Sachen Holzbaukunst setzt Hermann Kaufmann seit Jahrzehnten Akzente – nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit. Dabei ist ihm der Austausch mit Architektinnen und Architekten in Japan ein besonderes Anliegen und er pflegt einen regen Austausch mit den Holzbaupionieren in Fernost, die immer wieder zu Studienreisen in den Bregenzerwald kommen. So auch dieser Tage, als eine Gruppe aus Japan zu einer Kurzvisite in Mellau, Reuthe, Krumbach und Hittisau Station machte. Nach der Exkursion im Bregenzerwald ging es weiter nach Luzern und in den Raum Zürich, ehe es für die japanischen Gäste wieder zurück in die Heimat ging.

Stichwort zurück in die Heimat: Auch Hermann Kaufmann war erst kurz zuvor aus Japan nach Vorarlberg zurückgekehrt, nachdem er dort unter anderem in Kyoto vor Studierenden referiert hatte. Thema des Vortrags: der Umgang mit Holz als Baumaterial sowie die Auseinandersetzung mit regionalem Bauen im internationalen Kontext. Eines der dabei im Fokus stehenden Beispielprojekte von HK Architekten war das ‚YKK Passive Town‘ in Kurobe. Im Anschluss an das Kaufmann-Referat stellten Verena Konrad und Andrea Gassner die neue Ausstellung verywood vor, die im Rahmen der Expo vom 20. bis 30. Mai in Osaka gezeigt wurde. Auch bei dieser Ausstellung fungierte Hermann Kaufmann als Kurator.

Einfach alles nachfragen
Erstes Exkursionsziel im Wald war die neue Anlage In der Mellen, wo sich neben Wohnungen auch das Büro des Projektbetreibers Günter Morscher Bauprojekte und Vorarlbergs größter Bikeshop befinden.

Hausherr Günter Morscher und seine Mitarbeiter waren ebenso wie die als Dolmetscherin fungierende „Reiseleiterin“ Koari Takigama-Wassmann voll gefordert: „Die Gäste aus Japan wollten einfach alles wissen, haben kleinste Kleinigkeiten nachgefragt, fotografiert und notiert.“

Nächste Station war das Mellauer Dorfzentrum, wo Dorfsaal und Kindergarten genau unter die Lupe genommen wurden und Bürgermeister Tobias Bischofberger auch das aktuelle Projekt erläuterte: „Wenn Sie das nächste Mal Mellau besuchen, können wir hier das neue Gemeindehaus präsentieren“, meinte er liefert auch noch eine Erklärung für das Geschehen auf dem Vorplatz des Saales: „Nein, das sind keine sandspielenden Schulkinder, das ist ein Projekt des Landesmuseums, das mit der Aktion ,Archäologie auf Achse‘ in die Schulen geht.“

Die Zeit wurde knapp
Wen wundert’s, dass bei dieser Neugier der Zeitplan wackelt und deshalb die Pause für das Mittagessen verkürzt werden muss, schließlich wartet am Nachmittag der Besuch der Zimmerei Kaufmann in Reuthe, einem der Unternehmen, die mit der Modulbauweise neue Maßstäbe gesetzt haben.

Zum Abschluss schloss sich in Krumbach der Kreis: Die Gäste aus Japan ließen sich ein Dorfentwicklungskonzept erläutern, das Hermann Kaufmann und Günter Morscher im Verein mit der Gemeinde unter dem damaligen Bürgermeister Arnold Hirschbühl und den jungen Architekten René Bechter und Bernardo Bader vor etwa 20 Jahren angestoßen haben. Zentrumsnaher Wohnbau, damit möglichst viele Wege zum Einkaufen usw. fußläufig möglich sind, ein Mix von Eigentums- und Mietwohnungen ebenso ein Miteinander von Generationen.

Und da war in Krumbach auch noch das Pfarr- und Mehrzweckhaus, das der Dorfgemeinschaft wichtige Impulse gibt. In Hittisau wurde die Diskussion über ein interessantes Wohnbau-Vorhaben fortgesetzt. Die Pläne für das Projekt hatte man eingehend im Büro von Morscher Bauprojekte studiert, aber die Gäste aus Japan waren so gründlich, dass sie das vorgesehene Areal auch noch vor Ort in Augenschein nehmen wollten. STP


