„Grenzerfahrungen am Zauberberg“ feiert Premiere

VN / 04.07.2025 • 15:30 Uhr
Montafoner Theaterwanderung
Das Ensemble von teatro caprile bei den Proben zur neuen Theaterwanderung in Gargellen. teatro caprile

Theater trifft Zeitgeschichte auf 2000 Metern Höhe.

gARGELLEN Mit der Premiere von „Grenzerfahrungen am Zauberberg“ im Sommer 2025 schlägt das Montafon ein neues Kapitel seiner erfolgreichen Theaterwanderung auf: Nach über zehn Jahren Spielzeit und fast 100 ausgebuchten Vorstellungen bringt das renommierte Ensemble teatro caprile ab Juli eine neue Inszenierung auf die Bühne – oder besser gesagt: in die Landschaft. Unter dem Titel „Grenzerfahrungen am Zauberberg“ erleben Zuschauer und Zuschauerinnen eine außergewöhnliche Zeitreise, bei der sich Naturraum, Geschichte und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise überlagern.
Unterhalb der Madrisa (2770 Meter), dem sogenannten Zauberberg des Montafon, entfaltet sich eine eindrucksvolle Zeitreise, in der Naturraum, Geschichte und Gegenwart auf vielschichtige Weise miteinander
verwoben sind. In verdichteten Spielszenen – sogenannten „Shortcuts“ – begegnet das Publikum historischen Fragmenten, gesellschaftlichen Spannungsfeldern und Fragen, die bis in die Gegenwart reichen.

Montafoner Theaterwanderung
Szenenfoto aus der neuen Produktion „Grenzerfahrungen am Zauberberg“.

Landschaft wird zur Bühne

Die neue Produktion widmet sich dem Thema Grenzerfahrungen: zwischen Natur und Zivilisation, Vergangenheit und Gegenwart, Verdrängung und Erinnerung. Die Maisäßlandschaft selbst wird zur Bühne, in der Licht, Wetter, Tierlaute und Topografie als dramaturgische Elemente wirken. Die reduzierte, aber
prägnante Regie von Andreas Kosek, choreografisch begleitet von Ruth Grabher, schafft eine eindringliche Atmosphäre, die zum Weiterdenken einlädt.

Ein zentrales Motiv bildet das Werk der jüdischen Sozialanthropologin Lucie Varga, die in den 1930er-Jahren im Montafon forschte. Ihre Beobachtungen über die jugendbewegten Züge des Nationalsozialismus und dessen Spannungsverhältnis zur kirchlich geprägten Dorfgesellschaft zeichnen ein differenziertes Bild jener Zeit. Vargas Perspektive eröffnet einen vielschichtigen Blick auf historische Zusammenhänge und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Sie bietet damit nicht nur Kontext, sondern auch eine kritische
Linse auf heutige Formen der Erinnerungskultur: sachlich, analytisch und frei von Verklärung – ein Zugang, der sich mit der Haltung der Theaterwanderung deckt.

Fragen, die bleiben und weiterführen

Was braucht es, damit echter Fortschritt gelingen kann – in einem Tal wie dem Montafon? Welche verborgenen Geschichten liegen unter der Oberfläche der alpinen Idylle? Und wie lassen sich die Spuren-der Vergangenheit heute noch entziffern – zwischen Maisäß, Moor und Moränen?

Im neuen Stück der Montafoner Theaterwanderung werden genau diese Fragen aufgeworfen – nicht als bloße Kulisse, sondern als gedankliche Wegweiser. Sie eröffnen Perspektiven, werfen Licht auf blinde Flecken und machen sichtbar, was im Verborgenen lag. Ein Satz von Friedrich Hebbel wird dabei neu lesbar:
„Das Montafon ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.“
Gerade die Grenzregion rund um Gargellen wird in dieser Inszenierung zum symbolträchtigen Schauplatz – für Erzählungen von Flucht, Verdrängung und Transformation. Aber auch für Hoffnung, Heilung und Aufbruch.

Informationen und Termine

TERMINE

18. bis 20. Juli
22. bis 24. August
29. bis 31. August
TREFFPUNKT jeweils um 9:45 Uhr bei der Kirche Gargellen
DAUER ca. 5 Stunden, inklusive Spielzeit und Einkehr im Restaurant „Barga“
HÖHENMETER Der Rundweg verläuft über 270 Höhenmeter mit moderater Steigung
EINTRITT 50 Euro
HINWEIS begrenzte Teilnehmerzahl – Karten nur im Vorverkauf auf montafon.at erhältlich.
Empfohlen wird festes Schuhwerk sowie wetterfeste Kleidung (Sonnen- und Regenschutz, Trinkwasser).
Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt.