„Nachhaltigkeit interessiert die Kunden nicht mehr“: Dieser Spielwarenhändler schließt sein Geschäft

Lustenau verliert weiteres Geschäft. Pinoccio-Inhaber zieht Reißleine und hört auf.
Lustenau „Es ist eine traurige Sache“, beginnt Pinoccio-Inhaber Alexander Schranz (45) zu erzählen. Sein Blick schweift wehmütig durch das liebevoll eingerichtete Geschäft, das neben neuen Spielwaren, Fahrrädern und diversen Sportartikeln auch gebrauchte Spiele und Kleidung anbietet. 27 Jahre lang war dieses Geschäft die erste Anlaufstelle für Kinder in Lustenau. Die letzten sieben Jahre lang hat er es geführt. Doch nun zieht Alexander Schranz sich zurück. „Es ist nicht mehr rentabel. Die Nebenkosten sind stark gestiegen und das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert“, erklärt er.

Die rund 1000 Quadratmeter große Geschäftsfläche bietet er zur Vermietung an. „Bis ein neuer Mieter gefunden ist, machen wir weiter“, sagt er entschlossen. Diese Entscheidung betrifft nicht nur ihn, sondern die gesamte Gemeinde. „Rund 4000 Besucher kamen monatlich zu uns. Diese fehlen nun in Lustenau.“

Herausforderungen der Selbstständigkeit
Seit 2018 leitet Schranz das Geschäft. Um dem veränderten Kaufverhalten der Kunden entgegenzuwirken, hat er das Angebot breit aufgestellt. „Wir haben zum Beispiel eine Fahrradwerkstatt und einen Skiverleih. Erst im Frühjahr habe ich den Verleih am Bödele aufgekauft“, erklärt er. Diese Geschäftsbereiche laufen gut, doch sie können das gesamte Geschäft nicht tragen. „Ich verstehe nicht, warum Secondhand-Kleidung nochmals mit 20 Prozent besteuert wird. Sie wurde bereits einmal besteuert“, sagt er.

Vom Secondhandverkauf bleibt am Monatsende kaum etwas übrig. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten haben die Kunden wenig Interesse an Nachhaltigkeit. „Viele haben kein Geld mehr und wissen nicht, wie es kommenden Monat aussieht. Die stark schwankenden Zinsen lassen keine Planbarkeit zu.“ Für Schranz sind die Kosten zu hoch geworden. „Die Personalkosten sind um 30 Prozent gestiegen, im Secondhand-Bereich haben wir einen Rückgang von 40 Prozent. Das rechnet sich einfach nicht mehr.“

Kunden sind vorhanden
Trotz des veränderten Konsumverhaltens hat das Kindergeschäft Pinoccio einen guten Ruf in der Region. Durchschnittlich verzeichnet es 129 zahlende Kunden pro Tag. „Das ist viel, doch am Monatsende bleibt nichts übrig. Ich habe alles in dieses Geschäft gesteckt“, sagt Schranz leise. Potenzielle neue Mieter haben bereits Interesse an der Immobilie gezeigt. „Die Lage ist hervorragend, die Gesamtfläche beträgt 2200 Quadratmeter. Wir haben 25 Parkplätze – so viele wie kein anderes Geschäft in Lustenau.“ Seine Arbeit im Pinoccio ist für Schranz eine Herzensangelegenheit.
Er ist stolz auf seine Mitarbeitenden, die wie eine Familie sind. Sobald ein neuer Mieter gefunden ist, wird er sich zunächst sechs Monate zu Hause um seine drei Kinder kümmern, da seine Frau derzeit eine Ausbildung macht. Schranz möchte sie tatkräftig unterstützen. Danach freut er sich auf eine Anstellung. Selbstständig in Österreich zu sein, kommt für ihn nicht mehr in Frage. So bleibt ungewiss, welches Geschäft sich im Pinoccio ansiedeln wird. Für die vielen Kinder in Lustenau ist dies ein trauriger Tag. BVS