Gemeinsamer Auftritt des Wälder Handwerks

VN / 21.11.2025 • 11:05 Uhr
Rund 200 „Stille Diener“, kleine Kleiderständer, wurden angefertigt und durften von den Jugendlichen mit nach Hause genommen werden. PETER STRAUSS
Rund 200 “Stumme Diener”, kleine Kleiderständer, wurden angefertigt und durften von den Jugendlichen mit nach Hause genommen werden. Peter Strauss

Vierte Auflage der Lehrlingsmesse “Let’s Werk” ist bei der Jugend angekommen.

Andelsbuch “Der Facharbeitermangel ist allgegenwärtig – auch im Bregenzerwald”, fasst der Egger Zunftobmann Markus Sutterlüty ein großes Problem des Handwerks zusammen und ergänzt, dass es “besonders bei den durchwegs kleinen Betrieben sehr schwierig ist, für Nachwuchs zu werben. Deshalb sind solche Veranstaltungen wichtig und wertvoll, weil sie nicht auf einen einzelnen Betrieb bezogen sind, sondern generell das Image der gesamten Branche stärken. Let’s Werk ist ein starkes Signal: ‚Das Handwerk ist noch da!‘ – Und diese vierte Auflage dieser Veranstaltung hat einmal mehr gezeigt, dass wir bei der Zielgruppe, 13- und 14-Jährigen, die sich Gedanken über ihre berufliche Ausbildung machen, großes Interesse wecken konnten.”

Selber Hand anlegen – und am Ende geht im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf.   
Selber Hand anlegen – und am Ende geht im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf.

Handwerk bewahren als Auftrag

In die gleiche Kerbe schlägt Alois Berchtold, Geschäftsführer bei Holzbau Gebhard Berchtold und Sprecher der fünfköpfigen Werkraum-Führungsriege. Der Verein hat sich bekanntlich vor einigen Jahren neu aufgestellt, mit einem Führungsteam, dem weiters Fredy Kloser, Helmut Fink, Pius Kaufmann und Anita Lehner angehören. Der Werkraumverein ist so ein Spiegelbild des Wälder Handwerks: “Wir sind keine Einzelkämpfer, sondern nur gemeinsam stark und erfolgreich. Wir sehen es als gemeinsamen Auftrag, handwerkliches Wissen zu bewahren und weiterzugeben. Erst kürzlich wurden unsere Bemühungen durch die Preisverleihung an die Werkraumschule auf höchster Ebene gewürdigt. Auch Let’s Werk ist eine wichtige Initiative, die das Handwerk neu aufleben lässt.”

Mathias Dietrich: „Schon ein wenig komisch – mein Meister, Juniorchef Florian Simeoni, ist gut zehn Jahre jünger als ich . . .“
Mathias Dietrich: “Schon ein wenig komisch – mein Meister, Juniorchef Florian Simeoni, ist gut zehn Jahre jünger als ich”

Gemeinsam sind wir stark

“Jeder Betrieb für sich allein”, sagt Margit Hinterholzer, die Let’s Werk koordiniert, “hätte nie und nimmer das Potenzial für eine derartige Lehrlingswerbung.” Deshalb wurde eine breite Partnerschaft mit der Raiffeisenbank Mittel- und Hinterbregenzerwald, der Sparkasse der Gemeinde Egg, der Wälder Versicherung VaG, Behmann Egg, dem Werkraum Bregenzerwald sowie den Gemeinden Andelsbuch, Egg und Schwarzenberg konzipiert, die mehr als einem Dutzend Betrieben unterschiedlicher Branchen eine gemeinsame Bühne zur Präsentation bietet. BIFO Beratung für Bildung und Beruf, “Lehre in Vorarlberg”, “Lehre statt Leere” sowie die Werkraumschule ergänzen das Angebot an die Jugendlichen.

In seinem Zwei-Mann-Betrieb als Haus-Elektriker hätte Marius Metzler nie und nimmer die Möglichkeiten, allein Lehrlingswerbung zu betreiben.   
In seinem Zwei-Mann-Betrieb als Haus-Elektriker hätte Marius Metzler nie und nimmer die Möglichkeiten, allein Lehrlingswerbung zu betreiben.

