Firma Schatzmann Nenzing: Vom Kupferhammer zur Pfannenfabrik

Heimat / 08.09.2025 • 13:24 Uhr
Die Geschichte der Firma Schatzmann spiegelt die wechselvollen Pfade der Vorarlberger Wirtschaft wider: Fabrik Schatzmann, 2013.
Die Geschichte der Firma Schatzmann spiegelt die wechselvollen Pfade der Vorarlberger Wirtschaft wider.böhringer

Ein Industriebau als Spiegel Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte.

Nenzing Wo sich im 19. Jahrhundert Hämmer ins Eisen schlugen und Funken sprühten, entwickelte sich ein Betrieb, der Generationen prägte und weit über die Grenzen der Region bekannt wurde: die Firma Schatzmann in Nenzing. Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1845 zurück. Damals entstand an der Stelle, die im Volksmund bald nur noch „Schmidta“ hieß, eine Kupferhammerwerkstätte. Schon drei Jahre später übernahm Franz Anton Huber aus Feldkirch gemeinsam mit seinem Sohn das Grundstück. Sie erweiterten den Betrieb um eine Eisenhammeranlage und ließen einen Kanal errichten. Um 1852/53 entstand das bis heute eindrucksvolle Hauptgebäude aus grob behauenen Quadersteinen. Mit seinen sieben Achsen und zwei Geschossen war es für die Zeit ein imposanter Industriebau: unten die Schmiede, darüber die Wohnung des Fabriksherrn. Erst nach der Jahrhundertwende kam der verandaartige Nordanbau hinzu, der dem Bau sein charakteristisches Gesicht gab.

Die Villa Schatzmann, 2013. Fotos: Böhringer
Die Villa Schatzmann im Jahr 2013.

Eigenes Elektrizitätswerk

Einen entscheidenden Einschnitt erlebte die Fabrik im Jahr 1872, als der Feldkircher Spediteur und Seifenfabrikant Andreas Schatzmann in das Unternehmen einstieg. Nach seinem Tod führte sein Sohn Josef den Betrieb allein weiter. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Metallwarenfabrik zum modernen Produktionsstandort. 1897 errichtete er in einem rückwärtigen Gebäude des stillgelegten Kupferhammerwerkes sogar ein eigenes Elektrizitätswerk – eine Pioniertat in der Region. Um die Jahrhundertwende beschäftigte das Werk 16 Arbeiter. Produziert wurden vor allem Pfannen aus Stahl, Aluminium und Messing. Besonders berühmt wurden jene Pfannen, in denen das Vorarlberger Nationalgericht Riebel zubereitet wurde – ein Alltagsprodukt, das die Marke Schatzmann in vielen Haushalten bekannt machte.

Teil der Rüstungsproduktion

Die nächste große Zäsur kam 1935. Die mit der Familie verwandten Brüder Otto und Hermann Ammann, Textilfabrikanten aus Hohenems, übernahmen den Betrieb und führten ihn unter dem Namen „Alpenländische Metallwarenfabrik“ weiter. Während des Zweiten Weltkrieges war das Werk Teil der Rüstungsproduktion, ein Schicksal, das es mit vielen Fabriken jener Zeit teilte. Nach Kriegsende versuchte man mit einem Partner aus Oberösterreich einen Neustart als Maschinen- und Werkzeugerzeuger – ein Schritt, der jedoch langfristig nicht den erhofften Erfolg brachte. 1986 musste das Unternehmen Konkurs anmelden. Damit endete die mehr als hundertjährige Geschichte der Firma Schatzmann als Industrieproduzent. Doch das markante Gebäudeensemble verschwand nicht. Nach einer umfassenden Sanierung Ende der 1980er-Jahre beherbergt die ehemalige Metallwarenfabrik heute einen kleinen Gewerbepark – ein lebendiges Stück Vergangenheit, das neue Nutzungen gefunden hat. Zum Besitz der Familie Schatzmann gehörte einst auch die repräsentative Villa Schatzmann in der Bahnhofstraße 10. 1909 im Heimatstil mit Elementen des Jugendstils und Neobarock errichtet, diente sie bis 1935 als Wohnsitz der Unternehmerfamilie. Auch sie ist bis heute ein markantes architektonisches Zeugnis jener Epoche. MEC