Gebrauchtkleider-Skandal – carla-Sortierwerk betont sauberes Vorgehen

Greenpeace enthüllt einen Gebrauchtkleider-Skandal. Das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems beteuert, nicht zu den kritisierten Akteuren zu gehören.
Von Katja Grundner
Hohenems Greenpeace hat ökologisch bedenkliche Ergebnisse einer neuen Kleidersammlungs-Recherche veröffentlicht: Ein Großteil der Gebrauchtkleider wird ins Ausland exportiert, ohne letztendlich genutzt zu werden. Auch das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems – Vorreiter in dieser Branche in Österreich – liefert eine große Menge an Gebrauchtkleidern in Gebiete wie Afrika und Pakistan. Den nicht überprüften Angaben von Standortleiter Peter Waldmann zufolge lande die Ware dort aber nicht im Müll, sondern werde tatsächlich wiederverwendet.

Greenpeace-Recherche
In einer aktuellen Aussendung von Greenpeace resümiert die Umweltschutzorganisation über die Recherche: Demnach wurden 20 Kleidungsstücke mit GPS-Trackern versehen und bei diversen Kleidersammlungsanbietern gespendet. Schlussendlich landeten diese auf drei Kontinenten in neun verschiedenen Ländern. Nur drei Kleidungsstücke wurden tatsächlich weitergenutzt. Selbst gut erhaltene Gebrauchtkleider wurden vernichtet oder blieben in Lagerhallen liegen.
Schwarze Schafe
Nur knapp 60 Prozent der gespendeten Gebrauchtkleider in Vorarlberg sind wiederverwendbar, der Rest ist für das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems ein kostenintensiver Mehraufwand.

Am liebsten würde Waldmann die ganzen 60 Prozent in Österreich verkaufen, doch die Nachfrage nach Secondhand-Mode im Land ist zu gering. Lediglich ein bis zwei Prozent von Vorarlbergs Kleiderspenden gelangen in die Carla-Shops. Der restliche Anteil wird an Secondhand-Händler verkauft – größtenteils im Ausland.
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Viele noch tragbare Kleiderspenden des sozialen Unternehmens der Caritas Vorarlberg gelangen nach Osteuropa. „Doch in manchen Ländern wie Rumänien und Moldawien hören sie teilweise mit dem Verkauf von Secondhand-Kleidung auf, weil viel Neuware am Markt bereits so billig ist“, teilt Waldmann mit. Vor allem die Fast-Fashion-Industrie trägt zu dieser Entwicklung bei. „Kleidung ist kein Armutsthema mehr.“

Weitere wichtige Abnehmer der Secondhand-Kleidung aus Vorarlberg befinden sich in Afrika. Waldmann grenzt sich dabei ausdrücklich von den Zuständen in Ländern wie Ghana ab, wo riesige Mengen unbrauchbarer Kleidung als Abfallberge enden. „Wie alle Händler sind jene in Afrika Kunden, die nur gut sortierte Ware von uns erhalten und genau ihren Wünschen und Vorgaben entsprechen“, meint er. „Aber leider gibt es auch in diesem Business schwarze Schafe.“

Forderungen
Greenpeace spricht sich für ein Textilien-Exportverbot aus, wenn für diese keine Wiederverwendung oder stoffliche Verwertung im Ausland vorgesehen ist. Die Caritas Vorarlberg unterstützt diese Forderung, denn: „Im Falle vom carla-Tex-Kleidersortierwerk bekommt der Kunde nur das, was er auch bestellt hat“, beteuert Waldmann.

Die Wurzel des Problems ortet die Umweltschutzorganisation in der massiven Überproduktion der Modeindustrie. Auch Waldmann sieht darin ein großes Problem, das das carla-Tex-Kleidersortierwerk aktuell vor eine wirtschaftliche Herausforderung stellt.
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Um die steigende Flut an Kleiderspenden zu bewältigen, wurde von Greenpeace eine verpflichtende Herstellerabgabe auf neue Kleidung gefordert, um so den Aufbau von Sortier- und Recyclinganlagen in Österreich zu finanzieren. Dabei weist sie darauf hin, dass es in Österreich nur eine vollwertige Sortieranlage gibt: nämlich das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems.

(VN)