Gerhard Winkler und seine Engel

Im Advent möchte der Dornbirner Maler den Blick auf das Wesentliche lenken.
Dornbirn Wer den akademischen Maler Professor Gerhard Winkler in seinem Zuhause am Haselstauder Berg besucht, wird bereits im Garten von einem überlebensgroßen Engel empfangen. Engel begleiten den 86-Jährigen seit seiner Kindheit – wie viele er gemalt hat, kann er nicht sagen. “Es sind Unzählige. Engel sind Boten der Heilsverkündigung, daran glaube ich. Und es gibt auch viele Menschen, die Engel sind – die uns helfen und im Alltag begleiten”, sagt Winkler.

Spezielle Technik
Auch im Haus begegnet man seinen Engeln auf Schritt und Tritt. “Engel erwarten für ihren Dienst keinen Dank, sie wollen nur wahrgenommen werden. Gerade in Zeiten persönlichen Zweifelns und Leidens, Unsicherheit und Krankheit sind sie Boten der Hoffnung und schenken Zuversicht“, erklärt der Künstler. Die meisten seiner Engel malt Winkler in der Technik der Hinterglasmalerei: Dabei wird das Motiv spiegelverkehrt auf die Rückseite des Glases gemalt. Zuerst entstehen die feinen Details und hellen Flächen, erst danach folgen die größeren Farbflächen – also genau umgekehrt wie bei herkömmlicher Malerei. Das fertige Bild wird von der Vorderseite aus betrachtet, wodurch die Farben besonders klar und leuchtend wirken. “Gerade für meine Engel passt diese besondere Technik. Kunst gibt nicht nur das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. Engel sind da und doch nicht da – wir spüren sie, auch wenn wir sie nicht sehen”, sagt Gerhard Winkler.

Religiöser Bezug
Die Engeldarstellungen haben für Winkler eine spirituelle Dimension. “Es geht dabei weniger um die Zugehörigkeit zur Institution Kirche als um den persönlichen religiösen Bezug”, betont er. Mit Sorge, so Winkler, beobachte er, dass die Kirche immer dünner werde, sich viele Menschen nur noch auf religiöse Traditionen beschränkten und dadurch ein geistiges Vakuum entstehe. Gerade im Advent sei es ihm wichtig, die Aufmerksamkeit auf mehr als Glühwein und Einkaufsstress zu lenken. “Christsein sollte Perspektive sein und nicht Retrospektive. Ich wünsche mir, dass Menschen sich beim Betrachten meiner Bilder an den Glauben erinnern – und spüren, dass etwas verloren gehen könnte.”

Gerhard Winklers Engelbilder schmücken nicht nur die Wände seines Einfamilienhauses, sondern wurden bereits vielfach ausgestellt. Der Kirche Tisis in Feldkirch schenkte er drei sechs Meter lange Engeldarstellungen zum Thema Hoffnung, Glauben und Liebe. Vor fünf Jahren erschien im Bucher Verlag das Buch “Engel”, das sich seinen Hinterglasarbeiten widmet. Ein Essay von Gudrun M. Grabher thematisiert darin die “Epoche der leeren Engel”.

Viele Pläne
Auch andere Werke des Malers haben einen religiösen Bezug. Drei Fastentücher hat Winkler bereits geschaffen – das jüngste hängt in der Pfarrkirche Lauterach. “Für die Kirche in Fußach würde ich gerne ebenfalls ein Fastentuch gestalten – die Entwürfe sind fertig”, erzählt er. Trotz seines Alters arbeitet Winkler täglich in seinem Atelier weiter. Wenn es das Wetter zulässt, zieht es ihn mit der Staffelei ins Lauteracher Ried, wo er die Landschaft zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten festhält und immer wieder neu interpretiert. Eine weitere Ausstellung ist bereits in Planung: Gerhard Winkler sucht nach einer Kapelle, in der er seine Bildserie zum Vaterunser präsentieren kann. Ein dazugehöriger Bildband ist im Frühjahr im Bucher Verlag erschienen. Demnächst soll außerdem eine Broschüre über die Stelen erscheinen, die Winkler für den Meditationsweg beim Kloster Mariastern Gwiggen gestaltet hat.LCF













