Sarah kocht(e) sich im Posthus zur Haube

VN / 19.11.2025 • 13:45 Uhr
Dank Sarah hart die Gastronomie im Posthus jetzt eine Haube.PETER STRAUSS   
Dank Sarah hat die Gastronomie im Posthus jetzt eine Haube. Peter Strauss

Gault Millau belohnte den Bilderbuchstart von Sarah Brückner im neuen Egger Treffpunkt

Egg Samstagabend im Egger Posthus – “Sarah kocht” ist gut besucht, nur da und dort ein freies Plätzchen, die Theke sowieso komplett besetzt. Das Gros der Besucher sind Stammgäste, einige sind zum ersten Mal hier, wohl neugierig geworden durch die Berichte, dass die Tester von Gault Millau dem erst vor knapp einem Jahr eröffneten neuen Treffpunkt in Egg eine Haube zuerkannt haben.

Die Theke ist auch im digitalen Zeitalter und WhatsApp noch eine unverzichtbare Nachrichtenbörse.   
Die Theke ist auch im digitalen Zeitalter und bei WhatsApp noch eine unverzichtbare Nachrichtenbörse.

Offene Schauküche

Wirtin und Köchin Sarah Brückner hat kaum Zeit, Gratulationen entgegenzunehmen, es ist viel los an diesem Abend. Irgendwie schafft sie es dann aber doch zu einem kurzen, improvisierten Smalltalk. Das ist in ihrem Lokal unkompliziert möglich, weil sie in einer “offenen” Küche kocht: Gäste können im wahrsten Sinne des Wortes in Töpfe und Pfannen schauen, wie ihre Gerichte zubereitet werden, denn zwischen den Tischen des Lokals und dem Herd gibt es keine Wand oder Tür, die offene Schauküche ist Teil ihres Konzepts.

„Sarah kocht“ – nicht nur ein kreativer Name für das Lokal im Posthus, was Sarah kocht und an Ambiente zu bieten hat, begeistert von Tag zu Tag mehr Stammgäste und überzeugte auch die Gault-Millau-Tester.
“Sarah kocht” begeistert von Tag zu Tag mehr Stammgäste und überzeugte auch die Gault-Millau-Tester.

Ein zusätzlicher Ansporn

Die Schauküche mag auch dazu beigetragen haben, dass die Tester eine Haube verliehen, vor allem aber loben sie “die Köchin Sarah Brückner für ihre hervorragende Kochkunst, die bei vielen der besten Köche Vorarlbergs erlernt wurde.” Besondere Erwähnung finden in der “Feinschmecker-Bibel” Gault Millau Gerichte wie Rote-Bete-Tatar, Blumenkohlsuppe mit Zitronenöl und ein Bœuf bourguignon. Lob von höchst kompetenter Stelle nimmt sie als zusätzlichen Ansporn, ihrem Konzept treu zu bleiben: Schwerpunkt ist Regionalität und Frische, wobei auf der Speisekarte auch kulinarische Vielfalt wie Garnelen ihren Platz hat. Grundsätzlich gilt jedoch: Fleisch von Bauern aus der Region, Eier von Hühnern aus Egg, Brot liefert ihr Vater – jeden Tag selbst frisch gebacken usw.

Wenn Sarah kocht, können Gäste in Töpfe und Pfannen schauen, denn im neuen Haubenlokal gibt es eine offene Schauküche.   
Wenn Sarah kocht, können Gäste in Töpfe und Pfannen schauen, denn im neuen Haubenlokal gibt es eine offene Schauküche.

Karriere mit “Umwegen”

Damit hat Sarah Brückner nicht nur die Gault-Millau-Tester überzeugt, auch Einheimische und Gäste aus weiterer Umgebung sind inzwischen Stammgäste geworden, die immer wieder gerne kommen. Die 37-Jährige ist mit ihrem Lokal am Ziel ihrer Träume angekommen – und angekommen ist sie auch bei ihren Gästen.

Flexibilität wird bei Sarah im Posthus großgeschrieben: Kleine Tischchen für einen gemütlichen Abend zu zweit gibt es ebenso wie große „Familientische“.
Flexibilität wird bei Sarah im Posthus großgeschrieben: Kleine Tischchen für einen gemütlichen Abend zu zweit gibt es ebenso wie große “Familientische”.

Dabei verlief ihre Gastrokarriere alles andere als schnurgerade. Kochen war zwar in ihrer Familie immer ein wichtiges und beliebtes Thema, trotzdem war Köchin lange nicht Favorit für ihren Berufswunsch. Irgendwie fand sie dann aber doch in die Küche, machte eine klassische Ausbildung und entwickelte sich in renommierten Häusern wie dem Kuschelhotel Gams in Bezau weiter. Mehr und mehr verlor sie die Freude am Kochen und bog noch einmal ab: Sie wechselte in den Einzelhandel und übernahm dort Führungspositionen. Das Kochen ließ sie aber nie ganz los und als sie bei einer Veranstaltung aushalf, war das die Initialzündung: “Kochen ist meine Welt”, stellte sie ultimativ fest und damit war auch der Weg in die Selbstständigkeit vorgezeichnet.

Zu groß? Oder gar zu klein?

Das Lokal im entstehenden Egger Posthus war ihre große Chance – wobei sie am Anfang Zweifel hatte: “80 Sitzplätze … für den Anfang wäre mir etwas Kleineres lieber gewesen”, erinnert sie sich an die Überlegungen, die sie im Vorfeld anstellte. Und heute? Wenn viel los ist, wäre sie manchmal froh, wenn im Lokal noch zwei, drei Tische mehr stehen würden. Ab und zu ist “Sarah kocht” dann sogar zu klein, könnte man konstatieren. Spaß beiseite: Sarah und ihre Gäste sind sich einig, so wie es ist, ist es genau richtig – ein Ort, an dem sich jeder wohlfühlen kann bei guter Musik, gutem Essen und in einer Atmosphäre, in der sich Jung und Alt begegnen, wie Sarah ihr kleines, aber feines Reich treffend beschreibt. STP