“Wusste, ich springe nach links” – Stojanovics Plan beschert Altach die Tabellenführung

Sport / 17.08.2025 • 21:25 Uhr
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Freude bei den Kollegen: Altachs Verteidiger herzen ihren Torhüter. GEPA

Die Rheindörfler holen beim SK Rapid einen Punkt und stehen vor den Grün-Weißen an der Tabellenspitze. Die Freude ist groß, die Demut aber vorhanden.

Wien Dejan Stojanovic war sich schon vor dem Spiel sicher: Wenn Ercan Kara einen Elfmeter schießt, dann springe ich nach links. Weil dieser in der Europacup-Qualifikation bei Dundee United nach rechts geschossen hatte. Ercan Kara schoss, und Dejan Stojanovic sprang. Nach links. Es war die zweite Minute der Nachspielzeit, und Stojanovic hielt Altach das Remis fest. Es war der erste Punktgewinn Altachs im Westen Wiens seit 2019, als man im damaligen Mai mit 2:1 gewinnen konnte.

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Richtig geraten: Stojanovic tauchte links ab und parierte. GEPA

Der einzige Spieler aus dem damaligen Kader stand auch heute in der Startelf, Abwehrchef Benedikt Zech hielt mit seiner Defensive die Null, saisonübergreifend bereits zum fünften Mal in Folge. “Weil alle gegen den Ball arbeiten, auch die vorne opfern sich auf”, erklärte der Routinier. Zech sagte auch: “Wenn du bei Rapid spielst, bist du immer Underdog, gerade als Altach. Mit dem Elfer war der Punkt ein bisschen glücklich, aber im Großen und Ganzen verdient.” Er hatte recht.

Starker Beginn, Lob von Stöger

Trainer Fabio Ingolitsch schickte die gleichen elf Spieler wie beim Sieg gegen Ried in die Partie, Rapid rotierte im Vergleich zum erst im Elfmeterschießen entschiedenen Europacupspiel auf drei Positionen, Marcelin und Radulovic spielten von Beginn an, und der in Schottland noch vom Punkt erfolgreiche Kara rückte in die Startformation. Das über 120 Minuten dauernde Spiel unter der Woche schien Rapid noch zu beschäftigen, Altach war von Beginn weg die mental frischer wirkende Mannschaft. “Vor allem in der ersten Halbzeit sind wir nicht so ins Spiel gekommen, die Altacher haben es geschickt aufgebaut”, meinte Rapid-Trainer Peter Stöger, und: “Sie haben uns nicht überrascht, sie haben es einfach gut gemacht.”

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Altach zeigte sich insbesondere in Hälfte eins spielstark. GEPA

Die Anfangsphase gehörte den Gästen aus dem Ländle. Schon nach 39 Sekunden verbuchte Ex-Rapidler Patrick Greil den ersten Schuss, in Minute sechs versuchte er es noch einmal, Hedl war zur Stelle. Der Neuzugang war in Hütteldorf – wie auch schon in den ersten beiden Saisonspielen – Dreh- und Angelpunkt für Variante eins der Altacher Offensivbemühungen. Variante zwei waren die schnell nach Ballgewinn gespielten Vertikalbälle auf die beiden Angreifer Marlon Mustapha und Ousmane Diawara, die gegen die Rapid-Innenverteidiger ins Eins-gegen-eins sprinteten. Sein Tempo spielte auch Mohamed Ouedraogo auf der linken Seite aus, seine Hereingabe brachte Diawara aufs Tor, traf dabei aber direkt Torhüter Niklas Hedl (7.). Altach war in der ersten halben Stunde in den Zweikämpfen viel präsenter, handlungsschneller, aber nicht mit der letzten Konsequenz. Rapid ging dennoch zweimal fast in Führung, jeweils sorgte Altach-Innenverteidiger Paul Koller für Gefahr. Einmal per Kopf nach einem Freistoß von Bendeguz Bolla (13.), einmal nach einer Hereingabe in Minute 36. Neuzugang Dahl traf den Ball vor dem Tor nicht (11.), Antiste stand bei einem wunderschön gespielten Ball von Sangare Zentimeter im Abseits (45.+2), da hatte Altach Glück.

