Ländle-Rotlicht hinter Mauern

Prostitution steht in Vorarlberg schon lange nicht mehr im Scheinwerferlicht. Es gibt sie fast nur noch anonym.
Schwarzach. 91:0 steht es in der Zahl von offiziellen Bordellen zwischen dem Schweizer Kanton St. Gallen und dem österreichischen Bundesland Vorarlberg. Während jenseits des Rheins ungeniert für die triebgesteuerten Freuden geworben wird und die einschlägigen Lokalitäten entsprechenden Werbeaufwand betreiben, trägt Prostitution im Ländle kein Schild an der Tür. Es gibt sie dennoch. Als verstecktes Rotlicht hinter den Mauern biederer Bürgerhäuser.
Alte Zeiten vorbei
„Ja“, bestätigt Andreas Gantner (46), einer der drei Beamten der Abteilung Menschenhandel und Schlepperei, „Prostitution sieht man in Vorarlberg praktisch nicht mehr. Im Vergleich zu den wilden 80ern ist sie praktisch vom Straßenbild verschwunden.“ Doch weil sie in Vorarlberg nach wie vor verboten ist, sind die Beamten zur Bekämpfung gezwungen. Besonders dramatisch sind die kriminellen Machenschaften im horizontalen Milieu allerdings nicht. „Im vergangenen Jahr gab es zwei Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Zuhälterei und an die 50 Verwaltungsübertretungen im Zusammenhang mit Prostitution“, zieht Gantner eine Bilanz, die nichts mehr mit den mörderischen Konflikten in der wilden alten Zuhälterzeit gemein hat.
„Zuhälterei gibt es vereinzelt dennoch“, bemerkt Gantner. Und verweist dabei auch auf den Umstand, dass Zuhälterei längst nicht mehr nur Männersache ist. Diverse Gerichtsprozesse im Land belegen das. Die Sittenwächter im Land sind hauptsächlich an strafrechtlich relevanten Vorkommnissen interessiert. Dazu gehört auch der Schutz von Frauen vor offensichtlicher Ausbeutung. „Wenn Frauen nachweislich ausgenutzt und ausgebeutet werden, sind das Tatbestände.“ Freilich fällt den Beamten die Beweisbringung nicht immer leicht. „Es müssen schon klare Belege oder Aussagen über Gewaltausübung oder Ausbeutung vorliegen, um auch einschreiten zu können“, weiß Gantner. Die Zuhälter von heute seien im Großen und Ganzen nicht mehr mit den gewalt- und schießwütigen Kriminellen von früher vergleichbar. „Die legen sehr viel Wert darauf, dass alles ruhig abläuft.“
„Bordell ändert nichts“
Eine heterogene Gruppe sind laut Aussage des Kriminalbeamten die im Land arbeitenden Prostituierten. „Da gibt es alleinstehende einheimische Mütter genauso wie Mädchen und Frauen aus Südeuropa. Letztere kommen oft aus ärmlichsten Verhältnissen und gehen dem Gewerbe nach, weil sie ihre Familien zu Hause erhalten“, berichtet Gantner. „Aber“, so der Beamte, „es gibt auch solche, die tun das alles nur für ihre gehobenen Ansprüche und leben wie die Made im Speck.“ Nach Ansicht von Gantner würde ein Bordell in Vorarlberg die anonyme Prostitution nicht verschwinden lassen.
Es gibt Prostituierte, die tun alles nur für ihre gehobenen Ansprüche und leben wie die Maden im Speck.
Andreas Gantner, Ermittler