Fashion made in Vorarlberg

Text: Marion Hofer
Die Harderin Maiken Kloser gestaltete vier Roben für die Staatsballett-Tänzerinnen beim diesjährigen Wiener Opernball.
Die Wiener Staatsoper, der wohl schönste Ballsaal der Welt, rollte wieder den roten Teppich aus. Die Feststiege diente wie jedes Jahr dem Schaulaufen der schönsten Glitzer-Roben und opulenten Abendkleidern. Mittendrin Fashion Made in Vorarlberg. Maiken Kloser war eine der drei Siegerinnen beim Couture Salon des Opernballs, die 2024 die Staatsballett-Tänzerinnen ausstatteten. Insgesamt 100 Bewerber nahmen teil. Dabei sei anfänglich die Unsicherheit groß gewesen. „Große Bälle gibt es im kleinen Ländle schließlich kaum“, rechnete sich die 36-jährige Designerin wenig Chancen aus. „Ganz ehrlich“, ihre Stimme flüstert fast, „ich habe sogar angerufen und mich erkundigt, ob es überhaupt Sinn habe, mich als Vorarlbergerin zu bewerben.“
Glücklicherweise, denn die Jury unter dem Vorsitz von Thang de Hoo entschied sich neben zwei weiteren Designerinnen für Maiken Kloser, die in Hohenems ein Atelier mit ihrem Label Maiken K. führt. Mitte November klingelte dann das Telefon und alles musste schnell gehen, denn bereits Mitte Jänner fand der Couture Salon im Hotel Bristol statt. Da präsentierten die Solotänzerinnen die Kollektionen erstmals einer größeren Öffentlichkeit.
Auf den letzten Drücker.
Dazwischen lag viel Hektik, mitunter auch Bangen, ob das auch alles in dieser kurzen Zeit zu schaffen sei. Zumal auch die Stoffe noch bestellt werden mussten. „Auf den letzten Drücker funktioniere ich am besten“, kann sie mittlerweile entspannt darauf zurückblicken. Maiken Kloser ist nicht nur Unternehmerin, sondern auch noch Mutter zweier Kinder und Ehefrau. Zu Hause heißt es fifty-fifty. Haushalt und Kinderbetreuung teilen sich beide Eltern auf. Sonst wäre der Spagat wohl nicht zu schaffen. Alles klappte im wahrsten Sinne des Wortes nach Maß. „Obwohl ich zuerst Blinken, Perlen und Federn vor mir sah, habe ich auf große Experimente verzichtet.“ Sie war sich bewusst, das Kleid muss auf Anhieb funktionieren. Eine Woche Zeit konnte sie für eine Robe aufwenden. Vier sollten es werden.

Außerdem gehören verspielte Details durchaus zu ihrem Stil. Doch genau diese kleinen Kostbarkeiten verleihen ihren Roben Leichtigkeit, Weiblichkeit und Raffinesse. Knopfleisten etwa sind das gewisse Etwas. Knapp einhundert Knöpfe nähte die 36-Jährige binnen kurzer Zeit an. Nicht zu vergessen die 200 Stickerei-Blumen. In jeder einzelnen steckt viel Sorgfalt und Perfektion. „An der Puppe haben meine Mitarbeiterin und ich zudem die Falten einzeln drapiert, bei fünfzig Meter Stoff pro Kleid ist das durchaus zeitaufwendig.“ Aber die perfekte Passform und das Material entscheiden nun mal alles und bei so viel Tüll können Falten an der falschen Stelle unschön bauschen. Die unsichtbaren Feinheiten machen jedoch den Unterschied. Sie betonen die individuelle Figur und lassen die Trägerin glänzen. Ein unverwechselbares Markenzeichen des Labels Maiken K.
Gute-Laune-Lachen.
Als es endlich „Alles Walzer“ hieß, ist Maiken mit ihren Freundinnen Eva Heerdegen und Kim Jessica Bauer live dabei. Genäht hat die Siegerin bis zur allerletzten Minute. „Mein Kleid war noch lauwarm, als ich reinschlüpfte.“ Klosers Gute-Laune-Lachen steckt an und ihre charismatische Ausstrahlung sorgt für Atmosphäre im Atelier. Natürlich wirken auch die Kollektionen, lange Braut- und Abendkleider in zarten Pastelltönen und bestickt mit Perlen. Oder auf der gegenüberliegenden Seite, die Ready-to-wear-Kollektion, die für Individualität in der Alltagsmode steht. Aber am allermeisten wirkt sie selbst.
Daran ändert auch der rote Teppich nichts. In einem hellblauen Tüllkleid mit schwarzen Punkten schreitet Kloser zwischen Politikern und Promis aus aller Welt die Feststiege hoch, gibt Interviews und macht nach der offiziellen Eröffnung das, was zwischen Kindern, Familienleben und Geschäft viel zu kurz kommt – sie genießt einen lustigen Mädels-Abend. Und dann flutscht doch noch Sentimentalität in ihre Stimme: „Als ich 2009 nach Wien zog, um Modedesign zu studieren, sagte ich zu meiner Mutter: „Mama, bald wirst du ein Kleid von mir bei der Opernball-Ausstrahlung im Fernsehen sehen.“
Jetzt, 15 Jahre später, wurde der damals nicht ganz ernst gemeinte Satz Realität. Und mit ihm die Gewissheit, dass Maiken K. auch höchsten Designansprüchen gerecht wird. Im Ländle, in Wien, aber auch international. Die Feststiege mit dem roten Teppich hat den Weg geebnet.
Fotos: Katharina Schiffl