Hermann Gmeiner: Erste Konsequenzen in Dornbirn, Prüfungen in Tirol

Politik / 03.11.2025 • 14:07 Uhr
Hermann Gmeiner: Erste Konsequenzen in Dornbirn, Prüfungen in Tirol
Dieser Park soll einen neuen Namen erhalten.VN

In Dornbirn will man Hermann Gmeiner künftig nicht mehr öffentlich ehren – und auch ein Nationalsozialist wird künftig nicht mehr im Stadtplan zu finden sein.

Dornbirn Die Stadt Dornbirn plant die Umbenennung des Hermann-Gmeiner-Parks im Stadtteil Erlosen und des Hermann-Gmeiner-Wegs in der Bergparzelle Knie. Hintergrund sind Missbrauchsfälle, die im Zuge interner Untersuchungen des SOS-Kinderdorfs bekannt wurden und den Gründer Hermann Gmeiner betreffen. „Der Missbrauch von Kindern ist besonders verwerflich, und es kann nicht sein, dass in Dornbirn öffentliche Flächen daran erinnern“, erklärt Bürgermeister Markus Fäßler per Aussendung am Montag. Eine Arbeitsgruppe soll nun alternative Namensvorschläge erarbeiten, die Entscheidung trifft anschließend die Stadtvertretung.

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In der Bergparzelle war bis 2014 ein SOS-Kinderdorf, an dessen Standort inzwischen eine Wohnsiedlung errichtet wurde. Auch Alberschwende, der Geburtsort von Gmeiner, beschäftigt sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe mit seinem bisherigen Ehrenbürger. “Das über Jahrzehnte geprägte Bild von Hermann Gmeiner ist durch die Vorwürfe aus den aktuellen Berichten stark erschüttert. Die Vorwürfe werfen große Schatten auf das Lebenswerk von Hermann Gmeiner”, erklärt Alberschwendes Bürgermeister Klaus Sohm nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse gegenüber den VN. “Die Gemeinde wird sich gründlich Gedanken über den Umgang mit dem Gründer der SOS-Kinderdörfer, dem Ehrenbürger der Gemeinde und der Person Hermann Gmeiner machen.” Man hoffe auf eine vollständige Klärung im Sinne der Betroffenen.

Aberkennungen

Das Land Tirol hat vergangene Woche nicht nur eine Aberkennungsprüfung der vom Land verliehenen Auszeichnungen für Gmeiner, sondern auch für zwei weitere führende Mitarbeiter der Organisation eingeleitet. Eine solche Aberkennung ist in Vorarlberg bislang nicht gesetzlich möglich. Gmeiner erhielt international an die 150 Auszeichnungen, so auch 1974 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg.

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Parallel prüft die Reformkommission des SOS-Kinderdorfs die bislang von der Opferschutzkommission der Organisation bearbeiteten Vorwürfe gegen Gmeiner. In den Jahren 2013 bis 2023 gingen bei der Opferschutzkommission rund 200 Meldungen ein, acht davon betrafen den Gründungsvater von SOS-Kinderdorf. Hier gaben Personen plausibel an, von Gmeiner sexuelle Gewalt erlitten zu haben und wurden seitens SOS-Kinderdorf mit bis zu 25.000 Euro und der Übernahme von Therapiestunden entschädigt. Zu den möglichen Tatorten zähle auch Vorarlberg.

Weitere Umbenennungen

Dornbirn nutzt die aktuelle Debatte für eine weitere Umbenennung: Auch die Ludwig-Kofler-Straße wird umbenannt. Kofler war als Gaudozenten-Bundführer und SS-Untersturmführer in der NS-Zeit aktiv. Fäßler betonte: „Es ist nicht tragbar, dass wir einem ehemaligen Nationalsozialisten mit einer Straße ein Andenken ermöglichen.“ Erleichtert wird dies, da Mercedes Schneider die Umbenennung mitträgt. Das Unternehmen ist die einzige Adresse der Straße nahe der Dornbirner Hauptfeuerwache. Weniger einfach bleibt die Situation in der Kernstock-Straße im Dornbirner Rohrbach. Ottokar Kernstock gilt als umstrittene historische Figur mit Nähe zum völkischen Nationalismus. Eine Umbenennung wird aufgrund des Aufwands für die Anrainerinnen und Anrainer derzeit nicht angestrebt, räumt die Stadt ein. Stattdessen wurde bereits vor geraumer Zeit eine Zusatztafel angebracht, die über die Hintergründe informiert.

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Die Ludwig-Kofler-Straße wird aus dem Stadtplan verschwinden. Stadt Dornbirn