Wenn sich der Analyst der Kritik stellt

Sport / 04.08.2025 • 15:48 Uhr

Dieter Alge über seine neue Rolle. Lange Zeit VN-Fußball-Analyst, nunmehr Sportchef bei Austria Lustenau.

Lustenau Er kennt das Fußballgeschäft aus verschiedensten Perspektiven. Als Fußballprofi war Dieter Alge jahrelang an der Seite des heutigen Monaco-Cheftrainers Adi Hütter unterwegs, später dann über zwei Jahrzehnte im Trainergeschäft tätig, zugleich bei den VN als Sportjournalist und späterer Analyst auch mit kritischem Blick auf die Entwicklungen und Entscheidungen im Fußballgeschäft, auf und abseits des Platzes.

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Nun ist er zurück in einer auch für ihn neuen Rolle. Als Sportchef der Austria Lustenau ist er für die Kaderplanung ebenso zuständig wie für die sportliche Ausrichtung des Vereins. “Mein Credo in den Analysen war stets der Blickwinkel eines Trainers. Aber natürlich habe ich auch Dinge hinterfragt und kritisiert.”

SC Austria Lustenau
Für Dieter Alge ist Kommunikation sehr wichtig. Fasching

Nunmehr, dessen ist sich der 59-Jährige bewusst, wird auch er sich möglichen Kritiken stellen müssen und er wird – wie auch Mannschaft und Betreuerstab – an den Ergebnissen gemessen. Ein Blickwinkel, der ihn nach zwei Bewerbsspielen durchaus ruhig in die Zukunft blicken lässt. “Die Siege im Cup und zum Start in die Meisterschaft sind natürlich erfreulich. Vor allem, weil die Mannschaft sehr viel von dem umgesetzt hat, was das Trainerteam vorgegeben hat.” Diesbezüglich lobt er explizit die Vorbereitung auf das Liefering-Spiel. “Markus Mader und sein Team haben den Gegner im Vorfeld sehr gut analysiert.” Am Ende war es auch der Effizienz geschuldet, dass das Ergebnis auch in dieser Höhe (4:0) ausfiel. “Absolut verdient”, so der Sportchef der Grün-Weißen.

Dieter Alge
Die Vorfreude auf das erste Meisterschafts-Heimspiel ist Dieter Alge ins Gesicht geschrieben. VN

In der Beobachterrolle

Heute, so sagt Alge, spüre er, wie sehr er von der Erfahrung aus seiner Zeit als Analyst für den jetzigen Job mitnehmen kann. Vor allem, weil er als Teamplayer gerne seine Sichtweise einbringt und dann zusammen mit dem Trainerteam sowie in weiterer Folge auch mit den Spielern gemeinsame Ziele formuliert, aber dann auch vorgibt. Dazu zählt er die Spielphilosophie genauso wie das übereinstimmende Denken in eine Richtung.

Wenn sich der Analyst der Kritik stellt
Im neuen Austria-Center direkt beim Stadion teilt sich Dieter Alge das Büro mit Cheftrainer Markus Mader. Paulitsch

Das, so glaubt er, sei in den ersten Wochen gut gelungen. Wenngleich die Wahrheit im Fußball immer auf dem Platz liege. Diesbezüglich macht sich Alge nichts vor. “Entscheidend sind die Ergebnisse.”

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Zumal man sich intern Ziele gesetzt hat. Auch, weil man, so der gebürtige Dornbirner, über einen guten Kader verfüge. Allein auf der Innenverteidigerposition könnte sich seiner Meinung nach noch etwas tun. Zwar sieht er keinen aktuellen Druck, weil man mit Maak, William und Voisine über drei gestandene Spieler verfüge, auch wenn mit einem Falconnier nicht mehr geplant wird. Zukünftig will man den Blick zudem verstärkt auf den eigenen Nachwuchs werfen. “Wir werden in den Länderspielpausen sicherlich den einen oder anderen mit in den Trainingsbetrieb nehmen.”

Wenn sich der Analyst der Kritik stellt

Kommunikation ein wichtiges Thema

Gerne spricht Alge ein für ihn sehr wichtiges Thema an, auch weil der Fußball “viele Angriffsflächen” bietet. Nicht zuletzt deshalb ist ihm Kommunikation, intern wie auch nach außen, ein großes Anliegen. “Es braucht eine klare Kommunikation, aber auch eine Planung. Die Spieler müssen wissen, was sie auf dem Platz zu tun haben und was wir von ihnen erwarten. Ich spüre auch jetzt schon in den ersten Wochen eine positive Rückmeldung seitens der Mannschaft.”

Wenn sich der Analyst der Kritik stellt
Dieter Alge spricht im Gespräch mit VN-Sportchef Christian Adam über seine Beobachterrolle. Heute und damals: Zwischen den beiden Bildern . . .
Wenn sich der Analyst der Kritik stellt
. . . liegen zwölf Jahre. Paulitsch/Steurer

Alge sucht bewusst die Nähe zu Spielern und zum Trainerstab. “Nur so kann ich mir ein Bild machen. Deshalb versuche ich auch, bei jedem Training dabei zu sein.” Und er ist auch offen für private Anliegen. Letztendlich sieht er sich aktuell in der Rolle eines Kommunikators und erinnert sich dabei gerne an seine Zeit als Cotrainer der SV Ried. “Damals ist Franky Schiemer (Anm. d. Red.: heute Cotrainer beim kanadischen Nationalteam) als Sportchef neu zu uns gestoßen. Er hat viel analysiert und mit uns Trainern gesprochen. Da habe ich sicher einiges mitgenommen, weil ich die Zusammenarbeit als sehr gut empfunden habe.” Zudem möchte er auch seine internationale Erfahrung aus den Jahren als Nachwuchs-Teamtrainer in Liechtenstein (Anm. d. Red.: U17) nicht missen. Wenngleich er abschließend festhält: “Die Arbeit hier in Lustenau ist eine ganz andere Geschichte. Sie ist neu, spannend und ich freue mich täglich auf die Herausforderung.”