“Ein guter Versuch” – Was Bregenz vom neuen Handballformat hält

Vorarlberg / HEUTE • 10:00 Uhr

Die Liga pausiert, doch für die Ländle-Handballteams ist für dieses Jahr noch lange nicht Schluss: Beim neuen Liga-Cup mit dem Namen “MEHR LEBEN HNDBL3BEAT powered by Finanzfuchsgruppe” stehen junge Talente, neue Regeln und ein Hauch Turnierflair im Fokus.

Mit dem neu geschaffenen Liga-Cup betritt der österreichische Handballsport ungewohntes Terrain. Drei Teams, drei Duelle, drei Abschnitte pro Duell – das ist das Grundprinzip des Formats, das aktuell in vier regionalen Gruppen in ganz Österreich ausgetragen wird.

“Es ist ein Versuch, etwas Neues zu wagen”, sagt Bregenz-Handball-Geschäftsführer Björn Tyrner im Gespräch mit VOL.AT-Sportchef Simon Bitriol bei Vorarlberg Live. “Mutig und notwendig, auch wenn man sich anfangs erst in das Format hineindenken muss.” Der Auftakt fand vergangenes Wochenende in Hard statt, diesen Samstag folgt der zweite der drei Vorrundenspieltage in Bregenz – mit hoher Erwartung und großem organisatorischem Aufwand.

2 × 15 Minuten Hochspannung – und ein 7-Meter-Krimi

Gespielt wird in einem völlig neuen Modus: Jedes Team tritt an einem Tag zweimal an, wobei die Partien in zwei 15-Minuten-Abschnitte und ein 7-Meter-Werfen geteilt sind. Jeder Abschnitt zählt separat, zwei Punkte werden entsprechend vergeben – bis zu sechs pro Duell. Wer nach drei Spieltagen die meisten Punkte gesammelt hat, steht im Final-Four, das Ende Jänner in Wien über die Bühne geht.

Tyrner sieht darin eine echte Chance: “Das 7-Meter-Werfen ist eine wichtige Drucksituation, die man sonst kaum realistisch üben kann.” Auch für junge Spieler bietet das Format eine Bühne: Namen wie Lukas Ulmer, Niklas Günther oder Joshua Schmidt bekommen Spielzeit. “Die Entwicklung der Spieler steht klar im Vordergrund”, betont Tyrner.

"Ein guter Versuch" – Was Bregenz vom neuen Handballformat hält
7-Meter-Werfen ist ein Teil des neuen Formats. ©Serra

Herausforderung für Trainer, Fans und das Organisationsteam

Im Vergleich zum Liga-Alltag ist alles anders. Taktische Feinjustierung und lange Videoanalysen? Fehlanzeige. “Man muss auf den Punkt da sein – in der Abwehr wie im Angriff”, erklärt Tyrner. “Die Spiele sind kürzer, dafür intensiver. Es geht sofort zur Sache.” Für die Trainer bedeute das eine Umstellung, aber auch eine spannende Herausforderung.

Auch organisatorisch ist der Heimspieltag kein Spaziergang. Drei Spiele in dreieinhalb Stunden – das verlangt einen langen Atem von Hallensprechern, DJs und dem gesamten Betreuerstab. Hinzu kommt ein Rahmenprogramm: Verlosung des Hauptsponsors, ein kleines Eventgefühl – alles soll zur Fanbindung beitragen. “Wir hoffen auf eine volle Halle und echte Handball-Atmosphäre”, sagt Tyrner.

"Ein guter Versuch" – Was Bregenz vom neuen Handballformat hält
Der neue Liga-Cup soll für Spannung sorgen. ©Serra

Vom Experiment zur Dauerlösung?

Ob das neue Format langfristig Bestand haben wird, bleibt offen. Der klassische ÖHB-Cup steht für Tyrner jedenfalls nicht zur Disposition: “Der hat Tradition und gehört in den Spielplan.” Doch als Ergänzung – besonders für Vereine, die mehr Spiele und Sichtbarkeit für junge Spieler brauchen – sei das neue Format eine interessante Idee.

Kritik gab es bisher kaum, eher Nachfragen. “Die Leute wollen verstehen, wie das funktioniert”, so Tyrner. Dass das Format in internationalen Topligen Schule machen könnte, glaubt er zwar nicht – aber als österreichischer Weg ist es zumindest ein Schritt in eine spannende Richtung.

Sportlich im Soll – mit Blick auf das Frühjahr

Neben dem Cup blickt Bregenz Handball auf eine solide erste Saisonhälfte zurück: Tabellenplatz acht bedeutet aktuell Playoff-Rang. “Unser Ziel war ein Platz in den Top 8 – das passt”, bilanziert Tyrner. Besonders erfreulich: Goalgetter Louis Mönch führt die Torschützenliste an, unterstützt vom erfahrenen Mindaugas Dumcius. In der Deckung sieht man allerdings noch Luft nach oben, vor allem in der Abstimmung und Stabilität.

"Ein guter Versuch" – Was Bregenz vom neuen Handballformat hält
Mindaugas Dumcius ist eine der positiven Erscheinungen in der laufenden Saison bei Bregenz Handball. ©Serra

Große Kaderveränderungen sind im Winter nicht geplant. “Wir glauben an diese Mannschaft”, sagt Tyrner. Die Devise: Weiterarbeiten, vor allem defensiv, und im Frühjahr noch eine Schippe drauflegen.

Ausblick auf Samstag: Heimspiel, Hoffnung, Handballfest

Wenn am Samstag der zweite Vorrundenspieltag in Bregenz steigt, geht es sportlich um Punkte und emotional um viel mehr: Stimmung, Spielfreude und Sichtbarkeit für einen Sport, der neue Wege geht. “Unsere Spieler haben sich volle Tribünen verdient”, sagt Tyrner und lädt alle Handballfans ein, dabei zu sein.

(VOL.AT)