Öpfl und Bira zum Schmunzeln und Grübeln

Walter Hächl las aus seinem Mundart-Gedichtband – und hatte auch Überraschungen parat.
Kennelbach “Da sind noch ein paar Gedichte übriggeblieben – vielleicht bringe ich sie in einem neuen Büchlein unter”, hatte der pensionierte Augenarzt geschmunzelt, als er vor etwa drei Jahren seinen ersten Mundart-Gedichtband Krut und Rüebe vorstellte. Und schneller als gedacht lud er jetzt in die Kennelbacher Villa Grünau, um Kostproben aus seinem neuen Werk – Öpfl und Bira – zum Besten zu geben. Begleitet vom Pianisten Michael Neunteufel überraschte er sein Publikum, das den stimmungsvollen Saal in der historisch interessanten Schindler-Villa bis auf den letzten Platz füllte, auch mit einem “ganz anderen Walter Hächl”.

Alte Liebe zur Musik
Nach einleitenden Gedichten wechselte er abrupt das Genre und ließ seine verblüfften Zuhörer wissen, “Ich wollt’, ich wär ein Huhn”. Und er interpretierte diesen Evergreen, erstmals vom unvergessenen Willy Fritsch 1936 im Film Glückskinder gesungen, höchst professionell. Für alle, die ihn näher kennen, keine Überraschung, denn der ehemalige Facharzt für Augenheilkunde, Optometrie und Allgemeinmediziner studierte in den 1960er-Jahren neben Medizin auch Gesang am Mozarteum in Salzburg, ehe er sich für die Medizin entschied. Seine Liebe zur Musik und Lyrik verlor er jedoch nie aus den Augen und hat die Leidenschaft zum Reimen in der Pension intensiviert und schon zum zweiten Mal in einem Büchlein dokumentiert.

Amüsanter Früchtekorb
Was dabei herausgekommen ist, kann sich hören lassen: Walter Hächl bot in der Villa Grünau seinen Zuhörern mit Öpfl und Bira “einen reichen Früchtekorb freier Gedichte” (Eigendefinition). Themen dazu findet er im Alltag: Es sind wahre Geschichten, die er zum Teil selbst erlebt und dann poetisch ausgeschmückt habe, versichert er – meist zum Schmunzeln, manche aber auch zum Grübeln.

Viel dreht sich um seine Geburtsstadt Bregenz, wo er aufwuchs und auch jahrzehntelang in seiner Praxis gearbeitet hat, und um seine zweite Heimat Kennelbach, wo er seit vier Jahrzehnten wohnt. Freimütig bekennt er “Ich hab’ mein Herz in Kennelbach verloren”, gesteht aber mit einem anderen Gedicht “Hoamweh noch Breagaz” ein.
Nicht zufällig setzt er sich mit der Schnittstelle zwischen Bregenz und Kennelbach, dem Franz-Ritter-Platz, ausführlich auseinander, doch bevor er bezüglich Bregenz-Kennelbach in einen literarischen Gewissenskonflikt geraten könnte, wechselt er das Thema, erzählt – no na ned – von Öpfl und Bira und philosophiert trefflich über die Williamsbira.

Jetzt auch noch die Noten
Auf vielfachen Wunsch reicht er zum Vorarlberger Jasslied im ersten Gedichtband jetzt auch noch die Noten nach. Zu vielen aktuellen Themen hat er zum Teil verblüffende Lösungen, die nicht nur zum Schmunzeln anregen, sondern auch nachdenklich machen. Sei es das Gendern, der boomende Damen-Stammtisch, Gedanken über Episoden aus der Tierwelt. Dem Thema immer mehr widmet er sich im Gedicht “Spa”. Und dann ist da noch der Klimaweachsl, dem er unter anderem kurz und knapp einen Vierzeiler widmet: ‚S louft viel i da Wealt hüt drüber und drunter – doch so schneall goht se trotzdemn it unter! V’rheerende Stürm – v’rnichtende G’witter: de Planet überleabts – für de Mensch ischt as bitter!”

Weitere Lesungen im Jänner
Wer den vergnüglichen Abend in der Villa Grünau verpasst hat, muss sich nicht grämen, denn nach Weihnachten lädt Walter Hächl zu drei weiteren Öpfl-und-Bira-Lesungen ein: am 9. Jänner in der Hörbranzer Rose, am 16. Jänner bei den VKW in der Bregenzer Gallusstraße und am 29. Jänner – jeweils um 18.30 Uhr – in der Raiba am Bregenzer Kornmarkt. STP
