Das Land sucht einen Rektor

Seit bald eineinhalb Jahren hat die FH Vorarlberg keinen echten Leiter im Bereich Lehre.
Dornbirn. Lars Frormann (46) war der letzte Rektor an der Fachhochschule Vorarlberg. Der aus Görlitz stammende Ostdeutsche hatte in Dornbirn jedoch keine allzu lange Aufenthaltsdauer. Nach gut einem Jahr war Frormann auch schon wieder weg. Unüberbrückbare Differenzen mit mehreren wichtigen Exponenten der Bildungseinrichtung sollen dafür verantwortlich gewesen sein. Seit 1. Februar 2013 ist das Herzstück der tertiären Ausbildung in Vorarlberg ohne wirklichen wissenschaftlichen Leiter. Als Sprecher des Kollegiums, dem für Lehre und Forschung zuständigen Gremium, fungiert Vizerektor Oskar Müller. 2002 war Müller schon einmal als Rektor im Amt.
Interessenkonflikte
Sonderlich beliebt scheint der Job nicht zu sein. „Da steckt man permanent in Interessenkonflikten“, berichtet ein FH-Insider, der nicht genannt werden möchte. Der Rektor als Sprecher des Kollegiums, das sich mit Studium und Lehre beschäftigt, einerseits, und die vor allem wirtschaftlichen Interessen verpflichtende Geschäftsführung samt Aufsichtsrat andererseits. Natürlich liege das auch in der Struktur einer Fachhochschule, meint der FH-Vorarlberg-Kenner. „Diese Konstellation ist speziell für den Rektor sehr mühsam, Reibereien sind vorprogrammiert. Das Kollegium will oft andere Studieneinrichtungen und Forschungsprojekte als der Aufsichtsrat, der natürlich auf dem Standpunkt steht: Wer das Geld hat, schafft an.“ So habe ein führendes Mitglied des Aufsichtsrats zum Beispiel mit aller Vehemenz versucht, den Studiengang Intermedia ersatzlos zu streichen. Das habe zu einigen Spannungen geführt. Eine mögliche Lösung für das Dilemma: „Der Rektor wird zweiter Geschäftsführer. Wobei er dann zwei Herren dienen muss.“
Vorarlberger Lösung?
Laut dem für die Fachhochschule zuständigen Landesrat Harald Sonderegger (50) ist die Bildungseinrichtung nicht mehr lange ohne Rektor. „Wir befinden uns mittendrin in Sondierungsgesprächen“, berichtet Sonderegger. „In den nächsten Wochen schon sollte ein Dreier-Vorschlag stehen. Ich gehe davon aus, dass wir noch vor dem Sommer einen neuen Rektor für die Fachhochschule bekannt geben können.“ Nachsatz: „Falls nichts Unerwartetes passiert.“ Nicht müde wird Sonderegger zu betonen, „dass der Betrieb momentan mit Vizerektor Müller und der Geschäftsführung reibungslos funktioniert“. Grundsätzlich könne es in einer Einrichtung mit der Struktur der Fachhochschule immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Sonderegger: „Wir wollen ja auch Persönlichkeiten in wichtigen Positionen haben. Wichtig ist eine faire Kommunikation auf Augenhöhe. Der wissenschaftliche Bereich muss sich verstanden fühlen, und dem Aufsichtsrat muss klar sein, dass man den Geschäftsführer nicht einfach mit Aufträgen in den Krieg schicken darf.“ Der neue Rektor wird nach Aussage von LR Sonderegger „keine Sensation“ sein. Er deutet damit an, dass es durchaus eine Vorarlberger Lösung geben könnte.
Fans und Kritiker
Nicht begeistert über die im Bereich Lehre und Studium nach außen hin führungslose Fachhochschule ist man bei der Industriellenvereinigung. Man möchte jene Institution, die der Wirtschaft die benötigten Spitzenfachkräfte liefern soll, bestmöglich aufgestellt wissen. „Die Unruhe, die es einige Zeit gegeben hat, ging nicht spurlos an der Lehre vorbei. Auch wenn die Fachhochschule immer wieder gute Absolventen entlässt“, äußert sich IV-Geschäftsführer Matthias Burtscher (33). Mehr Studienplätze im Bereich Technik und in naturwissenschaftlichen Fächern wünsche sich die IV künftig für die Fachhochschule. Und auch eine größere internationale Öffnung. „Da gibt es viel Luft nach oben“, meint Burtscher. Mit der Kritik der Grünen Katharina Wiesflecker wegen angeblich fehlender Planung kann der IV-Geschäftsführer jedoch nichts anfangen. „Diese Kritik ist ungerechtfertigt, ein politischer Rundumschlag.“ Grundsätzlich sei man bei der IV „ein großer Fan der Fachhochschule“, ergänzt Burtscher.
Klare Vorstellungen hat Landesrat Harald Sonderegger bezüglich der Kapazität der Bildungseinrichtung. „Bis nächstes Jahr wollen wir 1200 Studienplätze an der FH bereitstellen. Damit wäre größenmäßig der Plafond für uns erreicht.
Wir wollen Persönlichkeiten in den Führungspositionen der Fachhochschule.
LR Harald Sonderegger
FH Vorarlberg
» Als Fachhochschule seit 1998
» Erhalter: Land Vorarlberg
» Studierende: 1133
» Lehrende: 65 Vollzeit-Lehrende
» Departments: Computer Science, Engineering; Gestaltung und mediale Kommunikation, Management und Business Administration, Sozial- und Organisationswissenschaften.
» Gesamtbudget: Rund 23,6 Millionen Euro
» Geschäftsführer: Stefan Fitz-Rankl
» Kollegiumssprecher: Vizerektor Oskar Müller