Schwarzgeld: Keßler droht baldiger Rauswurf

Gestern begann Prüfung des Sportservice. LH Wallner will rasche Konsequenzen.
Dornbirn. Es ging rund in den Büroräumlichkeiten des Sportservice gestern in Dornbirn. Mehrere Spezialisten einer Bregenzer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft waren angerückt, um die Finanzgebarung der Vorarlberger Sportservice Ges.m.b.H. genau unter die Lupe zu nehmen. „Die Prüfer haben alle relevanten Unterlagen angefordert und arbeiten intensiv“, berichtete Sportservice-Geschäftsführer Martin Schäffl (42). Ein Ergebnis könnte es aufgrund der anstehenden Feiertage erst in zirka zwei Wochen geben. Wie die VN am Mittwoch exklusiv berichteten, wurde der sportliche Koordinator der Spitzensporteinrichtung, Martin Keßler (50), vorläufig suspendiert. Er habe Geld aus den Einnahmen von Lauftests an der Buchhaltung vorbeigeschmuggelt und gehortet, lautet der Vorwurf. Damit habe Keßler Mitarbeiter bezahlt und eine Betriebskassa mit Schwarzgeld eingerichtet, um bestimmte Zahlungen „unbürokratisch und schnell“ abzuwickeln. Geschäftsführer Martin Schäffl hatte Keßler beim Aufsichtsrat angezeigt. Der ehemalige Ruder-Nationaltrainer wurde daraufhin sofort suspendiert und erhielt für das Landessportzentrum Hausverbot.
Wird zur Chefsache
Während die Prüfung also noch mehrere Tage andauern wird, könnte bereits heute eine an höchster Stelle verfügte Personalentscheidung betreffend Sportservice fallen. Landeshauptmann Markus Wallner (45) hat sich der Sache angenommen. Für Wallner ist klar: „Eine Handkassa neben der offiziellen Gebarung zu führen, ist für eine Landes-Einrichtung völlig inakzeptabel. Da muss es rasche dienstrechtliche Konsequenzen geben.“ Wallner schließt eine Entlassung Martin Keßlers aus dem Landesdienst noch am heutigen Donnerstag nicht aus.
Für Sportlandesrat Siegi Stemer (61) sind die Vorgänge um seinen Weggefährten Martin Keßler „eine sehr schlimme Sache. Wie auch immer er durch seine Art polarisieren mag, er hat einiges im Sinne der Heranbildung von Spitzensportlern und für das Sportkonzept bewegt. Wobei es nichts zu beschönigen gibt – sollten sich die Vorwürfe einer nicht ordnungsgemäßen Gebarung durch die Prüfer bewahrheiten.“
„Tiefe menschliche Gräben“
Laut VN-Recherchen ist die Situation beim Sportservice in den vergangenen Wochen eskaliert. Im Mittelpunkt standen dabei Martin Keßler und Martin Schäffl. So sei es immer wieder zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen über verschiedene Punkte gekommen. Schließlich zeigte Schäffl Keßler wegen dessen Umgang mit den Geldern der Einrichtung an. „Ich habe noch versucht, die Wogen zu glätten. Von den Vorgängen rund ums Geld wusste ich bis zur Anzeige nichts“, sagte Sportlandesrat Stemer zu den VN. „Es wurden hier tiefe menschliche Gräben aufgerissen. Wir müssen reagieren“, meint Stemer weiter. Dass Martin Keßler in der Vorarlberger Sportwelt polarisiert, steht außer Zweifel. Er hat gleichermaßen Anhänger wie Gegner. Unterstützer findet er bei jenen, die seine Vorstellungen für den Bereich Spitzensport teilen. „Wir haben in ihm und dem Sportservice einen idealen Partner“, sagt etwa Olympiasieger Patrick Ortlieb, Präsident des Vorarlberger Skiverbandes. Ortlieb lobt das strukturierte Arbeiten Keßlers. Auch Judo-Landestrainer und Sportservice-Angestellter Patrick Rusch sieht in Keßler den richtigen Mann für die Schaffung von perfekten Rahmenbedingungen für seine Schützlinge. Auf strikte Ablehnung stößt Keßler in mehreren anderen Fachverbänden. Denen gehen die strengen Richtlinien des umstrittenen Ex-Rudertrainers zu weit. Heftige Auseinandersetzungen sind immer wieder die Folge davon. Aber auch Angst bei jenen, die im Falle von „Liebesentzug“ durch Keßler negative Folgen befürchten.
Es muss auf diese Vorgänge rasche dienstrechtliche Entscheidungen geben.
LH Markus wallner