Wenn die meisten noch schlafen, ist er schon im Einsatz: Dieter Nekola sorgt für geräumte Straßen in Bludenz

Es ist 4 Uhr früh, alles ist still. Nur einer ist schon unterwegs – Dieter Nekola. Eine Mitfahrt beim Winterdienst.
Bludenz Um 4 Uhr schläft Bludenz noch. Die Straßen sind leer, die Gehsteige verwaist, nur zarte Schneeflocken fallen vom wolkenbedeckten Himmel. Es ist der 21. November, und der Boden ist noch zu warm, als dass der Schnee liegen bleibt. Trotzdem rückt der Räumdienst der Stadt Bludenz aus, denn die Straßen müssen gestreut werden.


Dieter Nekola ist an diesem Morgen mit seinem Mercedes-Unimog unterwegs. Er kennt die Straßen wie kein Zweiter. Fünf Tonnen Salz hat er beladen. An einem Display kann er einstellen, wie viele Gramm Salz er streuen will. An diesem Novembermorgen sind es sechs Gramm pro Quadratmeter. „Das ist sehr wenig“, erklärt er. Es gibt aber auch Tage, da streut er zwölf Gramm. Von der Klarenbrunnstraße aus fährt er zunächst die Bahnhofsgegend ab, dann geht es weiter ins Unterfeld, danach in die Innenstadt (ausgenommen die Fußgängerzone), weiter ins Obdorf, dann Richtung Klarenbrunn, Moos und zum Schluss nach Brunnenfeld und Bings. Wichtig ist, dass er keine Straße auslässt.

Sein Kollege Egon Klawatsch fährt mit dem kleineren Fahrzeug die Seitenstraßen, Gehsteige, Schulhöfe und Parkplätze ab. Zweieinhalb Stunden braucht Dieter für einen Durchgang. Am Abend fährt er meistens noch einmal die Runde. Seine Route kennt er nach 17 Jahren mittlerweile auswendig. „Das macht die Erfahrung“, sagt der 56-Jährige.
Kaum mehr weiße Straßen
Beim Salzstreuen sind sie immer zu zweit im Einsatz, das Schneeräumen ist aufwendiger. Doch dass so viel Schnee fällt, dass die Straßen bedeckt sind, komme selten vor – im vergangenen Winter einmal. „Die Winter werden immer schwächer.“ Zehn Zentimeter Schnee seien ideal, aber auch nur, wenn es ab 4 Uhr in der Früh nicht mehr schneit.


„Wenn der Tag beginnt, wird es kälter. Wir haben gerade null Grad. Daher streuen wir prophylaktisch.“ Es sei einfacher, wenn es kalt bleibt, als wenn sich die Temperatur andauernd verändert. „Das Wetter ist nicht kalkulierbar“, weiß Dieter. Heute soll es einen Zentimeter Schnee geben – also nicht der Rede wert. Es braucht mindestens fünf Zentimeter, um den Schneepflug einzusetzen.


Dieter hat eine Woche lang Rufbereitschaftsdienst. Das heißt, er steht nachts um 3.30 Uhr auf, schaut aus dem Fenster und entscheidet dann, ob man nur streuen oder auch räumen muss. Draußen schneit es zwar leicht, aber die Straßen sind frei – kein Grund also, die rund 20 Mitarbeiter des Bauhofs und der Gärtnerei aus dem Schlaf zu reißen.

Wohin mit dem Schnee?
Problematisch wird es, wenn es tagsüber schneit, denn dann sind die Bürger selbst unterwegs und bringen nicht immer die Geduld für das Schneeräumfahrzeug auf. „Bei starken Schneefällen sind wir den ganzen Tag im Einsatz.“ Mit dem Schneepflug muss Dieter auf die Gehsteigkanten und Hindernisse wie parkende Autos achten. Problematisch ist auch, wohin er den Schnee verfrachten soll, da in den Wohngebieten alles zugebaut ist. „Der Schnee wird mittlerweile mit einem Lkw abtransportiert, weil wir keinen Platz haben, um den Schnee zu lagern.“ Das sei jedoch kosten- und zeitintensiv. Die Bürger beschweren sich gerne einmal, dass der Schneepflug ihr Auto mit dem verschobenen Schnee zugeräumt hätte oder der Gehsteig nicht rechtzeitig oder nicht sauber geräumt worden sei. „Die Leute sind da sehr sensibel“, so Dieter.

Im Jänner 2021 fiel das letzte Mal so richtig viel Schnee. 1,40 Meter, schätzt Dieter. „Da sind wir an unsere Grenzen gekommen. Doch die Coronazeit damals war toll. Die Schulen waren geschlossen, und viele waren im Homeoffice.“ Da konnte Dieter in Ruhe seine Arbeit verrichten. Auch in der Weihnachtszeit sei das Schneepflugfahren sehr entspannt.

5.30 Uhr: Halbzeit. Dieter fährt zur Shell-Tankstelle, um sich sein Frühstück zu holen: Kaffee schwarz und eine Topfentasche. Nachdem auch Bings abgehakt ist, füllt er den Lkw beim ASZ Bludenz wieder auf. Dort stehen zwei Silos mit je 100 Tonnen Salz bereit. Im Bauhof betankt und wäscht er das Fahrzeug, bevor es wieder einsatzbereit ist. Wenn er seine Fahrt um 6.30 Uhr beendet hat, stehen andere erst auf.


