Sind “Kinderfänger” in Vorarlberg unterwegs? Was die ermittelnde Polizei dazu sagt

VN / 11.12.2025 • 11:41 Uhr
Sind "Kinderfänger" in Vorarlberg unterwegs? Was die ermittelnde Polizei dazu sagt
Vvn/schadDie Polizei ist derzeit in Bartholomäberg mit verstärkter Präsenz unterwegs.

Horrorvorstellung Kindesentführung: Jüngster Vorfall in Bartholomäberg sensibilisiert die Bevölkerung einmal mehr. Doch die Exekutive hat ihre eigene Erfahrung damit.

Schwarzach Am vergangenen Freitag lief ein sechsjähriger Schuljunge in Bartholomäberg zu seiner Mutter und erzählte ihr sichtlich aufgewühlt, auf dem Heimweg von der Volksschule von einem Mann und einer Frau angesprochen worden zu sein. Das Paar hätte ihn mit Süßigkeiten angelockt und aufgefordert, in ein rotes Auto zu steigen. Doch der Bub lief davon (die VN berichteten).

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Die Schilderungen des Sechsjährigen klangen überzeugend und glaubwürdig. “Der Kleine hat die Geschichte sicher nicht erfunden”, wie Bartholomäbergs Bürgermeister Martin Vallaster das gegenüber den VN kommentierte.

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vol.at/MayerPolizeisprecher Fabian Marchetti: “Wir verstärken dort, wo Meldungen einlangen, die Polizeipräsenz.”

Derzeit ist die Polizei mit verstärkter Präsenz in Bartholomäberg unterwegs. Ihre Ermittlungen zum Vorfall am vergangenen Freitag haben bisher jedoch noch zu keinerlei Ergebnissen geführt, wie Polizeisprecher Fabian Marchetti den VN am Donnerstag sagte. In den sozialen Netzwerken wurde auch von zeitnahen ähnlichen Vorfällen im Klostertal und Wolfurt berichtet. Laut Marchetti seien jedoch noch keine diesbezüglichen Anzeigen bei der Exekutive eingegangen.

“Jede Meldung wird ernst genommen”

“Selbstverständlich gehen wir allen Ermittlungsansätzen, sofern welche vorliege, nach. Jede Meldung wird ernst genommen”, versichert der Polizeisprecher, aber: “Das Ergebnis dieser Ermittlungen war bisher jedoch stets, dass kein konkreter Hinweis auf eine versuchte Entführung ermittelt werden konnte. In den Fällen, die aufgeklärt werden konnten, handelte es sich um Fehlinterpretationen oder Missverständnisse.”

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Marchetti weiter: “Wir sind froh, dass seit 1998 (Fall Kampusch) in Österreich keine Kindesentführung dieser Art stattgefunden hat. Im Internet kursieren jedoch immer wieder vermeintliche Wahrnehmungen. Dabei ähneln sich diese Meldungen: Meist ist die Rede von einem Mann, der Kinder aus einem Auto heraus anspricht und versucht, sie mit Süßigkeiten ins Fahrzeug zu locken.”

“Reale Gefahr äußerst gering”

Kinder und Jugendliche würden laufend darin geschult, wie sie im Ernstfall reagieren sollen. “Die reale Gefahr ist jedoch äußerst gering. Dennoch verstärken wir dort, wo Meldungen einlangen, die Polizeipräsenz. Das soll den Kindern wieder ein Gefühl von Sicherheit geben. In solchen Fällen stehen wir auch immer in engem Austausch mit den betroffenen Schulen”, ergänzt der Polizeisprecher.

“Eigene Betrugsmasche”

Falschmeldungen auf Social-Media-Plattformen würden oft ungefiltert und ungeprüft geteilt oder weitergeleitet. Leider gäbe es auch Meldungen, die bewusst falsch verbreitet werden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. “Wir raten daher, solche Informationen und die Quelle genau zu prüfen und im Zweifel bei der Polizei nachzufragen, bevor sie geteilt oder weitergeleitet werden. Es existiert zudem eine eigene Betrugsmasche, die unter dem Vorwand von Kindesentführungen versucht, an persönliche Daten zu gelangen.”

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Was können Eltern tun?

Präventiv können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, selbstbewusst Nein zu sagen – auch gegenüber Erwachsenen –, wenn ihre Grenzen überschritten werden. Bei Gefahr sollen Kinder laut um Hilfe rufen und sogenannte „Rettungsinseln“ wie Geschäfte aufsuchen. Wenn möglich, sollten Kinder bestimmte Wege gemeinsam mit anderen zurücklegen. Zudem sollten Eltern das Gespräch mit ihren Kindern suchen und ihnen in Ruhe erklären, dass Menschen nicht immer gute Absichten haben. Kinder dürfen keinesfalls – unabhängig davon, was ihnen versprochen wird oder wen die Person vorgibt zu kennen – mitgehen.