Nicht nur schauen und staunen

Zum Grundkonzept von “Let’s Werk” gehört es, die Besucher einzubinden: nicht nur schauen und staunen, sondern selbst Hand anlegen und Werkstücke selbst anfertigen. Angefangen von der Werkzeugkiste aus der Tischlerwerkstatt über Herzen aus Kupferrohr von Steurer Installationen bis zum Teelicht des Ofenbauers Simon Voppichler oder gar die originelle Stehlampe, für die sich gleich vier Betriebe (Oberhauser und Schedler für den Sockel aus Beton, Polsterer Mohr für den Boden, Steurer für das Lampengestell und Elektro Willi für das Elektrische) zusammengetan haben. Neu bei der aktuellen “Let’s Werk” waren die “Stummen Diener”, handliche und originelle kleine Kleiderständer, die in Koproduktion von Metallbau Harry Simeoni und der Tischlerei Geser entwickelt wurden.

Adrian Schelling: „Viel länger hätte es nicht mehr dauern dürfen, sonst wäre uns das Material – auf dem Autodach ist gerade noch einmal ein Rohr übriggeblieben – ausgegangen . . .“   
Adrian Schelling: “Viel länger hätte es nicht mehr dauern dürfen, sonst wäre uns das Material – auf dem Autodach ist gerade noch einmal ein Rohr übriggeblieben – ausgegangen.. .”

Und die Jugendlichen nahmen das Angebot begeistert an, “die Stückzahlen für diese Werkstücke lagen durchwegs um 200 – Beweis dafür, dass wir richtig lagen”, zogen die Handwerker zufrieden Bilanz.

Einmal Max Verstappen sein – der Simulator bei Auto Scalet machte es möglich.
Einmal Max Verstappen sein – der Simulator bei Auto Scalet machte es möglich.

Es ist nie zu spät

Die Besucher wurden von Lehrlingen “betreut” und dabei war auch ein außergewöhnlicher am Stand von Harry Simeoni tätig: Mathias Dietrich, 32 Jahre jung, gelernter Fotograf, FH-Absolvent (Intermedia), seit Anfang Oktober verheiratet und seit einigen Wochen Lehrling bei Simeoni. STP

In seinem Metallbaubetrieb bildet Harry Simeoni einen speziellen Lehrling aus: „Mathias hat eigentlich mit Holz geliebäugelt, weil bei mir eine Stelle frei war, entschied er sich für Metall.“
In seinem Metallbaubetrieb bildet Harry Simeoni einen speziellen Lehrling aus: “Mathias hat eigentlich mit Holz geliebäugelt, weil bei mir eine Stelle frei war, entschied er sich für Metall.”
Alois Berchtold: „Solche Initiativen sind wichtig nicht für einzelne Betriebe sondern für das Handwerk insgesamt.“   
Alois Berchtold: “Solche Initiativen sind wichtig, nicht für einzelne Betriebe, sondern für das Handwerk insgesamt.”
Michael Pircher (l.) von Schedler & Oberhauser und Peter Willi, zwei der vier Partner beim Projekt „Let’s-Werk-Lampe“.
Michael Pircher (l.) von Schedler & Oberhauser und Peter Willi, zwei der vier Partner beim Projekt “Let’s-Werk-Lampe”.
Ofenbauer Simon Voppichler und Sohn Tobias präsentieren den „Teelichtofen“, von dem fast 200 Stück hergestellt wurden. Im Hintergrund ein Ofen, der als Projekt der Werkraumschule gebaut wurde.
Ofenbauer Simon Voppichler und Sohn Tobias präsentieren den “Teelichtofen”, von dem fast 200 Stück hergestellt wurden. Im Hintergrund ein Ofen, der als Projekt der Werkraumschule gebaut wurde.
Riesiger Andrang in den „Werkstätten“, wo die Jugendlichen ihr handwerkliches Geschick testen konnten.
Riesiger Andrang in den “Werkstätten”, wo die Jugendlichen ihr handwerkliches Geschick testen konnten.
Zusatzinformationen für die Besucher gab es u. a. von Karin Mokrosch (r.) und Beate Bück von der Initiative Lehre statt Leere.   
Zusatzinformationen für die Besucher gab es u. a. von Karin Mokrosch (r.) und Beate Bück von der Initiative Lehre statt Leere.
Sägen, hobeln, bohren, schleifen, leimen, hämmern  . . . Tischlern kann spannend sein.
Sägen, hobeln, bohren, schleifen, leimen, hämmern … Tischlern kann spannend sein.