Ein Mann, zwei Vereine, eine Leidenschaft

Sport / 16.10.2025 • 17:02 Uhr
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Vor 1261 Tagen, genau am 6. Mai 2022, konnte Bregenz mit Markus Burger letztmals ein Duell mit Hard für sich entscheiden.GEPA

Markus Burger ist Bregenz-Urgestein und Hard-Legende – das Ländle-Derby bleibt sein Herzensduell.

Bregenz Wenn am Samstag um 18 Uhr in der Sporthalle am See das 107. Ländle-Derby zwischen dem Alpla HC Hard und Bregenz Handball angepfiffen wird, fehlt eine Person in der Halle, der wie kaum ein anderer mit beiden Klubs verbunden ist: Markus Burger. Der 61-jährige Bregenzer hat als Trainer beider Vereine Handballgeschichte geschrieben – und bleibt auch nach seinem Rückzug aus dem Rampenlicht eine der prägendsten Persönlichkeiten des Vorarlberger Handballs.

Markus Burger mit Goalie Ralf-Patrick Häusle nach dem Cupsieg am vergangenen Samstag. GEPA
Markus Burger mit Goalie Ralf-Patrick Häusle nach dem Gewinn des ÖHB-Cuptitels 2022. GEPA

Seit Mai dieses Jahres ist Burger offiziell im Ruhestand. Bereits drei Jahre zuvor endete seine aktive Trainerkarriere – drei Tage nach dem letzten großen Triumph mit Bregenz, dem Sieg im ÖHB-Cup 2022. Doch von einem völligen Abschied aus dem Handball kann keine Rede sein. „Die Freude und Begeisterung für den Handballsport sind ungebrochen“, betont Burger. Zwar seien seine Hallenbesuche seltener geworden, doch am Bildschirm verfolgt er nach wie vor Spiele aus der österreichischen, deutschen und Schweizer Liga mit großem Interesse.

Kurzurlaub statt Derbybesuch

Live in der Halle wird Burger das Derby nicht mitverfolgen – aus einem besonderen Grund: Seine Ehefrau Andrea feiert Geburtstag, ein gemeinsamer Kurzurlaub im Bregenzerwald war längst geplant. „Ich werde mir das Spiel im Fernsehen anschauen“, erklärt Burger, für den die Familie trotz aller sportlichen Leidenschaft immer an erster Stelle stand.

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Markus Burger mit Gattin Andrea und Sohn Sebastian, der bis Sommer bei Bregenz unter Vertrag stand. GEPA

Der einstige Taktikfuchs, der mit sieben HLA-Titeln und vier Cupsiegen als Co-Trainer zwischen 1999 und 2008 bei Bregenz sowie vier Meisterschaften und zwei Cupsiegen als Chef bei Hard (2010 bis 2016) zu den erfolgreichstes Coaches Österreichs zählt, sieht vor dem 107. Revierduell den Gastgeber in der Favoritenrolle: „Hard hat die stärkere Papierform und den Heimvorteil auf seiner Seite. Die Statistiken der jüngeren Vergangenheit, aber auch der bisherigen Saison, sprechen klar für sie.“

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Markus Burger in seinem ersten Ländle-Derby als Bregenz-Trainer im März 2019. GEPA

Doch Burger weiß auch: „Derbys haben nicht ohne Grund ihre eigenen Gesetze – eine Überraschung durch Bregenz würde mich nicht wundern.“
Der Klassiker zwischen Hard und Bregenz ist mehr als nur ein Spiel – er ist Herzblut, Geschichte und Rivalität pur. Burger selbst hat 35 Derbys als Trainer betreut, darunter 28 für Hard. In seiner Bilanz stehen 13 Siege, drei Remis und zwölf Niederlagen mit den Roten Teufeln sowie je ein Sieg und Unentschieden sowie fünf Niederlagen mit Bregenz.

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Das 28. und letzte Ländle-Derby als Hard-Trainer endete für Markus Burger mit einer Heimniederlage. GEPA

Doch das wohl emotionalste Derby war jenes am 6. Mai 2022: Bregenz triumphierte im Halbfinale des ÖHB-Cups mit 33:29 in Hard – ausgerechnet in seiner alten Wirkungsstätte. Ein Tag später stemmte Burger mit seinem Team die Pokaltrophäe in die Höhe – der emotionale Höhepunkt seines 3,5-jährigen Comebacks auf dem Trainerstuhl seines Stammverein.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

„Handball war und ist ein wichtiger Mosaikstein in meinem Leben“, sagt Burger. Auch wenn er derzeit kein Team betreut, schließt er eine Rückkehr in das Trainergeschäft nicht aus: „Ich weiß, was ich kann. Wenn das Angebot passt und zu meinem Lebensentwurf passt, höre ich mir das an. Aber es muss etwas Interessantes und Besonderes sein – kein 08/15-Job.“

Ein Mann, zwei Vereine, eine Leidenschaft
Siegesjubel bei Markus Burger beim HLA-Derbysieg 2020 vor leeren Rängen. VN/Sams

Ein Derby mit Geschichte

Seit dem ersten Aufeinandertreffen am 19. September 1998 sind fast 27 Jahre vergangen. in den bisherigen 106 Nachbarschaftsduellen konnte Bregenz 50 Derby-Siege verbuchen, der letzte datiert vom 3. Dezember 2020 – ein Geisterspiel aufgrund der Coronapandemie ohne Zuschauer in Hard, das mit 28:25 gewonnen wurde – mit Markus Burger als Bregenz-Trainer.

Ein Mann, zwei Vereine, eine Leidenschaft
Aufgrund der Coronabeschränkungen blieben im Dezember 2020 die Zuschauerränge leer. VN/Sams

Der 61-jährige EHF-Mastercoach hat das ewig junge Prestigeduell über Jahrzehnte geprägt – als Trainer und als Zuschauer. Er lebt und liebt diesen Sport. Und auch wenn er am Samstag nicht in der Halle sein wird, sitzt einer der größten Handball-Denker des Landes ganz sicher vor dem Bildschirm – mit Herzblut, mit Emotion und mit einer klaren Vision: „Solange diese beiden Vereine aufeinandertreffen, egal auf welchem Tabellenrang sie stehen, wird die Halle beben und das ewig Derbyfeuer wird leben – und mit ihm auch meine Leidenschaft für diesen Sport.“