
“Ich mag diesen Nervenkitzel”
Skistar Katharina Liensberger über die Suche nach neuen Wegen und ihre Art mit Problemen umzugehen.
Bregenz Der Himmel ist grau und mit Wolken verhangen an diesem Freitagmorgen im sommerlichen Vorarlberg. Der Bodensee wirkt wenig einladend, auch weil das Nass immer wieder von oben kommt. All das scheint Katharina Liensberger nicht zu stören. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem herzlichen “Guten Morgen” sorgt sie schnell für gute Stimmung im Clubheim des RV Wiking. Dort wird die Olympiasiegerin von 2022 von Teresa Köppel, ihres Zeichens Cheftrainerin beim RV Wiking, mit den Worten “Alles klar? Bereit?” empfangen.
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Nicht zum ersten Mal begibt sich Vorarlbergs aktuell erfolgreichste Skisportlerin auf ungewohntes Terrain. Hat sie doch dieses Jahr anlässlich des ÖSV-Camps auf Zypern großen Spaß am Kitesurfen gefunden. Zudem sorgt neuerdings das Rudertraining neben den wichtigen, doch oftmals eintönigen Konditionseinheiten für willkommene Abwechslung. Auch wenn die Innenseite ihrer Hände von den Anstrengungen der ersten Fahrten auf dem See zeugen. “Sie ist ein Multi-Sport-Talent”, lobt Köppel ihren neuen Schützling und streut Liensberger nicht nur beim Einstieg in das Einerboot Rosen. “Kathi ist sehr wissbegierig, sie hört genau zu und vor allem, sie setzt alles rasch und genau um”, erzählt sie und scherzt mit einem Blick auf die 28-Jährige: “Gerne kannst du in unsere Sportart wechseln. Wir sind auch olympisch.”
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Doch Liensberger hält es nach dem Motto “Schuster, bleib bei deinen Leisten”. Gewohnt akribisch bereitet sie sich intensiv auf ihre nunmehr elfte (!) Weltcupsaison vor. Gerne im Team, aktuell absolviert sie mit ihren Kolleginnen Katharina Gallhuber, Katharina Huber sowie Lisa Hörhager Konditionstage im Ländle.

Es ist zudem nicht die erste Skipause, die Liensberger auch für ihr Sportmanagement-Studium an der Uni St. Gallen nutzt. “Es ist schön, einen Einblick in andere Sportarten zu erhalten”, sagt sie. Außerdem sei es eine gute Abwechslung zum Trainingsalltag. Diesen Sommer führte sie ein Modul nach Mönchengladbach, wo sie im Borussia-Park auch ihre Qualitäten mit dem Fußball unter Beweis stellen durfte. Noch für den Herbst hat sie den Abschluss der Ausbildung eingeplant.
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Im VN-Gespräch zeigte sich die Göfnerin dann gelöst, dennoch sehr fokussiert und klar in ihren Aussagen. Wie etwa zum Thema …

… Saisonanalyse: Ich nutze gerne noch die Zeit im Frühjahr. Zum einen spüre ich noch die Anspannung der Saison in mir, zum anderen gibt es die Möglichkeit, Dinge Revue passieren zu lassen, für die im Rennwinter kaum einmal Zeit bleibt. Anfang April hatte ich richtig gute Testtage mit Rossignol, um ein Gefühl für das neue Material zu entwickeln. Es hat sich schon hervorragend angefühlt. Ich denke, da haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber natürlich kommt im Sommer auch der Spaß nicht zu kurz.

Zumal die Saison mit dem Höhepunkt Heim-WM eine sehr fordernde – und für Liensberger einmal mehr eine sehr erfolgreiche – war. Dazu zählt der Vorstoß in der FIS-Slalom-Rangliste auf Platz zwei ebenso wie die WM-Bronzene von Saalbach.

… besondere Saison: Wenn man mir vor der Saison gesagt hätte, dass ich bis zum Schluss um die Slalomkugel mitfahre, hätte ich sofort unterschrieben. Und mit der WM-Medaille war es eine Megasaison. Gerade im Slalom ist auch für die neue Saison viel Potenzial vorhanden. Ich bin absolut glücklich über den eingeschlagenen Weg und die Zusammenarbeit mit dem gesamten Betreuerteam.

… Stellenwert der WM in Saalbach: Es war ganz speziell für mich, sicherlich mein emotionalster Erfolg. Weil ich mit den Leuten, die mir wichtig sind, und mit den Fans so richtig feiern konnte. Cortina war so überraschend, dann Corona und Peking so weit weg – in Saalbach durfte ich so richtig feiern und dementsprechend hat diese WM einen riesigen Stellenwert für mich.
… Cortina? Nach der WM ist vor Olympia: Noch versuche ich es wegzuschieben, zumal ich mich ja erst qualifizieren muss. Aber natürlich ist Olympia im Hinterkopf, es ist als Highlight der Saison immer präsent. Aber wie gesagt, noch ist es weit weg. Jetzt geht es im August nach Südamerika zum Skitraining, dann erfolgt im Oktober der Saisonstart. Das Beste ist, Schritt für Schritt zu denken, von Rennen zu Rennen.

… Druck: Für mich ist Druck etwas Schönes. Wenn es Druck gibt, dann geht es um etwas. Und ich mag den Wettkampf. Für mich ist es ein Privileg, als Sportlerin die Möglichkeit zu haben, bei Großereignissen starten zu können. Ich mag diesen Nervenkitzel, dieses besondere Gefühl.

… Rituale: Ein paar Rituale sind mir ganz wichtig, sie geben mir ein Gefühl der Sicherheit. Und wenn ich dann die Stöcke über den Start setze und mit einem Lächeln im Gesicht fahre, dann ist es meist ein gutes Zeichen.
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… Erfolg: Als kleines Mädchen ist es mir nie um Erfolg gegangen, sondern immer um den Spaß beim Skifahren. Heute verspüre ich immer noch den Spaß, mich stetig weiterzuentwickeln. Mir ist wichtig, authentisch zu bleiben. Believe, fly, achieve – es ist mein Lebensmotto, das ich auch gerne Kindern weitergebe. Unter dem Motto: Alles ist möglich, wenn du daran glaubst und daran arbeitest.
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… Rücktritte (Elisabeth Kappaurer, Michelle Niederwieser, Amanda und Angelina Salzgeber): Es ist wirklich traurig, wenn wie bei Elisabeth alles durch Verletzungen kaputt gemacht wird oder man aufhören muss, wo das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist.
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… Vorwürfe gegen ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger: Es ist genug gesagt und geschrieben worden. Die Verantwortlichen im ÖSV kennen meine Meinung seit langem. Jetzt hoffe ich natürlich sehr, dass es sich zum Positiven entwickelt, das würde allen gut tun.