Totentanz seit dem Mittelalter ein Thema in der Kunst

Der letzte Salonvortrag widmete sich den schönen Frauen und dem Tod.
thüringen Kürzlich fand auf Falkenhorst in Thüringen der letzte Vortrag der Reihe “Salonvorträge” statt, die vom Verein Villa Falkenhorst und der Volkshochschule Bludenz durchgeführt wird. Er widmete sich dem Thema “Die schönen Frauen und der Tod”, einem speziellen, aus der Thematik des Totentanzes entstandenen Motiv, das sich in der Malerei und der Dramatik seit dem Mittelalter immer wieder findet. Im Zentrum steht die Tatsache, dass alle Menschen sterben müssen; jeder soll sich bewusst sein, dass ihn der Tod einmal an die Hand nimmt.
Auch wenn sich das Sujet bereits in der Antike findet, wurde das Aufeinandertreffen von Leben und Tod vor allem ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu einem beliebten Motiv in der Kunst und häufig in Form eines Totentanzes umgesetzt. Eine erste Darstellung findet sich auf dem Friedhof der Unschuldigen Kinder in Paris. Dass der Tod damals ein wichtiges Thema wurde, ist den unsicheren Zeiten des Spätmittelalters (Pest, Schisma) geschuldet.

In der europäischen Kunst verselbständigte sich in der frühen Neuzeit nach und nach das Thema “Tod und Mädchen”, es wurde aus dem Umfeld des Totentanzes herausgelöst. Die junge Frau, Sinnbild für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung, wurde als Symbol für das Leben zum Gegenentwurf für den Tod, der unausweichlich ist, dargestellt. Er bemächtigt sich der Frau auf unterschiedliche Weise und will so das Leben auslöschen.
Diese Tatsache führt zu teilweise verstörenden Darstellungen, die schon im frühen 16. Jahrhundert die Schrecken des Todes deutlich machen und diesem bewusst die Erotik gegenüberstellen. Tod und Sexualität begegnen sich komplementär, können aber durchaus auch antagonistisch gesehen werden. Bei den Darstellungen von Niklaus Manuel, genannt Deutsch, Hans Baldung Grien oder Hans Sebald Beham aus dem 16. Jahrhundert wird die erotische Ambivalenz besonders deutlich, ja, angesichts der drastischen Direktheit der dargestellten Szenen kann man sie durchaus als Pornografie sehen.
In moderneren Zeiten wurde dieses Sujet in radikaler Offenheit künstlerisch umgesetzt, ob bei Egon Schiele (Tod und Mädchen), Edvard Munch (Todeskuss), Max Slevogt (Totentanz) oder im späten 20. Jahrhundert bei Tomi Ungerer und Horst Jansen, bei denen Tod und Mädchen zu einer Einheit verschmelzen bzw. das Mädchen sogar zum Skelett wird. Drastisch auch die Darstellungen von Marina Abramović, die unter anderem in einer Installation auf ihrem liegenden nackten Körper ein nach ihrem Körper hergestelltes Skelett platziert hat, oder das Musikvideo von Robbie Williams, der sich dabei Haut und Fleisch vom Körper reißt und am Schluss als Skelett tanzt.
Bei den meisten der modernen Darstellungen verliert das Tanzelement immer mehr an Bedeutung, die Darstellungen werden in alltägliche Situationen gerückt, und dabei steht die Ambivalenz von Tod und Eros ganz klar im Mittelpunkt.
Der Referent Thomas Schiretz, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet des Totentanzes, verstand es, dem interessierten Publikum diese spannende Thematik in ausgewählten Darstellungen näherzubringen.
