60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise

VN / 18.06.2025 • 14:41 Uhr
Per Bahn nach Friedrichshafen – auf der Vorarlberg zurück nach Bregenz. Und beim Auslaufen aus dem Hafen ein Blick zurück auf das Museum und die vor einem halben Jahr ausgemusterte Fähre Euregia, die zum Partyschiff umfunktioniert im Hafen verankert ist.
Per Bahn nach Friedrichshafen – auf der Vorarlberg zurück nach Bregenz. Und beim Auslaufen aus dem Hafen ein Blick zurück auf das Museum.peter strauss

Absolventenjahrgang 1965 der Bregenzer Handelsakademie und die Mobilität am Bodensee.

Bregenz Die Themen Mobilität, Verkehr, Straßen oder Bahn sind speziell im Großraum Bregenz samt der ungelösten Verbindung der Autobahnen im Rheintal nicht erst heute allgegenwärtig – sie wurden schon hitzig diskutiert, als die heutigen Jubilare vor 60 Jahren im legendären „Hasenstall“ der alten Schule in der Michl-Felder-Straße für ihr Maturazeugnis schwitzten.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Wehmütige Nostalgie: Wenige Tage vor der Matura nahm man 1965 Abschied vom romantischen Seegarten gegenüber der Bregenzer Kaserne. Das beliebte Gasthaus sollte der Unterflur-Trasse weichen. Die Unterflur kam nicht, der Seegarten wurde trotzdem 1976 abgerissen – heute ist dort ein Busparkplatz . . .
Wenige Tage vor der Matura nahm man 1965 Abschied vom romantischen Seegarten gegenüber der Bregenzer Kaserne. Das beliebte Gasthaus sollte der Unterflur-Trasse weichen.

Schule ist auf gutem Weg

In Sachen Schule ist seither viel geschehen – der Maturajahrgang 1965 (60 Schülerinnen und Schüler in drei Klassen) war der letzte, der zur Reifeprüfung in der alten Schule antrat, mehr als ein Dutzend kam sogar in den Genuss, die Matura erst im Herbst oder gar erst im Frühjahr 1966 beim „Nachzipf“ in der neuen Schule abzuschließen. Sie dürfen sich rühmen, die ersten Maturanten in der neuen Schule gewesen zu sein. Und auch von sich behaupten, dass für ihre Reifeprüfungen zwei Schulen notwendig waren. 

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Symbolische Erinnerung an den Schulalltag von damals: Für den Großteil begann der Schultag mit einer Bahnfahrt nach Bregenz. Auch das 60-Jahr-Jubiläum startete mit einer Bahnfahrt von Bregenz nach Friedrichshafen. "Die Oberländer" kamen zum Teil schon per Bahn nach Bregenz.PETER STRAUSS
Für den Großteil begann der Schultag mit einer Bahnfahrt nach Bregenz. Auch das 60-Jahr-Jubiläum startete mit einer Bahnfahrt von Bregenz nach Friedrichshafen.

Zur damals einzigen Vorarlberger HAK sind inzwischen vier weitere dazugekommen. Bregenz? Beim 30-Jahr-Jubiläum durften sie sich dann 1995 darüber freuen, dass der Bund die Einreichpläne für die große Erweiterung des Schulgebäudes genehmigte. Ein Quantensprung für die Schule.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Wenn für den HAK-Maturajahrgang 1964/65 ein Jubiläum ansteht, dann ist kein Weg zu weit: Wolfi Stalzer (l.) reiste auch diesmal aus Wien an – ein „Katzensprung“ im Vergleich zur Reise seines ehemaligen Banknachbarn Roland Güttler, der in Hongkong lebt: via Helsinki und Zürich fast 11.000 Kilometer bis Bregenz und mehr als 17 Stunden reine Flugzeit.
Wolfi Stalzer (l.) reiste auch diesmal aus Wien an – ein „Katzensprung“ im Vergleich zur Reise seines ehemaligen Banknachbarn Roland Güttler, der in Hongkong lebt.

Und wieder 30 Jahre später fand – wenige Tage vor dem 60-er-Treffen – der Spatenstich für die nächste Erweiterung „ihrer“ Schule statt, die auch ein Update erfährt, das die damals einzige Handelsakademie im Land in eine gute Zukunft führt. Zur Freude der Ehemaligen, denen „ihre“ Schule auch nach 60 Jahren immer noch am Herzen liegt.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Wenn Jürgen Weiss mit seinem Team ein Jubiläumstreffen plant, dann wird stets großer Wert auf einen verkehrspolitischen Bezug gelegt. Diesmal ging es um die faszinierende Geschichte der legendären Zeppelin-Luftschiffe im Museum in Friedrichshafen - Fahrt mit Bahn und MS Vorarlberg inklusive.
Wenn Jürgen Weiss mit seinem Team ein Jubiläumstreffen plant, dann wird stets großer Wert auf einen verkehrspolitischen Bezug gelegt.

