„Viele glauben, wir sind die Sekretärinnen“ – Zwei Architektinnen in Dornbirn brechen alte Rollenbilder

Lara Kaufmann und Martina Simoncini wurden schon oft gefragt: “Ist Herr Kaufmann oder Herr Simoncini da?”
Darum geht’s:
- Zwei Architektinnen brechen Rollenbilder in männerdominierter Bauindustrie.
- Frauen im Bauwesen müssen Vertrauen härter erarbeiten.
- Bauen im Bestand als wichtige Praxis hervorgehoben.
Von Katja Grundner
Dornbirn Lara Kaufmann und Martina Simoncini haben sich in einer männerdominierten Branche selbstständig gemacht. Und nicht selten bekommen die beiden Architektinnen das auf bittere Weise zu spüren. Doch mit ihrer gemeinsam gegründeten Firma „Kaufmann, Simoncini – Architekten“ zeigen sie, dass Erfolg im Bauwesen keine Frage des Geschlechts ist.

Frühe Anfänge
Lara Kaufmann stammt aus einer Familie, in der viele im Bauwesen und Holzbau tätig sind. Gemeinsam mit Simoncini betreut sie derzeit ein Projekt, an dem bereits drei Generationen ihrer Familie gearbeitet haben: Die erste errichtete das Gebäude, die zweite stockte es auf und nun folgt der Umbau. „Das Bauwesen zieht sich zwar durch meine Familie, aber ich bin die erste Frau in dem Beruf. Darauf bin ich sehr stolz“, teilt die 31-Jährige aus Andelsbuch mit.

Martina Simoncini kommt ursprünglich aus Neapel und im Gegensatz zu Kaufmann hat ihre Familie nichts mit dem Bauwesen gemein. Umso überraschender war es, als sie im Volksschulalter aus dem Nichts einen Grundriss zeichnete. „Der war natürlich ganz falsch“, sagt die 39-Jährige lachend. Doch in Sachen Selbstständigkeit wurde die heute in Bregenz Lebende stark von ihrem familiären Umfeld geprägt – denn obwohl es in ihrer Heimat damals unüblich war, gingen auch die Frauen in ihrer Familie einer Beschäftigung nach.

Sich beweisen müssen
Beide Frauen studierten Architektur und verbrachten Teile ihres Studiums im Ausland. Simoncini war zum Beispiel in Berlin und machte später Praktika in Wien und in Bregenz, wo sie intensiv Deutsch lernte. Kennengelernt haben sie sich, als sie zeitversetzt in derselben Vorarlberger Firma zu arbeiten begannen. Nach ein paar Jahren bekamen sie immer wieder private Projektanfragen. Schlussendlich nutzten sie diese Chance und machten sich im Jahr 2023 selbstständig. Auch wenn sie sich als Frauen in dieser Branche erst beweisen mussten. „Als Mann kommt man auf die Baustelle und man verliert das Vertrauen, wenn man etwas falsch macht. Wenn eine Frau auf die Baustelle kommt, muss sie sich das Vertrauen erst verdienen“, hält Simoncini fest.

Die beiden Architektinnen berichten, dass schon öfter Vertreter angerufen und nach einem Herrn Kaufmann gefragt hätten. „Einmal habe ich erklärt, dass es keinen Herrn Kaufmann gibt und dann fragte die Person, ob Herr Simoncini da ist“, schildert Kaufmann lachend. Viele glauben, dass die zwei Architektinnen Sekretärinnen sind. „Jetzt ist es lustig, aber eigentlich ist es traurig. Auch wenn wir im Jahr 2025 leben, ist weibliche Selbständigkeit im Bauwesen noch immer keine Selbstverständlichkeit.“ Doch es gibt Ausnahmen: Hin und wieder wünschen sich Kunden gezielt weibliche Architektinnen.

Bauen im Bestand
Neben der weiblichen Präsenz im Bauwesen sehen Kaufmann und Simoncini das Bauen im Bestand als eines der relevantesten Themen der heutigen Branche. Bestehende Häuser zu sanieren, anstatt sie abzureißen, liegt ihnen aus mehreren Gründen am Herzen: Einerseits aufgrund von Platzmangel und bestehenden Leerständen, andererseits um die lokale Baukultur zu erhalten. „Alte Gebäude erzählen Geschichten, und es ist uns ein großes Anliegen, diese weiterzuerzählen“, betont Kaufmann. Außerdem ist das Bauen im Bestand ressourcenschonend und nachhaltig.

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Zu den Personen:
Lara Kaufmann und Martina Simoncini, selbstständige Architektinnen
- Geboren: Kaufmann am 27.6.1994, Simoncini am 16.8.1986
- Wohnort: Kaufmann in Andelsbuch, Simoncini in Bregenz
- Hobbys: Kaufmann fährt gerne Ski, Simoncini sammelt gern seltene Zimmerpflanzen
- Familie: Kaufmann ist verlobt, Simoncini ist verheiratet und hat ein Kind
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(VN)