Wiederkehrs Bildungsvisionen. Schön und gut, aber …

VN / 17.11.2025 • 15:53 Uhr
Wiederkehrs Bildungsvisionen. Schön und gut, aber …
APAGerne geht Bildungsminister Christoph Wiederkehr in Schulklassen, um den Kontakt mit Schülerinnen und Schülern zu suchen.

Vorarlbergs Schulpartner reagieren nüchtern bis vorsichtig zustimmend auf die Pläne des jungen Neos-Bildungsministers.

Wien, Bregenz Christoph Wiederkehr (35) hat viel vor. Einen “Plan Z” (Z = Zukunft) verspricht der Ressortchef vom Minoritenplatz für die österreichische Bildungslandschaft. Es soll einen totalen Umbau des Systems geben. Ohne Tabus, dafür mit vielen Elementen, welche die Schule auf das echte Leben vorbereiten. Wiederkehr nennt Schwerpunkte wie Medienkunde oder das Verständnis von Wirtschaft für eine Welt, die durch KI und Desinformationskampagnen demokratiegefährdende Ausmaße angenommen hat. Das jetzige System erachtet Wiederkehr für träge und veraltet, um für die heutigen Herausforderungen wie Klimawandel oder Migration gewappnet zu sein. Bis März kommenden Jahres soll der Plan “Z” stehen und präsentiert werden.

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KolanovicSie findet den neuen Unterrichtsminister cool, hat aber dennoch eigene Verbesserungsvorschläge für das Bildungssystem: AHS-Landesschulsprecherin Josefine Müller

“Brauchen politische Bildung”

“Ich denke schon, dass wir in den Bereichen Finanzen, Wirtschaft oder Steuerwesen besser auf das künftige Leben vorbereitet werden könnten. Natürlich ist auch Medienkunde von großer Bedeutung. Ebenso bräuchte es ein Fach Politische Bildung”, definiert AHS-Landesschulsprecherin Josefine Müller ihre Forderungen an ein funktionierendes Bildungssystem der Zukunft. Bildungsminister Wiederkehr findet sie gut. “Seine Ziele sind die richtigen, und auch die Schwerpunkte, die er setzt.”

Wiederkehrs Bildungsvisionen. Schön und gut, aber …
vmhEx-ORF-Redakteur Gernot Hämmerle unterrichtet das Fach Journalismus an der HLW Rankweil: “Schüler müssen über die Quellen Bescheid wissen.”

Journalismus an HLW Rankweil

Stichwort Medienkunde. Die Inhalte dieses Themas dringen zwar in mehrere Fächer durch, ein extra Fach “Journalismus und Medienkunde” gibt es jedoch nur an der HLW Rankweil. Dort unterrichtet der ehemalige ORF-Redakteur Gernot Hämmerle (55) das Fach. Er unterstreicht die Wichtigkeit der Bewusstmachung der komplexen und teils auch irreführenden Welt der Medienlandschaft. “Junge Leute beziehen ihre Informationen oft nur über TikTok und Instagram. Es ist wichtig, sie über die Quellen von Berichten und Meldungen zu informieren und ihnen vor Augen zu führen, welche Qualität diese haben.”

Von oben nach unten

Christian Höpperger (56), Direktor der Mittelschule Hard-Mittelweiherburg, begegnet den Plänen Wiederkehrs mit Vorsicht. “Ich befürworte immer noch das bestehende Konzept der neuen Mittelschule, das auf Chancengleichheit für Schüler und Begegnungen auf Augenhöhe von Lehrern und Behörden fußt. Mittlerweile ist diese Begegnung auf Augenhöhe verschwunden, die Kommunikation läuft wieder von oben nach unten. Wenn das, was der Bildungsminister propagiert, auch bei den Schülern ankommen sollte, dann wird das ein längerer Prozess.”

Wiederkehrs Bildungsvisionen. Schön und gut, aber …
Klaus HämmerleChristian Höpperger wünscht sich eine Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den Schulpartnern.

Stete Entwicklung

Nicht nachvollziehbar ist für den Leiter der HAK Lustenau, Johannes Scheffknecht (57), des Ministers Forderung nach einem völligen Umbau des Systems. “Daran arbeiten wir ja derzeit, gerade auch mit den geforderten Schwerpunkten wie Praxisnähe, vernetztes Denken oder Berufszugang. Jetzt einen totalen Umbruch zu verlangen, hieße ja auch, dass wir bisher alles falsch gemacht haben.”

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DIETMAR STIPLOVSEK pauschalHAK-Lustenau-Schulleiter Johannes Scheffknecht: “Als ob wir in der Vergangenheit alles falsch gemacht haben.”

“Ein Umbau vollzieht sich im Schulwesen permanent. Das bringen aktuelle Entwicklungen mit sich”, meint Reinhard Sepp (62), Direktor des BRG/BORG Dornbirn Schoren. An seiner Bildungsstätte seien etwa angepasste, schulautonome Stundentafeländerungen für alle Schulzweige schon längst üblich. “Ich bin ja gespannt, wie sich Wiederkehrs Ideen verwirklichen lassen. Ich halte sie für vielversprechend. Mal sehen, ob sie sich den politischen Sachzwängen entziehen können”, so Sepp weiter. Vermisst hat der Schulleiter eine klare Stellungnahme des Ministers zur Gemeinsamen Schule.

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vmhReinhard Sepp sieht die Schule grundsätzlich in einer steten Entwicklung. Die Ideen von Christoph Wiederkehr hält er für vielversprechend.