Nicht nur Straße ist Entlastung

Vorarlberg / 21.10.2012 • 18:55 Uhr
Beschleunigung des Busverkehrs: Bei Dornbirn-Nord hat der Bus jetzt eine eigene Spur. Foto: vn/steurer
Beschleunigung des Busverkehrs: Bei Dornbirn-Nord hat der Bus jetzt eine eigene Spur. Foto: vn/steurer

Große Pläne für öffentlichen Verkehr im Rheintal. 200 Millionen Euro sind budgetiert.

Bregenz. (VN) Die Diskussion um den Verkehrsplanungsprozess im unteren Rheintal dreht sich hauptsächlich um den Begriff Entlastungsstraße: „Z-Variante“ durchs Ried oder doch „CP-Variante“ mit einer Ostumfahrung-Lusten­au? 440 Millionen Euro würde die teuerste Alternative kosten. Doch die Verkehrsentlastung im dicht besiedelten unteren Rheintal hat eine zweite, feste Säule: den öffentlichen Personennahverkehr, kurz ÖPNV. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen soll einerseits dafür sorgen, dass der motorisierte Individualverkehr eingeschränkt wird, und andererseits ein höheres Bewusstsein für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel schaffen.

Vorrang für Busse

Über 200 Millionen Euro sind langfristig für den öffentlichen Verkehr samt entsprechender Infrastruktur vorgesehen. Rechnet man die Investitionen in den Rankweiler Bahnhof, den man freilich nicht dem unteren Rheintal zuordnen kann, wären es 240 Millionen. Geplant ist ein bunter Mix an Maßnahmen zur Förderung des öffentlichen Verkehrs. „Einige Vorhaben wurden bereits umgesetzt bzw. stehen in Umsetzung“, informiert Christian Rankl (56), Projektleiter beim großen Verkehrsplanungsprozess „Mobil im Rheintal“, dessen Schlussdokument vor fast genau einem Jahr verabschiedet wurde. Rankl erwähnt die Busspur von Dornbirn-Haselstauden bis zum Verkehrsknotenpunkt Dornbirn-Nord. Ein Modell, das auch in anderen neuralgischen Bereichen den öffentlichen Verkehr bevorzugen soll – genauso wie es im Konzept über „Push & Pull“-Maßnahmen vorgesehen ist.

Rückgrat Schiene

„Das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs“, wird ­Rankl nicht müde zu betonen, „liegt auf der Schiene.“ Der Verkehrsexperte verweist in diesem Zusammenhang auf die Sanierungen bzw. Neubauten an mehreren regionalen Bahnhöfen. In Lauterach und Hohenems wird derzeit gebaut, intensive Planungen sind für Lustenau sowie Hard/Fußach am Laufen. Die Bahnhöfe und Haltestellen sollen die Knotenpunkte eines öffentlichen Verkehrssystems werden, an das sich die anderen Verkehrsmittel und Infrastrukturmaßnahmen anpassen. „Es geht darum, Bahn, Busse und Fahrradrouten optimal zu verknüpfen.“

Gerne zeigt Rankl einen Entwurf über den Lauteracher Bahnhof mit Zugängen und Einrichtungen für Fußgänger und Radfahrer – ein Bild, das stellvertretend für andere Knotenpunkte sein soll.

Die Projekte sind fester Bestandteil der geplanten Verkehrsmaßnahmen. Unabhängig davon, ob eine Entlastungsstraße kommt oder nicht. „Jede Straßenalternative ist ja nur in Kombination mit Maßnahmen für den öffentlichen Verkehr vorgesehen“, macht Rankl klar.

Bahn, Bus und Radrouten müssen optimal verknüpft sein.

Christian Rankl

ÖPNV-Maßnahmen

» Schaffung von Bahn-Knotenpunkten mit entsprechender Infrastruktur für Park & Ride bzw. Bike & Ride sowie guter Anbindung an das Bus-, Rad- und Fußwegenetz. Derzeit laufend: Neubau und Sanierung der Haltestellen bzw. Bahnhöfe Lauterach-Mitte und Hohenems sowie Planungen des Bahnhofs Lustenau sowie Strecken- und Haltestellenverbesserungen im Bereich Hard / Fußach–Lauterach

» Verbesserung der Radrouten im Bereich der geplanten Bahnhofsneubauten in Lauterach, Hard, Hohenems und Lustenau durch Realisierung attraktiver Fahrradunterführungen und Fahrradabstellplätze (für die o. a. Haltestellen und Bahnhöfe in Planung)

» Maßnahmen beim Güterverkehr: Verlagerung auf die Schiene durch Ausbau des Güterbahnhofs Wolfurt sowie kleinräumige Logistikkonzepte

» Begleitmaßnahmen (Push & Pull), bestehend aus den Punkten Busbevorzugung, Parkraumbewirtschaftung, Mobilitätsmanagement und Fahrradverkehr. Arbeiten zur Busbeschleunigung wurden mit Jahresbeginn gestartet. Busspur bei Dornbirn-Nord als erste Maßnahme ist bereits umgesetzt, weitere sind in Planung

» Mittel- bis langfristig Weiterentwicklung des ÖV im unteren Rheintal unter Einsatz von Bussen mit energieeffizienten Antrieben
(z. B. Doppelgelenkshybridbussen)

Langfristig veranschlagte Gesamtkosten für alle Vorhaben im öffentlichen Personennahverkehr im unteren Rheintal: über 200 Millionen Euro