Alberschwende will gute Lösung für Umgang mit Hermann-Gmeiner-Gedenken

VN / 18.12.2025 • 16:02 Uhr
Heidi Winsauer (Moderation), Experten und BM Klaus Sohm (r)
Heidi Winsauer (Moderation), Experten und BM Klaus Sohm (rechts). Merbod Sohm

Großes Interesse an Information und Diskussion zum SOS-Kinderdorf-Gründer.

Alberschwende Am Mittwochabend versammelten sich in der Aula der Mittelschule Alberschwende etwa 100 Menschen, um unter der Moderation von Heidi Winsauer über die Haltung und den Umgang mit den Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gegen den Ehrenbürger und Gründer des SOS-Kinderdorfes Hermann Gmeiner zu sprechen. Bürgermeister Klaus Sohm betonte gleich zu Beginn, dass das Ziel des Abends nicht kurzfristige konkrete Handlungen seien, sondern die anwesenden Interessierten zu informieren und anzuhören und dann in der Arbeitsgruppe und nach Abstimmung mit dem Gemeinderat eine Vorgehensweise zu definieren.

Heidi Winsauer mit Julian Ascher (SOS Kinderdorf)
Heidi Winsauer mit Julian Ascher (SOS-Kinderdorf).

In Alberschwende ist der Veranstaltungssaal nach dem SOS-Kinderdorf-Gründer benannt, zwischen Volksschule und Pfarrhof steht eine Bronzebüste und vom letzten Jahr steht noch eine große Schrift zum 75-Jahr-Jubiläum.

Heidi Winsauer mit Jürgen Netzer (Kinder- und Jugendanwalt)
Heidi Winsauer mit Jürgen Netzer (Kinder- und Jugendanwalt).

Julian Ascher vom SOS-Kinderdorf schilderte die Vorgänge um die Vorwürfe gegen den gebürtigen Alberschwender. Am 23. Oktober dieses Jahres trat das SOS-Kinderdorf mit der Information an die Medien, dass in mindestens acht Fällen gegen Hermann Gmeiner Verdacht auf sexuelle Gewalt und Misshandlungen an minderjährigen Burschen besteht und die Betroffenen entschädigt worden seien. Dies geschah in einem Opferschutzverfahren – welches kein juristisches Instrument und mit einem Gerichtsverfahren nicht vergleichbar ist.

In der Führungsstruktur des SOS-Kinderdorfs gab es in letzter Zeit starke Personalveränderungen. Laut Julian Ascher werden alle Vorwürfe aufgearbeitet und in der Institution wird der Kinderschutz absolut in den Vordergrund gestellt.

Offener Prozess soll gute Lösung bringen

Experten wie Christian Netzer als Kinder- und Jugendanwalt und Alexander Wolf als Leiter der Opferschutzkommission schilderten ihre Ansätze und Vorstellungen zu diesem Thema. Wolf ist in der Rolle als Mediator besonders eine offene Kommunikation über verschiedene Meinungen und ein respektvoller Umgang miteinander wichtig.

Museumsberater Bruno Winkler betonte, dass ein Prozess am Ende in einer nicht allzu langen Zeitspanne eine Lösung für alle Beteiligten bringen soll und unbedingt emotionale Aspekte berücksichtigt werden müssen.

Von den Gästen wurde in der anschließenden offenen Gesprächsrunde immer wieder der Wunsch nach genaueren Informationen über die Vorwürfe und die Fakten geäußert. Die Experten beriefen sich jedoch auf ihre Verschwiegenheitspflicht und den Datenschutz. Alexander Wolf forderte eine strikte Trennung der Prozesse und Vorgehensweisen zwischen Gemeinde und SOS-Kinderdorf intern.

nach dem offiziellen Teil wurde noch weiter diskutiert
Nach dem offiziellen Teil wurde noch weiter diskutiert.

Das Spektrum der Wortmeldungen war sehr weit gestreut und reichte von viel Lob über die Leistungen Hermann Gmeiners und des SOS-Kinderdorfes, Fragen nach der Glaubwürdigkeit der Missbrauchsvorwürfe, Ärger über “Nicht-Distanzierung”, über Intransparenz, pragmatischen Lösungsideen bis zu biblischen Ansätzen wie “… der werfe den ersten Stein”.

Abschließend erklärten die Mitglieder der Arbeitsgruppe noch ihre Ansichten und Zugangsweisen. Gemeinderätin Cornelia Feuerstein ist es wichtig, Brücken zwischen allen Beteiligten zu bauen und dann Ergebnisse zu erzielen, für die sie auch in Zukunft stehen kann.

Bürgermeister Klaus Sohm lud alle Interessierten ein, sich einzubringen und sich bei der Gemeinde auf üblichem Weg zu melden. Es wird in der Arbeitsgruppe mit diesen Interessierten das Gespräch gesucht, um dann weitere Vorgehensweisen zu definieren. Da dies ein Prozess ist, könne jetzt noch nicht gesagt werden, was in welchem Zeitraum gemacht wird.

Viele Gäste nahmen die Einladung des Bürgermeisters an und diskutierten angeregt nach dem offiziellen Teil noch miteinander. MSO