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“Speziell aus dem Umschaltspiel hätten wir mehr herausholen können. Aber Rapid hat zwei bärenstarke Innenverteidiger am Platz, und sich gegen die durchzusetzen, ist auch nicht so einfach”, erklärte Ingolitsch nach dem Spiel.

Rapid mit zwei Abseitstoren

Die Gastgeber hingegen ließen wiederholt die individuelle Klasse aufblitzen, wurden insbesondere nach der Pause stärker. “In der zweiten Halbzeit hätten wir besser mit dem Ball umgehen sollen, ihn nicht so schnell verschenken sollen”, übte Zech ein wenig Selbstkritik.

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Leidensschrei: Ercan Kara war auffälligster Rapidler, blieb aber ohne Tor. GEPA

Doch Rapid war den Schritt zu früh, konnte Ballgewinne nicht in Tore ummünzen. Antiste stand bei einem vermeintlichen Tor im Abseits (45.+2), wie auch Kara in Hälfte zwei (56.). Immer wieder war es Kara, der es probierte. Auch in Minute 84, als er aus der Distanz direkt abzog, Stojanovic segelte vor der Kurve durch die Luft und fischte den Ball aus dem Kreuzeck (84.). “Er hat uns den Punkt heute festgehalten”, lobte Vordermann Zech. “Ich habe geahnt, dass er gleich in der Drehung schießen wird. Ich habe zum Glück den Schritt zurück gemacht, sonst wäre der hinten reingefallen. Das war einer fürs Foto, aber der war wichtig”, sagte Stojanovic zu seiner Traumparade. “Wir waren mutig, es gibt wenige Mannschaften, die hier so auftreten”, meinte er.

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In der Schlussphase wurde Mut trotzdem gegen ein wenig Pragmatismus getauscht und auf Fünferkette umgestellt. “Letztes Jahr hätten wir zu hundert Prozent ein Tor bekommen”, meinte Stojanovic. Heuer sind die Dinge aber bislang anders, und das Elfmeterfoul des ansonsten starken Mohamed Ouedraogo am eingewechselten Claudy Mbuyi war am Ende egal. “Das passiert: Man wird müde, die Füße werden schwer, der Ball liegt da”, sagte Stojanovic.

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Verdienter Applaus: Ein seltener Punktgewinn in Hütteldorf durfte beklatscht werden. GEPA

Das Foul war egal, weil Stojanovic in die Ecke sprang, in die er schon von Beginn an springen wollte. Altach ist damit an Spieltag drei Tabellenführer. “Wir sind gut drauf, haben das nötige Selbstvertrauen. Natürlich braucht man bei so einem Auftritt auch das nötige Glück und einen starken Torhüter. Das haben wir gehabt”, sagte Ingolitsch. “Man kann jetzt träumen, aber wir sind gut beraten, wenn wir jetzt am Boden bleiben”, meinte Keeper Stojanovic, angesprochen auf Tabellenplatz eins. Zech wollte von der Tabelle ebenfalls keinen Screenshot machen. Und das, obwohl auch der einer fürs Foto wäre.

Admiral Bundesliga

3. Spieltag

SK Rapid – SCR Altach 0:0

Wien, Allianz Stadion, 19.668 Zuschauer, SR Christian-Petru Ciochirca (ST)

Gelbe Karten: 45./+2 Bähre (Kritik), 90. Ouedraogo (Foulspiel), 90./+1 Stojanovic (alle Altach/Kritik)

SK Rapid (4-2-3-1) Hedl – Bolla (64. Demir), Marcelin (24. Ahoussou), Raux-Yao, Horn – Amane (83. Grgic), Sangare – Radulovic (64. Wurmbrand), Antiste, Dahl (83. Mbuyi) – Kara

SCR Altach (4-4-2 Raute) Stojanovic – Ingolitsch, Zech, Koller, Ouedraogo – Bähre, Demaku, Massombo (86. Gugganig), Greil (78. Gorgon)- Diawara, Mustapha (90./+2 Fetahu)