Caritas-Kleidersortierwerk in Hohenems unter Druck – „Es reicht gerade noch zur Kostendeckung“

Viele Kleiderspenden verursachen zusätzlichen Arbeits- und Kostenaufwand, der für das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems immer schwieriger zu bewältigen ist.
Von Katja Grundner
Hohenems Das carla-Tex-Kleidersortierwerk in Hohenems leistet einen wichtigen sozialen und ökologischen Beitrag, doch die Masse an Billigware bringt das Unternehmen zunehmend in Bedrängnis. Früher hat das soziale Unternehmen der Caritas Vorarlberg Überschüsse erwirtschaftet, mit denen andere Sozialprojekte wie die Lerncafés finanziert wurden. „Aktuell reicht es gerade noch zur Kostendeckung, wenn es gut geht“, informiert Borna Krempler, Koordinator der Kleidersammlung. Er und Standortleiter Peter Waldmann machen deutlich: Fast Fashion und Überkonsum bringen den Markt ins Wanken.
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Kein Einzelfall
Soex und Texaid, zwei große deutsche Unternehmen im Textilrecycling, stehen seit einiger Zeit mit Insolvenz- und Sanierungsverfahren in den Medien. Auch die Caritas musste in Südtirol die Gebrauchtkleidersammlung bereits einstellen. Das carla-Tex-Kleidersortierwerk ist mit seinen Herausforderungen also kein Einzelfall. „Der Gebrauchtkleidermarkt ist im Laufe des vergangenen Jahres zusammengebrochen“, sagt Krempler. Dafür nennt er mehrere Gründe: unter anderem nimmt die Menge an Kleidung zu, die Qualität ab, und auch der Ukraine-Krieg habe den wichtigen Markt im Osten beeinflusst.

Fast Fashion und Überkonsum
„Wenn man etwas Gutes tun will, sollte man zuallererst weniger und hochwertigere Kleidung kaufen und diese länger tragen“, macht Krempler aufmerksam. Sobald diese ausgedient hat, sind es genau solche Stücke, die dem Secondhand-Kreislauf nützlich sind. Denn nur knapp 60 Prozent der gespendeten Gebrauchtkleider in Vorarlberg sind wiederverwendbar, der Rest ist für das carla-Tex-Kleidersortierwerk ein kostenintensiver Mehraufwand.
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Von den untragbaren rund 40 Prozent wird zunächst versucht, so viel wie möglich noch weiterzuverwerten. Unter anderem werden aus manchen Stoffen Putzlappen geschnitten. „Aber ein Polyester-T-Shirt aus der Fast-Fashion-Industrie kann man nicht einmal mehr als Putzlappen wiederverwerten“, wirft Waldmann ein. Zwar ist das Putzlappenschneiden wirtschaftlich nicht rentabel, aber Waldmann möchte dem Textil ein zweites Leben geben.

Ein Teil der untragbaren Kleidung wird an Abnehmer zur Wiederverwertung weitergegeben. Strickware geht beispielsweise an Reißereien. „Aber das kostet uns Geld“, erklärt Waldmann. Der nicht verwertbare Rest muss kostenintensiv entsorgt werden – und diese Ausgaben steigen mit der sinkenden Qualität der Ware. „Diese müssen wir irgendwie anders erwirtschaften, was immer schwieriger wird.“
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Das eigene Konsumverhalten
Krempler macht darauf aufmerksam, dass ein Kleidungsstück tatsächlich als Spende und nicht als Entsorgung betrachtet werden sollte. Es sollte in einem Zustand sein, in dem man es auch einem Freund geben würde. „Wir hoffen auf Maßnahmen der Politik, die das Problem bei der Wurzel anpacken und faire Wettbewerbsbedingungen schaffen. Aber eigentlich hat jeder von uns täglich die Chance, durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zu leisten.“ Denn auch ein hochwertiges Secondhand-Kleidungsstück ist nur etwas wert, wenn es Abnehmer dafür gibt.
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(VN)