Magie des ersten Schultages

Für knapp 4500 Vorarlberger Kinder hieß es gestern: Vorhang auf zum Abenteuer Schule.
Hohenems. Alles haben sie an der Volksschule Hohenems Markt für den großen Tag perfekt vorbereitet. Alles, was sich vorbereiten lässt. Das Wetter zählt bekanntlich nicht dazu. Doch auch ein Mindestrespekt der höheren Mächte ist dem Ereignis beschieden: Es regnete nicht. Und als die knapp 80 Erstklässler der Volksschule Markt durch ein Spalier von Menschen mit bunten Mutmacher-Transparenten wie Gladiatoren vom Eröffnungsgottesdienst zum Schulhaus schreiten, ist die Luft zwar frisch, aber trocken. „Herzlich willkommen“, „Viel Spaß“, „Viel Glück“, „Mach’s gut“ steht auf diesen Transparenten. Direktor Christof Jagg (50) lächelt zufrieden. „Wir machen das jetzt zum dritten Mal so. Es kommt gut an.“ Kurz darauf begrüßt er in kurzen Worten sowohl die Frischlinge als auch die anderen Schüler. Ab geht’s in die Klassenzimmer.
Mit Mami und Papi
Im zweiten Stock warten Simone Haltinger (33) und Sarah Bösch (26) auf ihre Zöglinge der 1b-Klasse. Liebevoll haben die beiden Pädagoginnen das Klassenzimmer eingerichtet, an der Tür kleben bereits die Fotos der Kinder, in der Mitte des Raumes liegen am Boden blaue Karten mit den Namen der künftigen Erstklässler, die noch etwas scheu mit ihren Eltern das Klassenzimmer betreten. „Setzt euch“, sagt Simone Haltinger zu den Kindern. Diese nehmen zögerlich Platz auf den kleinen im Kreis aufgestellten Stühlen. 20 Mädchen und Buben sind es, und manch eines der Kinder schaut noch etwas hilfesuchend zu Mami oder Papi, die sich im hinteren Teil der Klasse aufgestellt haben. „Glaubt mir, ich bin auch nervös“, sagt Sarah Bösch. „Ich bin wie ihr den ersten Tag an dieser Schule.“
Der Regenbogenfisch
Die Kinder können alle schon ihren Namen lesen und picken sich ihre Namenskarte. Jedes stellt sich kurz vor. Neugierig blicken sie hin und her – ganz gefangen in der Faszination des Neuen, dem sie nach wenigen Minuten ganz ausgeliefert sind, als die Lehrerinnen die Eltern bitten, das Klassenzimmer zu verlassen. Lehrerin Simone holt sich ein großes buntes Buch. Sie liest den Kindern die Geschichte des Regenbogenfisches vor. Dabei zeigt sie ihnen immer wieder die Bilder im Buch. Vom Regenbogenfisch mit den glitzernden Schuppen, und all den anderen Fischen, die den Regenbogenfisch bitten, ihnen eine seiner glitzernden Schuppen zu geben. Der sagt zuerst immer „nein“, ehe ihn der mächtige dunkle Tintenfisch vom Schenken überzeugt. Die Geschichte endet mit lauter glücklichen und dann auch glänzenden Fischen. Der Regenbogenfisch, der zuerst allein und einsam war, hat seinen Artgenossen Schuppen geschenkt.
Mit diesen schönen Bildern werden die Kinder dann aus ihrer ersten Schulstunde entlassen. Nicht jedoch ohne ihre erste Hausaufgabe erhalten zu haben: Ein Bild von einem Erlebnis aus den Ferien sollen sie bis morgen zeichnen.
Infos im Vorfeld
Die beiden Lehrerinnen und Direktor Christof Jagg ziehen eine positive erste Bilanz. „Es ist“, sagt Jagg, „mit den Erstklässlern heute leichter als früher. Wir haben bereits Informationen über sie, die Kinder haben auch bereits noch während des letzten Jahres im Kindergarten die Schule kennengelernt.“ Als riesigen pädagogischen Vorteil sehen Simone Haltinger und Sarah Bösch die Tatsache, dass sie die Klasse zu zweit unterrichten. Das können sie auch deswegen tun, weil vier ihrer 20 Schüler sonderpädagogischen Förderbedarf aufweisen. „Unabhängig davon ist es unglaublich wertvoll, ein doppeltes Feedback auf die Kinder zu erhalten und dementsprechend zu reagieren“, betont Sarah Bösch. Die 1b wird so für sie zu einem spannenden Gemeinschaftsprojekt. „Wir freuen uns darauf“, sagt Simone Haltinger.