Vieles auf Stand von damals

Eine erfreuliche Entwicklung für die Schule, die ausreichend Gesprächsstoff für das Jubiläumstreffen lieferte. Ganz anders die Verkehrssituation, wo vieles auf dem Stand von damals verharrt.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Wer erinnert sich noch an das Bodenseeboot „Dornbirn“? Die Maturantinnen und Maturanten von 1965 können es sehr wohl, auch wenn es schon 50 Jahre her ist – zum Zehnjährigen waren sie 1975 mit der „Dornbirn“ unterwegs. 1989 wurde die „Dornbirn“ verkauft und durch die „Stadt Bregenz“ ersetzt.
Wer erinnert sich noch an das Bodenseeboot „Dornbirn“? Zum Zehnjährigen waren die Maturanten 1975 mit der „Dornbirn“ unterwegs.

Wenn heute von Unterflurlegung der Bahn die Rede ist, dann erinnern sich Maturantinnen und Maturanten von 1965, dass Autobahn und Eisenbahn am See entlang, mit Unterflur vom Hafen bis zum Stadion geführt werden sollten, samt Güterbahnhof – dort wo heute u. a. Blum angesiedelt ist. Es kam anders, der Güterbahnhof wanderte nach Wolfurt, die Autobahn in den Pfändertunnel und die Bahntrasse blieb so wie sie war. Neu hinzu kam der nach wie vor ungelöste Anschluss der A 14 an das Schweizer Autobahnnetz A1/A 13 auf.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Eine Gruppe von Matura-Jubilaren unter dem Modell des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“. Das 245 Meter lange Luftschiff ging am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst/USA in Flammen auf. Wie durch ein Wunder überlebten 62 der an Bord befindlichen 97 Passagiere und Besatzungsmitglieder.
Eine Gruppe von Matura-Jubilaren unter dem Modell des Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“.

Mobilität positiv sehen

Die Maturaklassen von 1965 haben bei ihren Jubiläumstreffen die Entwicklung der unendlichen Geschichte immer wieder diskutiert. Verkehr und Mobilität wurde von Jürgen Weiss und seinem Planungsteam in die Treffen stets nostalgisch eingebaut: Fahrten mit der Hohentwiel (auf der fand 1964, als das ausgemusterte Schiff als Klubheim im Bregenzer Sporthafen diente, als erste Dampferparty die Generalprobe für das Käpplefest statt), der Vorarlberg (sie wurde im Matura-Schuljahr 1964/65 „notgetauft“ bzw. in Dienst gestellt), München oder Dornbirn zählten ebenso dazu wie eine Fahrt mit der Museumsbahn oder Abstecher auf den Karren sowie den Hirschberg.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Maturajubiläen verbindet der Abschlussjahrgang 1964/65 stets mit Verkehrsnostalgie. Zum 50er stand 2015 eine Fahrt mit dem Museumsbähnle auf dem Programm.
Maturajubiläen verbindet der Abschlussjahrgang 1964/65 stets mit Verkehrsnostalgie. Zum 50er stand 2015 eine Fahrt mit dem Museumsbähnle auf dem Programm.

Diesmal die Luftfahrt

Nach Nostalgie zu Land und zu Wasser stand diesmal die Luftfahrt auf dem Programm. Ausgehend vom Chaos-Bahnhof Bregenz ging es per Bahn nach Friedrichshafen, wo die Jubilare in die faszinierende Welt des Zeppelin-Museums eintauchten. Die Bahnfahrt erinnerte an den damaligen Schulalltag: der Großteil kam als Fahrschüler bis aus Bludenz nach Bregenz zur Schule – sechsmal pro Woche in vier Jahren gut 800 Mal hin und zurück.

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: „Bitte einsteigen!“ mit diesem „Zeppelin“ dürfte man auch heute noch ganz normal im Straßenverkehr unterwegs sein.  Das Auto ist der einzige erhaltene Maybach DS 8, der sich noch weitestgehend im Original-Zustand befindet. 
„Bitte einsteigen!“ mit diesem „Zeppelin“ dürfte man auch heute noch ganz normal im Straßenverkehr unterwegs sein.  Das Auto ist der einzige erhaltene Maybach DS 8, der sich noch weitestgehend im Original-Zustand befindet. 

Zurück ging es – standesgemäß – mit der Vorarlberg zum Ausklang im Kornmesser, wo viele Erinnerungen wach wurden – auch solche an 16 verstorbene liebe Kolleginnen und Kollegen. STP 

60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Im Maturajahr 1964/65 waren die heutigen Jubilare die ersten Gäste, die auf der eben erst im Sporthafen verankerten Hohentwiel feierten – zum Silbernen Jubiläum versammelten sie sich 1990 wenige Tage nach der zweiten Jungfernfahrt zum Erinnerungsfoto auf dem Dampfer. Auch zum 40er waren sie mit "ihrem" Dampfer unterwegs.
Im Maturajahr 1964/65 waren die heutigen Jubilare die ersten Gäste, die auf der eben erst im Sporthafen verankerten Hohentwiel feierten.
60 Jahre Matura – eine nostalgische Reise: Eindrucksvoll und geschichtsträchtig – der für das Museum originalgetreu rekonstruierte Nachbau des Luxussalons der Hindenburg. Sie galt mit ihrem Luxus als „fliegendes Luxushotel“. 
Der für das Museum originalgetreu rekonstruierte Nachbau des Luxussalons der Hindenburg. Sie galt mit ihrem Luxus als „fliegendes Luxushotel“.