Eine große Chance liegengelassen

Sport / HEUTE • 11:05 Uhr

Sportlich verlief Altachs Bundesligaherbst “vernünftig”, dennoch bleiben einige Fragen, die es zu beantworten gilt.

Ried-Altach Nur kurz verlief die Verabschiedung vor den vielen mitgereisten SCRA-Fans, deren Busse direkt vor dem Stadioneingang (Gästesektor) parkten und von viel Polizei umstellt waren. Die Spieler suchten nach dem Abpfiff fast fluchtartig den Weg durch den Spielertunnel in die Kabine, wo es noch eine letzte Ansprache des Trainers gab, ehe es ein wenig später mit dem Teambus Richtung Vorarlberg ging. Die Weihnachtspause, inklusive Homeprogramm, wartet, sodass auch nicht mehr alle die Busreise ins Ländle mitmachten, sondern sich direkt auf den Heimweg machten.

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Benedikt Zech bei einem der 37 (!) Luftduelle im Spiel gegen Peter Kiedl. gepa

Irgendwie waren alle bedient ob der 0:3-Pleite im letzten Spiel des Jahres. Zumal einmal mehr eine große Chance liegengelassen wurde. Mit einem Sieg hätte es sportlich ein wahrhaft “goldener Herbst” werden können, so war es ein “ansprechender” (Benedikt Zech) mit dem bitteren Beigeschmack der höchsten Niederlage gegen die Innviertler seit 2015. So lange muss man in den bislang 38 Bundesliga-Duellen zurückblättern. Drei, die damals beim 1:4 in Ried schon dabei waren, müssen nun auch das 0:3 verdauen. Abwehrchef Benedikt Zech war vor etwas mehr als zehn Jahren ebenso im Einsatz wie Lukas Jäger, der am Samstag wie auch im Altacher Aufstiegsjahr die 90 Minuten auf der Bank verbringen musste, sowie Tormanntrainer Martin Kobras, der damals noch als Aktiver im Einsatz war.

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Schiedsrichter Emi Ristoskov zeigte sich einmal mehr sehr “kartenfreudig”, gleich sieben Gelbe und eine Gelb-Rote zückte der Kärntner und sorgte damit für zusätzliche Hektik. gepa
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Das 0:3 war die höchste Altacher BL-Niederlage gegen Ried seit mehr als zehn Jahren. gepa

Dabei, so sinnierte Zech nach dem Spiel, “waren wir zu Beginn des Spiels gut drinnen. Auch nach der Pause haben wir sehr vernünftig gespielt und waren klar die agierende Mannschaft. Warum wir dann plötzlich nur noch lange Bälle spielen, verstehe ich nicht. Aber so wird es gegen Ried einfach schwer. Das hatte dann nichts mehr mit Fußball zu tun”. Damit habe man vor allem den großgewachsenen Spielern der Innviertler einen Gefallen getan und noch schlimmer, das eigene Passspiel habe dadurch schwer gelitten. Erschwerend kam hinzu, dass man ausgerechnet im letzten Spiel des Jahres Schwächen bei Standards erkennen ließ. Das nutzte Ried mit Treffern zum richtigen Zeitpunkt – kurz vor und nach der Pause.

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Patrick Greil gleich gegen zwei Gegenspieler, Ante Bajic und Nikki Havenaar. gepa

Letztendlich zeigte es sich einmal mehr, dass es nicht auf die Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe oder Luftduelle in den 90 Minuten ankommt, sondern vielmehr ist es entscheidend, die richtigen zu gewinnen. Zudem fehlte der Offensivaspekt im Spiel der Altacher vollends. 1:14 Torschüsse verdeutlichen die Harmlosigkeit. Zu spüren war auch, dass sich Patrick Greil, der erstmals im SCRA-Dress durchspielte, auf der Seite nicht wohlfühlte. Immer wieder zog es Altachs torgefährlichsten Spieler ins Zentrum, doch die hohen Bälle flogen nicht nur ihm um die Ohren. Damit war das Spiel nach vorne harmlos. Es fehlten die Bälle in die Tiefe, zudem war das ansonsten so lauf- und spielfreudige Trio Diawara/Mustapha/Massombo von Ried völlig aus dem Spiel genommen worden.

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Wirkt meist wie ein Fremdkörper im Spiel: Srdjan Hrstic. gepa

“Wir hatten heute einfach zu viele Ausfälle”, sagte Zech und sprach auch die “Qualitätsfrage” an. Zumal auch die Einwechslungen nicht den gewünschten Effekt gebracht haben. Vielmehr verdeutlichte es, dass sich Srdjan Hrstic nicht wohl auf dem Feld fühlt. Angesichts seiner Zahlen mit einem Treffer bei 297 Spielminuten in elf Spielen lässt sich das nachvollziehen. Doch nicht nur der 22-jährige Stürmer, mit einer bescheidenen Schussgenauigkeit (29 Prozent), muss über den Winter hart an sich arbeiten, um nicht als Fehleinkauf abgestempelt zu werden.

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“Teuflisch” ging es in Ried in der Halbzeitpause auf dem Feld ab. gepa

Wichtige Weichenstellungen

So bleibt für Zech ein “vernünftiger Herbst” stehen und doch wurmt ihn der Blick auf die Tabelle. “Weil das die Realität ist und doch wäre so viel mehr möglich gewesen.” Sein Ansporn deshalb über die Feiertage, die er mit seiner Familie im Ländle verbringen wird, mit Start 2026 voll anzugreifen. “Weil es sind ja noch fünf Runden”, sagt er und verhehlt nicht, dass Platz sechs weiter sein großes Ziel ist.

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Über die Winterpause soll auch die Zukunftsplanung mit Coach Fabio Ingolitsch geklärt werden. gepa

Auch Cheftrainer Fabio Ingolitsch tat sich nach dem Spiel schwer, die richtigen Worte zu finden. In der Kabine ließ er die Mannschaft wissen, dass diese Niederlage nicht “die vielen guten Leistungen vom Herbst” schmälert, zumal man ja auch im Cupbewerb überwintert. Der Ärger über die Niederlage war dennoch spürbar beim Salzburger, der im Kreise der Familie in Salzburg neue Kraft schöpfen möchte. Dabei geht es auch um seine Zukunft. “Jetzt gleich nach dem Spiel ist nicht der richtige Zeitpunkt.” Die nächsten Wochen werden zeigen, in welche Richtung es in Altach gehen wird. Dass er selbst “hier sehr glücklich” ist und ihm die Arbeit mit der Mannschaft viel Spaß bereitet, machte er zum Jahresausklang aber noch einmal deutlich.