Versteckt in Buchboden: Diese Bader machen das besondere Badeerlebnis an der Lutz möglich

Der Verein „Wassertal“ betreibt das Lutzschwefelbad in Buchboden und hält damit die Badekultur im Großen Walsertal lebendig. Welche Aufgaben ein Bader hat und wie das Schwefelbad funktioniert:
Buchboden Versteckt im Tal von Buchboden befindet sich das Lutzschwefelbad. Franz Fraisl, seit vier Jahren Obmann des Vereins „Wassertal“, sitzt hier auf einer Betonplatte und wartet auf seine zwei Helfer, Monika Bischof und Matthias Merta. Am Wochenende wird das Bad genutzt, also muss es am Vorabend eingeheizt werden. Die Bader und Baderinnen des Vereins „Wassertal“ betreiben das Lutzschwefelbad. Doch was macht ein Bader eigentlich? Und wie funktioniert das Schwefelbad?


Ein Bader kommt am Vorabend und heizt als Erstes den Ofen ein, der sich unter dem Wasserkessel mit 3000 Liter Volumen befindet. Wie bei einem richtigen Kachelofen auch gibt es einen Kamin, wo der Rauch entweichen kann. Drei Grad pro Stunde erwärmt sich das Wasser. Fraisl hält den Temperaturmessstab in das Wasserbecken: zwölf Grad. Also acht Stunden braucht das Wasser, um auf eine Temperatur von 36 Grad zu kommen.


„Je länger man heizt, desto wärmer wird es“, erklärt Monika Bischof. Auch am Morgen muss noch einmal eingeheizt werden. Warme Luft strömt durch die Rohre, sodass auch die Betonplatten warm werden und man sich, ohne zu frieren, darauf hinsetzen kann.


Drei Badestufen
Der Verein „Wassertal“ bietet nur Badetage für Gruppen an, also für Personen, die sich untereinander kennen, da das Baden im Kessel eine intime Sache ist. Wenn die Gäste kommen – zwölf Personen haben im Becken Platz –, werden sie vom Bader angeleitet. Es gibt insgesamt drei Badestufen, wobei die erste nicht zwingend notwendig ist. Wer möchte, kann zuerst direkt in der Lutz baden gehen. Danach geht es in das acht Grad kalte Kneipp- und Tauchbecken. Nur dort ist das Wasser schwefelhaltig. Die Quelle, die vom Berg kommt, zählt zu den stärksten Schwefelquellen Österreichs. Ein Liter Wasser enthält 29 Milligramm Sulfidschwefel.


Nach dem Tauch- und Kneippbad spritzt der Bader die Gäste mit einem Wasserschlauch ab, damit die Gipsflocken, die der Schwefel verursacht, von ihren Körpern gewaschen werden. Danach steigen die Gäste ins bis zu 40 Grad heiße Wasser. Im Kessel selbst ist kein Schwefelwasser, sondern Leitungswasser, das von der Buchbodener Wassergenossenschaft stammt. Die Konzentration des Schwefelwassers ist so hoch, dass es giftige Gase bilden würde, wenn man es auf mehr als 20 Grad erhitzt.


Dieses Wechselbad wird dreimal durchgeführt, ehe die Gäste im warmen Wasser und anschließend beim gemütlichen Hock an der Feuerschale den Abend ausklingen lassen können. Drei Stunden Zeit sollte man mindestens einplanen. Und wer mehr Zeit hat, kann vor Ort grillen.


„Uriger, naturbelassener Ort“
Das Bad wird von Mai bis Oktober betrieben, jeweils ein Wochenende im Monat und mindestens zwei Tage am Stück. Es könnten auch mehr Wochenenden sein, doch dafür fehlen genügend Bader. Wer Bader werden will, muss in den Verein eintreten. Eine Mitgliedschaft kostet einmalig 250 Euro. Matthias Merta ist heute zum ersten Mal dabei. Er will auch Bader werden und wird von Franz Fraisl angelernt. „Das hat hier etwas Authentisches“, sagt Matthias Merta, der von seiner Arbeitskollegin Monika Bischof angeworben wurde. Und Franz Fraisl bestätigt: „Das ist ein uriger, naturbelassener Ort. Wer Badekultur in der Natur liebt, ist hier richtig. Ich habe noch keinen erlebt, der das Baden hier nicht super fand.“ Er schwärmt von dem Sternenhimmel hier im Tal von Buchboden, „der seinesgleichen sucht und unglaublich schön ist“.


Monika Bischof ergänzt: „Wer eine Einzelkabine, einen Föhn und Spiegel sucht, ist hier falsch. Wir können schon Komfort bieten, aber auf eine einfache Art und Weise.“ Umkleiden kann man sich im alten Saunawagen, zum Duschen nimmt man sich den Wasserschlauch. Sie betont: „Es wird immer gebadet, egal bei welchem Wetter – außer bei Gewitter.“


Arbeit gibt es genug
Obwohl viele Bader und Baderinnen nicht im Großen Walsertal wohnen, sind sie bereit, Zeit zu investieren, um das Schwefelbad am Laufen zu halten. Zehn aktive Bader gibt es – es könnten noch mehr sein. Arbeit gibt es genug: Im Frühling und Herbst gibt es Aufräumtage, an denen das Bad sommertauglich oder winterfest gemacht wird. Auch das Einheizen funktioniere besser zu zweit. „Man kann günstiger das Bad nutzen, wenn man selbst mitwirkt“, so Bischof. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen.“


