Der Süden Vorarlbergs bald ohne Geburtenstation? Politiker, Pflegepersonal und eine Mutter schlagen Alarm

Mit einer Petition und einem Antrag im Landtag will die SPÖ die Schließung der Geburtenstation Bludenz verhindern. Noch sind es nur Gerüchte – eine offizielle Entscheidung, wie es weitergeht, steht noch aus.
Bludenz Petra Frainer-Riedl erwartet im September ihr zweites Kind. Sie wird noch in der Geburtenstation im Landeskrankenhaus (LKH) Bludenz entbinden können. Ob das auch für werdende Mütter gilt, deren Kind erst nächstes Jahr auf die Welt kommt, ist fraglich. Es steht im Raum, dass die Geburtenstation im LKH Bludenz geschlossen werden soll.
Die SPÖ hat eine Online-Petition gestartet, die sich gegen die Schließung ausspricht. Knapp 4000 Personen haben bereits unterschrieben. Die Gesundheitssprecherin der SPÖ und Landtagsabgeordnete Manuela Auer sowie Elke Zimmermann, Betriebsratsvorsitzende des LKH Bludenz, luden zur Pressekonferenz.

Wie es mit der Geburtenstation weitergeht, entscheidet der Aufsichtsrat am 26. Juni. In Bludenz fehlen derzeit drei Fachärzte. Schon jetzt hilft man sich mit Personal aus Feldkirch und Freelancern aus. „Die Gerüchte reißen nicht ab“, sagt Manuela Auer. Deshalb will sie im Landtag einen Antrag zum Erhalt der Geburtenstation einbringen. Der Landtag soll sich klar zur Geburtenstation bekennen und ein tragfähiges Konzept zur Sicherung des Betriebs ausarbeiten. Immerhin betrifft eine Schließung 29 Gemeinden in fünf Tälern.
Langer Anfahrtsweg nach Feldkirch
Petra Frainer-Riedl, die in Bings wohnt, schätzt die kurze Fahrtzeit ins Bludenzer Spital. Nach Feldkirch bräuchte sie schon wesentlich länger, doch Bings ist zentral gelegen. Wer in Klösterle oder Gaschurn wohnt, läuft Gefahr, gar nicht mehr rechtzeitig ins LKH Feldkirch zu kommen und das Kind auf der Autobahn oder daheim entbinden zu müssen, befürchtet Elke Zimmermann. „Jeder Frau wird die Wahlfreiheit abgenommen“, sagt sie. Die Frauen müssten zum Teil einen langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen und würden womöglich nach der Entbindung früher entlassen. Auch zur Nachuntersuchung müssten die Mütter ins LKH Feldkirch.

In Bludenz sei die Geburtenstation eine „ruhige, kleine Einheit“, so Zimmermann, bei der das Personal mehr auf die Mutter-Kind-Bindung eingehen kann. Die Mütter bekommen – wenn möglich – eine Eins-zu-eins-Betreuung. Am Geburtstag von Frainer-Riedls Tochter kamen elf Kinder zur Welt. Doch auch ohne Eins-zu-eins-Betreuung fühlte sich die 35-Jährige nie gestresst.
Bis zu 500 Geburten deckt das LKH Bludenz jährlich ab. Bei einer Schließung müsste das LKH Feldkirch diese auffangen. Ob die Kapazität dafür ausreiche, sei fraglich. Das Personal aus Bludenz müsste nach Feldkirch, Dornbirn oder Bregenz wechseln. „Doch es gibt Einige, die sagen, dass sie sich umorientieren wollen“, so Zimmermann.
„Familiäre Atmosphäre“
Frainer-Riedl mag vor allem die „familiäre Atmosphäre“ auf der Geburtenstation. Sie ist vor ihrer zweiten Geburt „viel weniger nervös, da ich teilweise schon die Leute hier kenne“. Positiv in Erinnerung blieb ihr auch die Aufenthaltsdauer: „Ich konnte selbst entscheiden, wie lange ich bleibe. Es war nie der Druck da, dass ich gehen musste.“ Sie blieb mit ihrer Tochter eine Woche und wurde beim Stillen unterstützt.

Die Bingserin hatte im September 2022 Glück: Die Geburtenstation war nach der Sommerpause wieder geöffnet. Sie kennt aber auch Mütter, die im Sommer 2022 in Feldkirch entbinden mussten. „Damals lief alles noch recht chaotisch ab“, erzählt sie. Viele hätten sich in Feldkirch nicht so wohlgefühlt wie in Bludenz. Auch sei dort vieles anders gehandhabt worden – etwa die Tatsache, dass man den Kreißsaal vor der Geburt nicht besichtigen konnte.
Die Grünen fordern Klarheit
Die Grünen zeigen sich ebenfalls alarmiert über die drohende Schließung. „Die Geburtshilfe ist kein Luxus, sondern Teil der medizinischen Grundversorgung – und diese darf nicht vom Wohnort abhängen“, betont Eva Hammerer, Gesundheits- und Frauensprecherin der Grünen. „Eine verlässliche und wohnortnahe Versorgung muss in einem Land wie Vorarlberg selbstverständlich sein. Wir erwarten uns von der Landesregierung endlich Klarheit und Transparenz.“