Mahnwache vor dem LKH Bregenz trotz Regen und Gegenwind

VN / 29.07.2025 • 16:45 Uhr
Mahnwache vor dem LKH Bregenz trotz Regen und Gegenwind
Bei der drei Mal wöchentlich stattfindenden Mahnwache ist oft ein Priester anwesend. VN/Paulitsch

Während der Verein Miriam das Lebensrecht ungeborener Kinder verteidigt, pocht ProChoice Vorarlberg auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau.

Darum geht’s:

  • Mahnwachen vor dem LKH Bregenz abgehalten
  • Verein Miriam will Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg beenden
  • Diskussion über Abtreibungsrechte und Schutzmaßnahmen

Von Katja Grundner

Bregenz Trotz strömenden Regens standen am Montagvormittag 16 Personen vor dem Landeskrankenhaus (LKH) Bregenz und beteten. Mit Regenmänteln, Schirmen und Schildern verharrten sie vor der Thujen-Hecke am Maria-Stromberger-Weg, die vor über einem Jahr nur wegen dieser Versammlungen aufgestellt wurde. Grund für diese Mahnwachen ist die Abtreibungsstation des Krankenhauses. „Wenn man einmal erkannt hat, worum es geht, nimmt man vieles in Kauf. Wenn ein Kind zum Beispiel am Ertrinken ist, würde doch jeder ins Wasser springen und versuchen, es zu retten“, erklärt Marlies Pal, Obfrau des Vereins Miriam, der Schwangerschaftsbegleitung anbietet.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Während sie sich auf das Lebensrecht beruft, hebt Nadine Dunst-Ender vom Verein ProChoice das reproduktive Selbstbestimmungsrecht hervor. Eine Sprecherin der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) betont, dass weitere Schutzmaßnahmen gegen die Mahnwachen angestrebt werden.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Mahnwachen und Bannmeile

Seit November 2023 sind Schwangerschaftsabbrüche in einer Privatpraxis im LKH Bregenz möglich. „Seitdem halten wir dreimal pro Woche eine Mahnwache ab – bis heute ohne Unterbrechung“, äußert Christoph Alton, Vorstand des Vereins Miriam. Die Teilnehmer setzen sich für das Leben von Anfang an ein. Für sie ist klar: Frauen brauchen Hilfe, nicht die Tötung ihres Kindes. „Viele schwangere Frauen machen die Abtreibung, weil sie unter Druck stehen. Da muss man hinschauen und dementsprechend unterstützen“, so Pal. Der Verein betreut nicht bloß Schwangere, sondern auch Frauen und deren Partner nach einer Abtreibung.

image00001.jpeg
Marlies Pal und Christoph Alton bei der Mahnwache in Bregenz. VN/Grundner

Als Gegenbewegung zu den Mahnwachen wurde über mehrere Wochen hinweg im August und September 2024 von ProChoice Vorarlberg regelmäßig eine Bannmeile abgehalten.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Aktuell hat der Verein keine Aktion geplant, doch ist es der Initiatorin Nadine Dunst-Ender noch immer ein Anliegen, eine Schutzzone zu schaffen, sodass sich Patientinnen, Angehörige und Mitarbeitende nicht gestört fühlen. „Niemand hat das Recht über die (psychische) Gesundheit einer anderen Person zu entscheiden“, betont die 44-jährige Rankweilerin.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Instagram angezeigt.

Eine Sprecherin der Vorarlberger Landeskrankenhäuser hebt hervor, dass weitere Schutzmaßnahmen auf Bundesebene nach wie vor wünschenswert wären. Im LKH bietet das Institut für Sozialdienste (ifs) psychosoziale Begleitung für Schwangere an, die über einen Abbruch nachdenken. „Wir legen größten Wert darauf, dass Frauen, die sich in einem Schwangerschaftskonflikt befinden, eingehende beratende Hilfe erhalten, um über alle Alternativen gut informiert zu sein“, erklärt Landesrätin Martina Rüscher in einer Presseaussendung.

Ausdauernd für das Lebensrecht

Der Verein Miriam verfolgt das Ziel, Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg vollständig zu beenden. Zum Stichwort Gebärzwang sagt Alton: „Es ist ein ganz natürliches Gesetz, ein Lebensrecht, dass unschuldige Kinder, die im Mutterschoß heranwachsen, auf die Welt kommen dürfen.“ Er und Pal können die Meinung der Abtreibungsbefürworter nicht nachvollziehen, aber sie respektieren sie und dieses Recht möchten sie auch für ihre Mahnwachen einräumen: „Wir haben alles bei der Landespolizeidirektion angemeldet, sind nur leise am Beten und stehen am Rand des Gehwegs, um Passanten nicht zu behindern.“

Mahnwache vor dem LKH Bregenz trotz Regen und Gegenwind
Regelmäßig versammeln sich über ein Dutzend Menschen zum Gebet vor dem LKH Bregenz – auch bei strömendem Regen.VN/Paulitsch

Die Bregenzer Stadtpolizei bestätigt: „Es gibt kaum Beschwerden von Privatpersonen. Außerdem ist das Versammlungsrecht ein Grundrecht und die Mahnwachen vor dem LKH Bregenz stellen keine Gefahr für die Sicherheit oder das Allgemeinwohl dar.“

Im LKH Bregenz wurden zwischen Dezember 2023 und Jänner 2025 insgesamt 293 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt. Eine Zwischenauswertung aus dem Jahr 2024 hat ergeben, dass der größte Anteil mit 45 Prozent auf die Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen entfiel. Zwei Prozent der Frauen waren unter 16 Jahre alt, acht Prozent über 40.

(VN)